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Brodesser: 'Nicht nur lehrreich, sondern meinungsbildend'

dza; 19. Sep 2018, 17:05 Uhr
Bild: Nils Hühn --- Bundestagsmitglied Dr. Carsten Brodesser ließ sich von Migrationsberaterin Eva-Maria Müller über die Arbeit der Caritas aufklären.
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Brodesser: 'Nicht nur lehrreich, sondern meinungsbildend'

dza; 19. Sep 2018, 17:05 Uhr
Oberberg - Nach einem Besuch der Caritas Migrationsdienste will sich Bundestagsmitglied Dr. Carsten Brodesser bei den anstehenden Haushaltsverhandlungen in Berlin für mehr Geld starkmachen.
Von Dennis Zastawny

Die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege haben für den 20. September zum Aktionstag der Jugendmigrationsdienste (JMD) und Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) aufgerufen. Aus diesem Grund lud die Caritas Gummersbach den oberbergischen CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Carsten Brodesser ein. Der hörte sich aufmerksam an, was Birgit Pfisterer, Fachbereichsleiterin Soziale Dienste, Gabriele Goldschmidt, Abteilungsleitern Integration, und Eva-Maria Müller, Koordination Erstintegration, zu berichten hatten.

In diesem Jahr feiert der Fachdienst für Integration und Migration der Caritas Gummersbach 55-jähriges Bestehen. Damals waren italienische Gastarbeiter die Zielgruppe. Heute sind es vornehmlich Asylbewerber aus dem Irak, Syrien und Afrika. Aufgabe des Fachdienstes für Integration und Migration ist es „Beratungen für jede Altersklasse anzubieten, den Spracherwerb der neuen Sprache zu fördern und die Gos und No-Gos in der neuen Umgebung zu vermitteln“, so Gabriele Goldschmidt.

Der JMD begleitet junge Menschen zwischen zwölf und 27 Jahren in ihrem schulischen und beruflichen Werdegang, ihrer sozialen und sprachlichen Integration und steht bei jeder Frage in dem individuellen Integrationsprozess Rede und Antwort. Von Hilfe zur Selbsthilfe spricht Eva-Maria Müller, die für die Koordination der Erstintegration zuständig ist: „Wir arbeiten nicht für die Flüchtlinge, sondern mit ihnen“. Die MBE arbeitet wie der JMD richtet sich aber nur an die Zielgruppe, die älter als 27 Jahre alt ist. Sie beraten die Erwachsenen über berufliche Chancen und das Management der Familie im neuen Land.

Für die Kreismitte und dem Kreisnorden stehen dem JMD 1,5 und der MBE 1,69 Vollzeitstellen für den gesamten Kreis zur Verfügung. Nach Meinung der Caritas deutlich zu wenig. Im Jahr 2017 betreute der JMD 244 Klienten (15 Prozent mehr zum Vorjahr) und die MBE 413 Erwachsene (18 Prozent zum Vorjahr). Durch Netzwerk- und Sozialraum- sowie ehrenamtliche Arbeit schafft der Fachdienst in seinen Beratungen eine Aufenthaltsperspektive.

Die Probleme liegen bei der hohen Beratungsdichte durch die starke Nachfrage, komplexe Beratungsinhalte, wie zum Beispiel der Familiennachzug, und der großen Verstreuung in Kommunen im ländlichen Raum. „Wir können aber viele Probleme sehr gut lösen, weil wir sehr gut vernetzt sind“, berichtete Müller. „Die Wege bei uns sind sehr kurz.“ So konnte sie gestern einem Mann aus Syrien helfen. Nach drei Jahren in Deutschland kamen vor neun Tagen seine Ehefrau sowie die drei Kinder nach Oberberg. „Er wusste nicht, wie er seine Kinder an der Schule anmeldet“, konnte Müller ihm helfen.

Schlussfolgernd hofft der JMD und die MBE auf eine bedarfsgerechte Erhöhung ihrer Haushaltsmittel durch den Bundestag. Denn nur „die Spitze des Eisberges sucht uns auf“ so Müller. Sie ist sich aber sicher, dass mehr Menschen die Beratung aufsuchen würden, wenn es auch mehr Berater geben würde. „Hinter diesem Einzelplan verbirgt sich viel mehr, als man denkt“ meinte Brodesser und fand das Vorgehen der Caritas mustergültig. Für ihn war das Gespräch „nicht nur lehrreich, sondern meinungsbildend“, will er sich bei den anstehenden Haushaltsverhandlungen in Berlin für eine Erhöhung der Geldmittel einsetzen.
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