Archiv

Hitze in Oberberg: Auf die Flüssigkeit kommt es an

fj,ls; 25. Jul 2018, 06:11 Uhr
Bilder: Leif Schmittgen (1, Text 2) --- Viel trinken ist bei solchen Temperaturen wichtig – aber nicht alle Getränke sind zu empfehlen.
ARCHIV

Hitze in Oberberg: Auf die Flüssigkeit kommt es an

fj,ls; 25. Jul 2018, 06:11 Uhr
Oberberg - Auch die in Sachen Sommer leiderprobten Oberberger erleben eine Woche mit Rekord-Temperaturen – Worauf sollte man bei dieser Hitze achten und was bedeutet sie für Natur, Handel, Landwirtschaft und Gesundheit? OA fragt nach - Teil 1.
Von Fenja Jansen und Leif Schmittgen

Ab 28 Grad, so findet mancher Sonnenanbeter, ist es doch erst so richtig schön sommerlich warm. Ab Außentemperaturen von 28 Grad, so weiß Dr. Ralph Krolewski, Vorsitzender des Oberbergischen Hausärzteverbandes, beginnt jedoch auch die geistige- und körperliche Leistungsfähigkeit des Menschen zu leiden. Und diese heißen Temperaturen herrschen derzeit auch im Oberbergischen – nicht nur gestern und heute, sondern schon die gesamte Woche. Und es soll so heiß bleiben. Was gilt es also zu beachten, damit die andauernde Hitzeperiode nicht zur Belastungsprobe für den Körper wird?


[Archivbild --- Dr. Ralph Krolewski, Vorsitzender des Oberbergischen Hausärzteverbandes, hat seine Praxis in Gummersbach-Bernberg.]

„Die Menschen im Süden machen es mit ihrer Siesta genau richtig: Sie legen dann Arbeitspausen ein, wenn es am heißesten ist. Also am Mittag. Diesen Grundsatz sollte man derzeit auch im Oberbergischen beachten: Körperliche Anstrengungen sind - insbesondere während der Mittagshitze - zu vermeiden“, so der Hausarzt. Denn zwischen 11 und 15 Uhr ist es nicht nur am heißesten, auch die UV-Strahlung ist am stärksten. Dann kann das Arbeiten unter freiem Himmel genauso gefährlich werden wie das Sporttreiben. „Insbesondere Ausdauersport ist bei Hitze zu vermeiden. Damit tut man seinem Körper bei diesen Temperaturen keinen Gefallen, sondern setzt ihn Gefahren aus, zum Beispiel einem Kreislaufkollaps durch Überhitzung“, so Krolewski.



Kinder, Ältere und chronisch Kranke sind dabei von der Hitze besonders betroffen – auf sie gilt es, zu achten. Auf keinem Fall dürften sie, insbesondere wenn sie sich nicht selber aus dieser Lage befreien können, an heißen Orten, wie dem Auto, zurückgelassen werden. Auch nicht für wenige Minuten. Bei älteren Menschen kommt hinzu, dass sie ihren eigenen Durst nicht mehr so stark empfinden, wie jüngere. „Dann empfiehlt es sich, einen Trinkplan aufzustellen und darauf zu achten, dass dieser auch eingehalten wird“, so Krolewski. Ein halber bis ein Liter Flüssigkeit mehr pro Tag dürften es an solch heißen Tagen schon sein, so der Arzt. „Je nach körperlicher Belastung auch noch mehr“, weiß Kroleweski. Getrunken werden, sollte vor allem Wasser.


[Bei solcher Hitze wie derzeit im Oberbergischen sollte Wasser das Getränk der Wahl sein.]

Davor, dass dieses im Oberbergischen knapp wird, muss man trotz anhaltender Hitze keine Angst haben. Axel Blüm, Leiter des Vorstandsbüros beim Aggerverband, schaut entspannt auf die Vorräte bei den Trinkwassertalsperren: „Wir fallen noch nicht ins Sommerloch.“ Die Wiehl- und Genkeltalperre haben nach wie vor Füllstände von 74,4 Prozent (6,1 Millionen Kubikmeter) und 72,2 Prozent (23 Millionen Kubikmeter). „Bei diesen Wasserständen müssen wir uns keine Sorgen machen. Es müsste schon in den nächsten 100 Tagen kein Regen fallen, um uns in Bedrängnis zu bringen“, sagt Blüm. Das Konzept der Trinkwassertalsperren sei sowieso auf zwei Jahre im Voraus ausgelegt, sodass man praktisch nie in Notstand geraten würde. Positiv für Blüm ist die gestiegene Nachfrage nach dem Trinkwasser. „Zur Ferienzeit haben wir sonst einen Absatzrückgang. Das ist in diesem Jahr nicht so“, sagt Blüm. Trotz höherer Absätze muss sich der Endkunde aber keine Sorgen machen, dass das Trinkwasser in den kommenden Wochen rationiert werden muss. Blum weist aber darauf hin, dass man immer verantwortungsbewusst mit der wertvollen Ressource Wasser umgehen solle.

Während der Gummersbacher Hausarzt Krolewski  den Genuss von klarem Wasser bei heißen Temperaturen uneingeschränkt empfehlen kann, rät er beim Konsum von Alkohol zur Vorsicht und Besonnenheit. „Alkohol und Hitze – in Kombination kann dies im schlimmsten Fall zum Kollaps führen.“ Dass aber gerade im Sommer gerne mal zu einem kühlen Bierchen, aber vor allem auch alkoholfreien Alternativen gegriffen wird, merken derzeit die Brauereien.


[Bild: Erzquell Brauerei Bielstein - Selten so leer: Das Leergutlager der Erzquell Brauerei. Das Wiehler Unternehmen ruft dazu auf, sein Leergut rasch zurück zu geben.]

So auch die Erzquell Brauerei in Wiehl-Bielstein. „Wir leben derzeit von der Hand in den Mund, tuen aber unser Bestes“, sagt Brauereisprecherin Christina Rothe. Noch könne man alle Abnehmer bedienen, allerdings würde das Glas langsam knapp. „Wir bitten daher unsere Kunden, das Leergut möglichst schnell zurückzubringen“. Die Brauereikessel laufen außerdem auf Hochtouren. Die Nachfrage sei dabei in allen Sparten hoch, besonders allerdings bei den „Bergischen Produkten“, wie „Sportsfreund“, „Radler“ und Fassbrause. Auch die Monate April und Mai seien ungewöhnlich warm gewesen. Deswegen freut man sich bei der Erzquell-Brauerei schon seit längerem über den hohen Getränkeabsatz.

Da geht es auch dem Getränkehandel nicht anders als der Wiehler Brauerei. Edgar Korb führt den Getränkemarkt Korb in Reichshof-Mittelagger gemeinsam mit seinem Bruder und sagt: „Wir verkaufen in den Sommermonaten grundsätzlich mehr – vor allem aber, in solch heißen Sommerperioden wie derzeit.“ Manche seiner Lieferanten würden sogar schon mit Lieferproblemen kämpfen und besonders sei der Wasserkonsum in den vergangenen Tagen gestiegen. „Dadurch wird sogar der Umstand ausgeglichen, dass so viele Kunden im Urlaub sind“, so Korb. Also von wegen Sommerloch: Die Hitze sorgt auch für ein Hoch beim Umsatz.
WERBUNG