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Gegen den Krieg und für die Hoffnung

vma; 3. Sep 2018, 10:59 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Mit einem eindrucksvollen Konzert des syrischen Pianisten Aeham Ahmad in der Ev. Kirche Wiehl endete die Veranstaltung um den Antikriegstag in Wiehl.
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Gegen den Krieg und für die Hoffnung

vma; 3. Sep 2018, 10:59 Uhr
Wiehl – Zum Antikriegstag hieß es am Samstag im Wiehlpark am Friedensgedenkstein „Abrüsten statt aufrüsten“ und am Abend spielte Aeham Ahmand in der Evangelischen Kirche „Yarmouk – Music of Hope“ zur Lesung aus seinem Buch „Und die Vögel werden singen“.
Von Vera Marzinski

„Tränen des Vaterlands“ von Andreas Gryphius aus der Zeit des 30-jährigen Krieges las Gerhard Jenders, Vorsitzender des Vereins „Oberberg ist bunt“, zum Antikriegstag. Ein eindrucksvolles Gedicht in dem es heißt: „‘S ist Krieg, ‚s ist leider Krieg! Und ich begehre nicht schuld daran zu sein!“ Jenders führte auf: „Es ist Krieg: bei uns im Land gegen Geflüchtete und gegen Fremde“ und an vielen Orten in der Welt und rief auf, sich gegen Rassismus und Fremdenhass zu wehren. Vertreter von „Oberberg ist bunt – nicht braun“, des Ometepe-Projekts in Nicaragua, friedensbewegte Menschen aus Oberberg und der Flüchtlingshilfe sowie Vertreter aus dem evangelischen Kirchenkreis An der Agger trafen sich gemeinsam am Friedensgedenkstein „Nie wieder Krieg“ im Wiehlpark zu dieser Gedenkstunde.


[Am Gedenkstein, den vor 32 Jahren friedensbewegte Oberbergerinnen und Oberberger aufgestellt hatten, wurde ein Kranz niedergelegt.]



Monika Höhn vom Ometepe-Projekt wies auf die Forderung an die Bundesregierung hin, mehr Geld für humanitäre Hilfe und Entwicklungsarbeit statt für Rüstung und Kriege auszugeben. Sie sprach sich gegen Rüstungsexporte in Länder aus, die völkerrechtswidrige Kriege führen. Diese Gelder würden für die humanitäre Hilfe und die Bekämpfung von Fluchtursachen dringend benötigt, so Höhn. Sie zitierte den verstorbenen UN-Generalsekretär Kofi Annan: „Wirklicher Frieden bedeutet auch wirtschaftliche Entwicklung und soziale Gerechtigkeit, bedeutet Schutz der Umwelt, bedeutet Demokratie, Vielfalt und Würde und vieles, vieles mehr“.


Pfarrer Matthias Schippel sprach für den Kirchenkreis an der Agger als Synodalbeauftragter für Friedensarbeit und betonte, dass für den Frieden nicht nur geredet und gepredigt, sondern dass auch gehandelt werden müsse. Mit gewaltfreien Mitteln und öffentlichen Aktionen, wie beispielsweise politische Nachtgebete und Mahnwachen. Monika Buchfeld las zum Abschluss den Text „Da gibt’s nur eins“ von Wolfgang Borchert mit seinem eindrücklichen „Sag nein!“. Eindrucksvoll auch die von der niederländischen Organisation „United“ zusammengestellte Liste der dokumentierten Todesfälle an den Außengrenzen Europas – 34.361 Menschen.

„Und die Vögel werden singen“ heißt das Buch des syrischen Pianisten Aeham Ahmad, der über YouTube zu einem Symbol des Friedenswillens der Menschen in Syrien wurde. Es ist ein Blick in seine Geschichte und ein zutiefst beeindruckendes Zeugnis vom Widerstand und Zuversicht. Monika und Michael Höhn lasen zum Abschlussabend des Antikriegstages in der Evangelischen Kirche Wiehl im Wechsel Texte aus dem Buch und Ahmad selbst spielte dazu Klavierstücke. Dazu zählten Kindheitserinnerungen an den blinden Vater, der Instrumentenbauer war und Geige spielte, aber auch der Blick auf ein zerstörtes Damaskus. Mit viel Leidenschaft und brillant trug er die Stücke vor.


[Monika und Michael Höhn gestalteten gemeinsam mit Aeham Ahmad den Abend – hier vor den Bildern von Hashem Alshater.]


Von dem seit 2015 in Wiehl lebenden syrischen Künstler Hashem Alshater konnten die Gäste in der Kirche drei Exponate bewundern, die im Altarbereich standen. Er studierte Kunst in Syrien und war als Kunstlehrer tätig. Seine Bilder zeigen die schönen Seiten des Lebens, denn er komme aus dem Land der Blumen, aus dem Land der Kultur. Auf kleinen Kärtchen hatte der Pianist Aeham Ahmad das Foto des Fotografen Niraz Saied abdrucken lassen, dass ihn Klavier spielend in den Trümmern des umkämpften Lagers Yarmouk bei Damaskus zeigt und um die Welt ging. Dazu stand auf der Rückseite: „Wir kommen aus der Hölle und wünschen uns nichts mehr, als Frieden für die Welt. Frieden für unsere Heimat. Wir können die Welt durch die Kraft der Musik ändern“.
  
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