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Das Museum stirbt, der Verein lebt weiter

ls; 26. Oct 2018, 12:35 Uhr
Archivbild --- Das Haus der Geschichten (re.) war nicht nur im Rahmen des Büchermarktes ein beliebter Ausflugspunkt.
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Das Museum stirbt, der Verein lebt weiter

ls; 26. Oct 2018, 12:35 Uhr
Marienheide – Das Haus der Geschichten schließt zum Jahresende, die Förderer machen aber weiter – Neuer Eigentümer möchte Charakter des Hauses erhalten und im Inneren Wohnraum schaffen.
Von Leif Schmittgen

Es ist eine fast 20-jährige Ära, die am 31. Dezember zu Ende geht. Das Haus der Geschichten in Müllenbach schließt dann für immer seine Pforten. Rückblende: 1998 kaufte der Heimatforscher und Autor Harry Bösecke das Gebäude in der Graf-Albert-Straße und richtete dort ein Museum mit historischen Einrichtungsgegenständen ein. Unter anderem waren dort ein Kaufmannsladen und eine altertümliche Arztpraxis zu bewundern. 2015 starb Bösecke und damit war das Schicksal seines „Lebenswerks“ ungewiss. Die Hinterbliebenen boten die Immobilie zum Kauf an, zunächst fand sich aber niemand.   

Bis der im Ort lebende Unternehmer Andreas Wege das Haus erwarb und es dem „Förderverein des Hauses der Geschichten“, nach Böseckes Tod Betreiber des Museums, zur Weiternutzung auf Mietbasis anbot. Versuche des Vereins, eine Finanzierung und damit die Übernahme des Hauses zu stemmen, waren zuvor mangels Liquidität gescheitert und auch das Geld für die künftige Miete können die Vereinsmitglieder nicht aufbringen. Bis dato hatten sie lediglich die Nebenkosten tragen müssen und die Kündigung des Mietvertrages war bereits mit der Familie Bösecke vereinbart worden.   

Doch wie geht es nun weiter mit dem Förderverein und dem Museum? Der Vorsitzende Michael Lang berichtet, dass Gespräche mit der Kirche, die Ausstellung im ehemaligen Müllenbacher Gemeindehaus fortzuführen, mangels Platzes scheiterten. Der Verein wird aber fortbestehen und Teile seines Angebotes weiterführen. „Das sind wir unseren über 100 verbleibenden Mitgliedern schuldig“, so Lang. Nur zehn Personen hätten den Verein nach Bekanntwerden der aktuellen Ereignisse verlassen.

 

So wird die sonntägliche Kaffeetafel im ehemaligen Kirchendomizil fortgeführt, wo künftig auch weitere kulturelle Veranstaltungen, wie Lesungen des Fördervereins angeboten werden sollen. „Wir möchten auch weiterhin das Dorfleben mitgestalten“, sagt der Vorsitzende. Außerdem soll es Ausflüge für Senioren geben. Das Inventar wird in mehreren Schritten veräußert: Als Erstes wurden die Eigentümer der Gegenstände angeschrieben und gebeten zu Jahresbeginn 2019 ihre Sachen abzuholen.

Anfragen von Freilichtmuseum Lindlar und dem Heimatmuseum in Bergneustadt hat es gegeben, einige Gegenstände künftig anderorts auszustellen. Das, was dann übrig bleibt, soll laut Lang im Februar entweder bei einem Hausflohmarkt verkauft – oder bei einer Versteigerung unter den Hammer kommen. Übrig gebliebene Gegenstände werden entsorgt, Kleinteile, wie zum Beispiel Urkunden oder auch die Silbermedaille vom Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“, sollen mit in das neue Domizil ziehen. Die Umbenennung des Vereins, da es das Haus der Geschichten künftig ja nicht mehr gibt, ist laut Lang reine Formsache.

Und was geschieht mit dem Gebäude, sobald das Museum Geschichte ist? Derzeit wird bereits das Dach erneuert, denn das 1898 gebaute Haus ist stark renovierungsbedürftig. Die Arbeiten sind der Beginn einer Kernsanierung, wie der neue Eigentümer Andreas Wege auf Nachfrage berichtet. Versorgungsleitungen und die Elektrik werden erneuert, und neue Fenster werden eingebaut. „Wir haben uns für Holzrahmen entschieden, damit das Haus seinen Charme behält“, sagt Wege. Überhaupt soll die Optik gänzlich erhalten bleiben, „weil das Haus einfach ins Ortsbild passt“, so der Unternehmer.   

Überlegungen, es abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen, waren bei Wege nie aufgekommen. Stattdessen steht es künftig als Zweifamilienhaus für Mietinteressenten zur Verfügung. "Die beiden Wohnungen werden so gestaltet, dass ein Rückbau zum historischen Zustand der Räume jederzeit möglich ist", berichtet der Eigentümer. Bauvorschriften zur Renovierung gibt es keine, das Haus steht nicht unter Denkmalschutz. Ihm sei es eine Herzensangelegenheit gewesen, die Immobilie zu erwerben und im historischen Zustand zu erhalten.   
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