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Geistreiches Ständchen zum Jubiläum

ls; 29. Oct 2018, 12:10 Uhr
Bilder: Leif Schmittgen --- Reinhold Beckmann regte mit seinen Texten zum Nachdenken an.
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Geistreiches Ständchen zum Jubiläum

ls; 29. Oct 2018, 12:10 Uhr
Gummersbach – Gestern feierte der Verein zur Förderung der Kultur in Gummersbach das 25-jährige Bestehen mit einem Konzert von Reinhold Beckmann & Band in der Halle 32.
Von Leif Schmittgen

Renate Wigger, Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Kultur in Gummersbach, hatte ihre Rede ganz bewusst kurzgehalten: „Zum 20. Geburtstag gab es über drei Stunden zahlreiche Ansprachen und Rückschauen auf unser Wirken, heute wollen wir mit Ihnen einfach nur einen schönen Abend verbringen“, sagte Wigger zu den rund 250 Besuchern, die der Einladung des 25. Geburtstages des Vereins in die Halle 32 auf dem Steinmüllergelände gefolgt waren.   


[Renate Wigger fasste sich kurz und überließ den Musikern die Gestaltung des Geburtstagsabends.]

Und für einen schönen Abend sollte der TV-Moderator Reinhold Beckmann mit seiner Band sorgen, der sich, bevor er überhaupt den ersten Ton von sich gab, direkt beim Publikum beliebt machte. „Als junger Reporter bin ich als Fußballexperte zum Handball nach Gummersbach gekommen und habe schnell gemerkt: Das ist die wahre Sportart“, sagte Beckmann. Ihm war kurz zuvor fast die Gitarre vom Hals gerutscht, als er die Gäste mit nach oben gerissenen Armen mit einem lauten „Hallo Gummersbach“ begrüßt hatte. Schon dabei bewies der Entertainer Improvisationsgeschick: „Das gehört zu jeder Show, so bekommen wir das Publikum wach." 

Spontaneität bewies der 62-jährige, in Hamburg lebende Moderator auch, als er einige zu spät gekommene Zuschauer persönlich begrüßte und sie freundlich bat, Platz zu nehmen. Dann hatte er die nächste Lobessalve auf die Kreisstadt losgeschossen: „Wer einmal in der Halle 32 gespielt hat, braucht nicht mehr in die Royal Albert Hall oder den Madison Square Garden“, erklärte Beckmann.

 

Musikalisch brauchten Beckmann & Band sich keineswegs zu verstecken, im Gegenteil: Begleitet von der „Gitarrensau aus Altona“ (Beckmann), Johannes Wennrich, Bassist Thomas Biller, Schlagzeuger Robin McMinn und Multiinstrumentalist Jan-Peter Klöpfel (Trompete, Flügelhorn, Keyboards) zauberte Beckmann ein einzigartiges Klangbild auf die Bühne. Mit Elementen von Jazz, Swing, Soul, Rock, Bossa Nova und Latin zeigten die fünf Musiker eine große stilistische Bandbreite. Die Melodien gingen leicht ins Ohr, mal melancholisch mal wachrüttelnd und rockig.   
 
[Die Band traf musikalisch den Geschmack des Publikums.]

Textlich setzte der Moderator fast durchgängig auf den Intellekt der Zuhörer: Provokativ (Gangster), im „Vollrausch der Liebe“ dahinschmelzend (Der 5. Beatle) oder auch poetisch (Alles was einmal war): Beckmann präsentierte sich geistreich und kreativ und regte in seinen Liedern fast immer zum Nachdenken an.


[Zeigte als Sänger, Entertainer und Gitarrist ungeahnte Qualitäten: Der TV-Moderator Reinhold Beckmann.]

Zu fast jedem Song hatte er eine Geschichte parat: So lästerte er über US-Präsident Donald Trump oder gab Einblicke in seine Jugend, als er vom Einzug in eine „ultralinke Kommune“ als 17-Jähriger berichtete: „Ein Mitglied der Wohngemeinschaft wollte in den 70ern mit dem Marxismus die Welt verbessern und ist heute CSU-Vorsitzende eines Ortsverbandes in Oberbayern." Seine Erlebnisse verarbeitete er anschließend in dem Song „Viel gewagt und oft versagt“.   

Renate Wiggers Geburtstagswunsch, den Zuhörern einen schönen Abend zu präsentieren, wurde von den Hamburger Musikern erfüllt. Auch wenn die Veranstaltung nicht ausverkauft war, denken die Vereinsverantwortlichen darüber nach, künftig regelmäßig solche Konzerte zu präsentieren. Bis dato hatte man sich darauf beschränkt, kulturelle Veranstaltungen in der Kreisstadt  finanziell zu unterstützen.   
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