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Zwischen Freispruch und Haftstrafe

bv; 26. Jun 2018, 14:52 Uhr
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Zwischen Freispruch und Haftstrafe

bv; 26. Jun 2018, 14:52 Uhr
Gummersbach – Im Prozess gegen einen 25-Jährigen, bei dem die Polizei Ende 2017 fast 1,8 Tonnen eines Stoffes fand, der zur Drogenherstellung benutzt werden kann, erscheint vieles möglich.
Kurz vor Weihnachten 2017 stellte die Polizei in der Kreisstadt Gummersbach insgesamt 1,76 Tonnen eines Stoffes sicher, mit dem Drogen hergestellt werden können. Was sich zunächst als „dicker Fisch“ und bundesweit größter Fund darstellte, ist juristisch wesentlich komplizierter, als es vor einem halben Jahr erschien. Ein 25-jähriger Mann war nach einem Tipp aus der Bevölkerung festgenommen worden. Er war beobachtet worden, als er zahlreiche Pakete in Wohnung und Keller lagerte, in denen Baum- und Pflanzenrinde gefunden wurde. Diese können genutzt werden, um Dimethyltryptamin (DMT) herzustellen, das ähnlich bewusstseinserweiternd wirkt wie LSD. Kurz darauf stellte sich der Gummersbacher der Polizei und sitzt bis zum heutigen Tag in Haft.


Der Prozess gegen den Mann soll Anfang Juli beginnen, doch die juristische Aufarbeitung gestaltet sich schwierig. Gerade einmal vier Seiten umfasst die Anklageschrift, die vor der 8. Großen Strafklammer des Kölner Landgerichts verhandelt wird. Man bewegt sich offenbar auf weithin unbekanntem Terrain. Zum einen waren lediglich 18,5 Kilogramm der fast 1,8 Tonnen als Wirkstoff geeignet, weiterverarbeitet zu werden. Und bislang wurden Grenzwerte für den erlaubten Besitz der Rinde gar nicht zweifelsfrei festgelegt. Das sollen Sachverständige im Prozess jetzt nachholen.

Unklar ist auch, ob der Angeklagte, der an einer psychischen Erkrankung leidet, aus eigenem Antrieb gehandelt hat oder aber möglicherweise von bislang Unbekannten ausgenutzt wurde. Insofern ist eine Aussage über das mögliche Strafmaß für den 25-Jährigen derzeit kaum möglich. Zwischen einer Freiheitsstrafe und einem aufgrund krankheitsbedingter Schuldunfähigkeit zu erfolgenden Freispruch ist die Bandbreite groß. Zunächst wird sich die Strafkammer aber wie Sherlock Holmes in die Tiefen des Falles arbeiten müssen.  
  
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