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72 Gegentreffer: 'Das kann nicht unser Anspruch sein'

lo; 10. Aug 2018, 08:30 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung.
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72 Gegentreffer: 'Das kann nicht unser Anspruch sein'

lo; 10. Aug 2018, 08:30 Uhr
Lindlar - Bezirksligist SV Frielingsdorf will sich erneut aus dem Abstiegskampf heraushalten und einen einstelligen Tabellenplatz erreichen - Coach Dennis Lüdenbach feilt an der Verbesserung des Defensivverhaltens - Wer ersetzt Goalgetter Fabrizius?
Der SV Frielingsdorf hat eine aufreibende Achterbahnfahrt hinter sich. Nach sechs Wochen rangierte die Auswahl von Spielertrainer Dennis Lüdenbach mit einem leeren Punktekonto ganz am Ende des Bezirksliga-Klassements. Ein Derbyerfolg gegen den TuS Lindlar brachte die ersten Zähler, doch die aus dem anfänglichen „Salto nullo“ resultierende Hypothek schleppte man bis Weihnachten mit sich herum. Im Gegensatz zu vielen anderen Klubs aus der Region verfielen die Frielingsdorfer nicht in eine Winterdepression, sondern vertrieben das Abstiegsgespenst zu Beginn der Rückrunde mit einem beherzten Zwischenspurt. Obwohl auch danach gewisse Leistungsdellen nicht von der Hand zu weisen waren, gelang noch der Sprung in die vordere Tabellenhälfte.


Kommen und Gehen

Während andernorts heftig aufgerüstet wurde, hat sich der Verein auf dem Transfermarkt in Zurückhaltung geübt. Die Prämisse war, den Kader zu halten und den Kickern aus der eigenen Talentschmiede Perspektiven aufzuzeigen. „Wichtig war uns, dass es von den Typen und der Altersstruktur her zusammenpasst. Die Jungs zu integrieren, stellt kein Problem dar“, erklärt Lüdenbach. Einziger externer Neuzugang ist Simon Kahm, wobei dieser schon früher beim SVF aktiv war - und offenbar schnell wieder Anschluss gefunden hat. „Ich bin positiv überrascht. Er hat gute Chancen, am ersten Spieltag in der Anfangself zu stehen“, lobt Lüdenbach vor allem die Variabilität Kahms.

Offensivallrounder Louis Fliegner gehörte bereits in der abgelaufenen Serie zum Stamm und benötigt deshalb keine Anlaufzeit. Gleiches gilt für Niklas Grumann. Lüdenbach warf den Innenverteidiger im Verlauf der Rückrunde einige Male ins kalte Wasser und konnte sich von dessen Fähigkeiten überzeugen. Nico Weber und Tjorben Schmale werden behutsam herangeführt. Weber hat mit den Folgen einer Sprunggelenksverletzung zu kämpfen, Schmale muss sich an das höhere Tempo im Seniorenbereich gewöhnen.

Im Angriff hinterlässt der erfolgreichste Knipser des Vorjahres, Philipp Fabrizius, eine große Lücke. Routinier Peter Schnickmann, der seine Karriere beendet hat, war trotz geringer Einsatzzeiten wichtig für das Binnenverhältnis der Mannschaft. Torwart Simon Schreiner wechselte zur Reserve des TuS Lindlar, Kadir Korkmaz ebenfalls in die Nachbarschaft.


[Dennis Lüdenbach ist die Zahl der Gegentreffer ein Dorn im Auge.]

Mannschaft, Spielsystem, Taktik

Hopp oder top – der SV Frielingsdorf spielte in der vergangenen Saison lediglich einmal remis. Dem standen 15 Siege und 14 Niederlagen gegenüber. Nach dem Geschmack von Lüdenbach deutlich zu viel Spektakel, zumal der Wunsch, die Zahl der Gegentreffer zu minimieren, nicht in Erfüllung ging. 72-mal schlug es hinter den Keepern ein –  im Schnitt  waren das 2,4 Tore pro Partie. „Das darf nicht unser Anspruch sein“, nimmt der Coach alle Mannschaftsteile in die Pflicht. „Wir benötigen eine bessere Balance zwischen Offensive und Defensive. Das fängt mit dem Umschalten in die Rückwärtsbewegung und dem Druck auf die Gegenspieler an“, sagt Lüdenbach.

„Vorne haben wir unsere Qualitäten, aber wir können nicht jedes Mal zwei oder drei Tore schießen, damit wir gewinnen“, so der Trainer weiter. Wer demnächst die Position im Sturmzentrum, die aufgrund des Abgangs von Fabrizius vakant ist, übernimmt, steht in den Sternen. Derzeit testet Lüdenbach verschiedene Modelle. Tim Weinrich, Louis Fliegner, Norman Lemke und Simon Kahm sind potenzielle Kandidaten. In taktischer Hinsicht verzichtet Lüdenbach auf Experimente: Entweder kommt das klassische 4-2-3-1 zur Anwendung oder es wird mit einer Dreier-/Fünferkette etwas mehr Beton angerührt, was sich gegen spielstarke Gegner als probates Mittel erwiesen hat.

Auf dem erhofften Level befindet sich die Mannschaft gegenwärtig noch nicht. Die Vorbereitung verläuft schleppend, weil etliche Spieler angeschlagen oder im Urlaub sind. „Ich konnte bisher nicht mit der besten Formation spielen“, berichtet Lüdenbach. „Aber ich denke, dass wir nicht die Einzigen sind, die dieses Problem haben.“ Der Pokalerfolg gegen den Landesligisten FV Wiehl dürfte Auftrieb gegeben haben. Positiv: Etienne Parmentier und Norman Lemke spulen wieder das komplette Programm ab, nachdem sie in der Saison 2017/2018 über weite Strecken aussetzen mussten. Unklar ist hingegen, wann Jonas Dietz (Beckenschiefstand) ins Training zurückkehrt.       




Saisonziel, Einschätzungen zur Liga

Die guten Platzierungen seit seinem Amtsantritt 2015 verleiten Lüdenbach nicht dazu, hochtrabende Ziele zu formulieren. Die abgelaufene Spielzeit hätte nach der Horror-Ouvertüre auch eine ganz andere Wendung nehmen können. Dass zum Schluss Rang sechs herausspringen würde, war nach der Hinrunde nicht zu erwarten. „Wir wollen einen einstelligen Platz erreichen und idealerweise die 50-Punkte-Marke knacken. Das wird allerdings schwierig, wenn wir nicht an unsere Grenzen gehen“, erläutert Lüdenbach.

Die Liga ist seiner Meinung nach stärker und ausgeglichener geworden. „Wie man so hört und liest, gibt es wenige Vereine, die nicht unter die ersten Fünf möchten. Und ich sehe keine Mannschaft, die abgeschlagen sein wird.“ Vorrangig gelte es, einen neuerlichen Fehlstart zu vermeiden, wobei zum Auftakt mit Eintracht Hohkeppel und der SG Worringen zwei Teams warten, die Lüdenbach neben Absteiger FC Leverkusen zum engsten Favoritenkreis zählt. Auf eine Standortbestimmung braucht der SVF also nicht lange zu warten.           



[Dennis Lüdenbach (Mitte) mit den Neuzugängen Simon Kahm, Tjorben Schmale, Louis Fliegner und Nico Weber.]

Zugänge
Simon Kahm (TuS Lindlar II), Nico Weber (eigene U19), Louis Fliegner (eigene U19), Niklas Grumann (eigene U19), Tjorben Schmale (eigene U19)

Abgänge
Philipp Fabrizius (TuS Immekeppel), Peter Schnickmann (Laufbahn beendet), Simon Schreiner (TuS Lindlar II), Kadir Korkmaz (SSV Süng).

Der Kader

Tor
Timo Braun, Christian Stein

Abwehr
Gianluca Fliegner, Marvin Müller, Florian Weinrich, Niklas Grumann, Tim Menzel, Johannes Kisseler, Jonathan Schmidt.    

Mittelfeld
Etienne Parmentier, Philipp Schmidt, Marvin Cortes, Dennis Lüdenbach, Tim Geisler, Tim Weinrich, Frederic Beckmann, Simon Kahm, Jonas Dietz, Louis Fliegner, Nico Weber, Tjorben Schmale.

Angriff
Norman Lemke, Björn Meyer

Spielertrainer
Dennis Lüdenbach

Co-Trainer
Marco Ripplinger

Torwarttrainer
Marco Köster

Betreuer
Kalle Schurig, Ulli Cramer.       
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