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Branche stärken: Schulgeld-Entlastung bei Gesundheitsberufen

fj; 27. Sep 2018, 14:50 Uhr
Bild: DAA Gummersbach ---Die Schüler der Physiotherapieschule DAA Gummersbach sollen demnächst deutlich weniger Geld für ihre Ausbildung zahlen müssen.
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Branche stärken: Schulgeld-Entlastung bei Gesundheitsberufen

fj; 27. Sep 2018, 14:50 Uhr
Oberberg - Das Land will 70 Prozent des Schulgelds bei Gesundheitsberufen übernehmen - Elke Antoinette Bordich, Leitung Physiotherapieschule Gummersbach: Willkommene Erleichterung, denn Praxen suchen händeringend Mitarbeiter.
Gesundheitsberufe in Nordrhein-Westfalen sollen attraktiver werden. Bisher mussten angehende Physiotherapeuten, Logopäden, Masseure, medizinische Bademeister und Pharmazeutisch-Technische Assistenten (PTA) ihre Ausbildung selbst zahlen. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat den betreffenden Schulen nun per Brief mitgeteilt, dass das Land rückwirkend ab 1. September 70 Prozent des Schulgeldes übernehmen will, um den Nachwuchs in den nichtakademischen Gesundheitsberufen sicherzustellen.
  
Ein solches Schreiben erhielt kürzlich auch die Staatlich anerkannte Physiotherapieschule DAA Gummersbach. Hier kostete die dreijährige Ausbildung zum Physiotherapeuten bislang 465 € im Monat. „Dass geeignete Bewerber die Ausbildung nicht antreten konnten, weil sie das Schulgeld nicht stemmen konnten, war bislang keine Seltenheit“, erklärte Elke Antoinette Bordich, Leitung der Physiotherapieschule Gummersbach auf Nachfrage. Gleichzeitig blieben offene Stellen in oberbergischen Praxen monatelang unbesetzt, pro Woche erhielt die Schule gleich mehrere Stellenangebote mit der Bitte, diese auszuhängen. „Die Praxen und Kliniken suchen händeringend Physiotherapeuten, trotzdem blieb die Ausbildung nur einer in finanzieller Hinsicht privilegierten Schülerschaft vorbehalten – eine Schieflage“, so Bordich.



Wenn das Land nun 70 Prozent des Schulgeldes übernimmt, senkt sich das Schulgeld für die Physiotherapieschule DAA Gummersbach, die die einzige ihrer Art zwischen Köln und Siegen ist, auf 139 € im Monat. „Eine deutliche Erleichterung, die sicherlich dazu führt, dass sich ein breiteres Klientel die Ausbildung leisten kann“, freut sich Bordich. Dennoch ist diese teilweise Übernahme für sie nur ein willkommener Einstieg: „Wir Schulleiter kämpfen auf Lande- und Bundesebene weiter für eine komplette Schulgeldfreiheit und sehen diesen Schritt nur als guten Anfang.“  

Dass der oberbergische Arbeitsmarkt demnächst nun von Physiotherapeuten überschwemmt wird, bezweifelt sie. „Dazu ist der aktuelle Bedarf zu groß. Und es wird auch ein paar Jahre dauern, bis die Maßnahme greift“, so Bordich. Zunächst müsse sich die Neuerung rumsprechen. Dann müssen die angehenden Physiotherapeuten die dreijährige Ausbildung auch erst einmal absolvieren. „Ich schätze, dass der Markt frühestens in fünf Jahren von der Reform profitieren wird – und der Bedarf trotzdem größer bleibt als das Angebot“, vermutet sie aufgrund des allgemeinen Fachkräftemangels. Auf weitere Schüler freut man sich in Gummersbach jedenfalls: „Wir haben die Kapazitäten“, bestätigt Bordich. Und die derzeitigen Schüler? Die freuen, sich, dass ihr beruflicher Einstieg in den Gesundheitssektor lange nicht so teuer wird, wie man noch vor Kurzem annehmen musste.

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