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Wertkaffee: Startup aus sozialem Engagement

fj; 17. Aug 2018, 13:30 Uhr
Bild: Chris P. Pfeiffer --- Der Rohkaffee wird aus der Region Tinderet/Nandi Hills in Westkenia importiert. Schon oft haben die Pfeiffers die Plantagen besucht, die Farmer kennen sie persönlich.
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Wertkaffee: Startup aus sozialem Engagement

fj; 17. Aug 2018, 13:30 Uhr
Hückeswagen – Wer beim Kaffeegenuss Wert auf fairen Handel und Nachhaltigkeit legt, kann auf Bohnen zurückgreifen, die ein Startup aus Hückeswagen vertreibt – Engagement für die Gefährdetenhilfe Scheideweg führte zur Gründung.
Es war ein ganz besonderer Moment, den der Hückeswagener Jörn Carsten Pfeiffer (51), sein Sohn Chris P. (23) und sein Neffe Michael P. (30) am vergangenen Wochenende in Bremen erlebten: Sie nahmen ihren ersten eigenen Container mit fast zehn Tonnen hochwertiger Kaffeebohnen aus Kenia in Empfang. Nun sucht ihr Start-up-Unternehmen mit Sitz in der Schloss-Stadt Röster als Abnehmer für Rohkaffee und will auch den Absatz von fertigem Röstkaffee weiter ausbauen. Dabei hatten die drei Pfeiffers, die heute als Geschäftsführer das junge Unternehmen „Wertkaffee“ leiten, bis vor ein paar Jahren wenig mit Kaffee zu tun – ausgenommen einer Tasse beim Frühstück oder an der Arbeit. 


[Bild: Michael P. Pfeiffer --- Einer großer Moment: Gemeinsam mit einer Bekannten nehmen (v. li.) Michael P. Pfeiffer, Chris P. Pfeiffer und Jörn Carsten Pfeiffer in Bremen ihren ersten eigenen Container mit Rohkaffee entgegen.]

„Ziel war nie, ins Importgeschäft einzusteigen, sondern das Projekt Crossroad zu unterstützen“, erklärt Chris P. Pfeiffer (23), wie er vom Ehrenamtler zum Jungunternehmer wurde. Sein Großvater Friedel Pfeiffer gründete 1975 die Gefährdetenhilfe Scheideweg, aus der die christliche Straffälligenhilfe in Deutschland entstand, die sich mittlerweile in mehr als 30 Staaten der Erde engagiert. In diesem Rahmen wurde in Kenia das Projekt Crossroad ins Leben gerufen: In Nandi County im Westen des Landes baute die Gefährdetenhilfe 2009 eine Farm, die gefährdeten Jugendlichen, die zumeist aus dem Jugendgefängnis Shikusa Borstal kamen, ein Leben mit neuen Perspektiven bietet. Die jungen Leute finden hier ein Heim mit Familienanschluss und erhalten die Möglichkeit, eine Ausbildung zu absolvieren und ihr eigenes Geld zu verdienen. So baute die Gefährdetenhilfe nicht nur die Farm, sondern erwarb auch 60 Hektar Land, auf dem die Jugendlichen Kaffeebohnen anbauen können.


[Bild: Jonas Kröger --- Vor drei Jahren kam die Idee auf, auf dem Gelände von Crossroad Kaffee anzubauen. Die Bohnen sollen nun in Deutschland zu einem fairen Preis verkauft werden.]

„Mein Vater betreute das Projekt Crossroad seit seiner Gründung, mein Cousin und ich waren oft vor Ort, haben ehrenamtlich mitgearbeitet, junge Leute in Gefängnissen und Slums besucht. So hat jeder von uns schon früh eine persönliche Beziehung zu dem Land und seinen Menschen entwickelt“, erinnert sich Chris P. Pfeiffer. „Dabei ist uns klar geworden, dass diese Menschen dringend eine Perspektive brauchen“. Als eben diese Menschen, die jungen Leute und Mitarbeiter der Crossroad-Farm, dann im vergangenen Jahr mit der Frage auf die Pfeiffers zukamen, wo sie ihre erste Kaffee-Ernte verkaufen könnten, keimte die Idee zur Unternehmensgründung. „Wir fanden heraus, dass kenianischer Kaffee in Deutschland ein hohes Ansehen besitzt und beschlossen uns, ihn hier zu verkaufen – und dabei Mehrwert zu schaffen“, so Chris P. Pfeiffer.



Nicht nur, den besonderen Geschmack des kenianischen Kaffees nach Deutschland zu bringen, ist seitdem das Ziel der vor rund einem Jahr gegründeten Wertkaffee GmbH. Vielmehr steht der soziale Gedanke im Vordergrund: Wertkaffee nimmt den Farmern ihre Kaffeebohnen, die sie in einer Höhe von 1.750 Metern von Hand ernten, für einen Preis 30 Prozent über dem üblichen Marktpreis ab. Davon profitieren nicht nur die Crossroad-Farmer, sondern auch die umliegenden Bauern, die ihren Kaffee nun ebenfalls an Wertkaffee verkaufen. Ein Teil der Ernte wurde vom deutschen Röstmeister Benjamin Pozsgai geröstet und direkt an den Endkunden verkauft. Mit jeder verkauften Packung wird ein Kaffeebaum für das Projekt Crossroad gesponsert. Für den Rohkaffee, der derzeit in Bremen lagert, suchen die Pfeiffers nun Abnehmer unter den deutschen Röstern.


[Bild: Magdalena Maria Stengel --- Das geröstete Endprodukt wird unter der Marke Mehrwert Kaffee vertrieben. Für die Röstung zeichnet Röstmeister Benjamin Pozsgai verantwortlich. Der Großteil der diesjährigen Ernte wird aber als Rohkaffee angeboten.]

„Unser Wunsch für die Zukunft ist es natürlich, zu wachsen, um noch mehr Farmern in der Region ihren Kaffee zu fairen Preisen abnehmen zu können. Wir wissen, welche Hoffnung die Menschen in uns setzen und spüren, wie wir mit unserem Handeln vor Ort einen Wandel herbeiführen können. Das wollen wir ausbauen“, sagt Chris P. Pfeiffer, der das Unternehmen genau wie sein Vater und sein Cousin nebenberuflich führt und dabei vor allem ein Ziel verfolgt: Den Menschen in Kenia durch neue Absatzmärkte ein besseres Leben zu ermöglichen: „Eben Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten“, bringt er das Ziel auf den Punkt.

Weitere Informationen gibt es unter www.mehrwert-kaffee.de.



[Bild: Michael P. Pfeiffer  --- Zehn Tonnen Rohkaffee nahmen die Pfeiffers am vergangenen Wochenende in Empfang.]
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