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Konsens gab es nur bei einem Thema

db; 21. Jun 2018, 23:45 Uhr
Bilder und Video: Michael Kleinjung --- Draußen vor der Halle 32 kamen rund 200 Demonstranten zusammen.
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Konsens gab es nur bei einem Thema

db; 21. Jun 2018, 23:45 Uhr
Gummersbach – Friedlich haben am Abend rund 200 Menschen vor der Halle 32 gegen die dortige Veranstaltung der AfD protestiert, zu der rund 80 Menschen erschienen waren.
In einem Punkt waren sich zwei eigentlich völlig konträre Gruppen dann tatsächlich doch einig: Der derzeitige Kurs der CSU um Innenminister Horst Seehofer wurde sowohl von AfD-Vertretern als auch in Redebeiträgen der Gegendemonstration als Wahlkampfgetöse für die bayerische Landtagswahl abgetan. Das war es aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Insgesamt gingen am Abend der Bürgerdialog der AfD in der Halle 32 und die Gegendemonstration auf der Wiese vor dem Veranstaltungszentrum ohne Zwischenfälle zu Ende. Während draußen vor der Halle im Verlauf von zwei Stunden gut 200 Demonstranten zusammenkamen, waren es drinnen im L&C-Raum rund 80 Zuhörer bei der AfD.  



Statt mit einem großen Polizeiaufgebot, wie seinerzeit vor der Landtagswahl (OA berichtete), sicherten lediglich ein halbes Dutzend Beamte den Bereich auf dem Steinmüllergelände. Gerhard Jenders (Bild), Moderator und Mitorganisator der Gegendemonstration, zu der vom Verein „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun“ aufgerufen worden war, sagte zu Beginn deutlich: „Wir wollen hier friedlich demonstrieren und zeigen, dass wir nicht wollen, dass sich hier Rechte treffen.“ Man habe sich für den 21. Juni ohnehin Aktionen vorgenommen, da es auch der 75. Jahrestag sei, an dem Heinrich Himmler die Auflösung aller jüdischen Ghettos angeordnete hatte. „Wir brauchen keine Populisten, die aufhetzen“, sagte Jenders.

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Auf der Veranstaltung der AfD berichteten die Bundestagsabgeordneten Dr. Michael Espendiller (parlamentarischer Geschäftsführer), Jochen Haug (stellvertretender Vorsitzender im Innenausschuss) und Udo Hemmelgarn (Obmann Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen) von ihrer Arbeit im Parlament und beantworteten Fragen der Anwesenden. Hemmelgarn kündigte an, dass sich die Partei nach der Sommerpause um einen neuen Kandidaten für den Posten des Bundestagsvizepräsidenten bemühen werde. „Herrn Glaser werden wir nicht durchbekommen“, sagte Hemmelgarn, der fest an weitere Wahlerfolge der AfD glaubt. „Aufhalten können wir uns nur selber. Wir müssen Fehler vermeiden und uns in der Wortwahl auch mal zurückhalten.“

An jener Wortwahl, etwa der kürzlichen „Vogelschiss“-Äußerung von Alexander Gauland, stießen sich die Gegendemonstranten. „Nazis wie Gauland, Storch oder Höcke muss man klare Kante zeigen“, sagte etwa Andrea Münnekehoff von den Grünen Oberberg. „Der AfD geht es nur um die Spaltung der Gesellschaft.“ Für die SPD sagte Michaela Engelmeier: „Wir müssen Gesicht zeigen und dürfen uns nicht bedrohen, beleidigen und mundtot machen lassen.“ Laut Christian Leye, Landessprecher der NRW-Linken, gebe es aktuell viele Gründe, um wütend zu sein: „Alters- und Kinderarmut, schlechte Löhne, immer mehr befristete Arbeitsverhältnisse, aber die Lösung der AfD dafür ist, auf die schwächsten der Gesellschaft nach unten zu treten.“


[Dr. Michael Espendiller (v.l.), Jörg Feller, Stefan Zühlke und Bernd Rummler (beide AfD Oberberg), Udo Hemmelgarn und Jochen Haug.]

AfD-Kreissprecher Bernd Rummler kündigte an, die Partei im Kreis auf die Kommunalwahl 2020 vorzubereiten. „Wir sind stolz und froh über die bisherigen Erfolge und die vielen Mitstreiter, die wir hier im Oberbergischen haben." Jochen Haug forderte erneut eine „grundsätzliche Aufarbeitung“ der Ereignisse rund um den Flüchtlingsstrom seit 2015. Dr. Michael Espendiller berichtete von seiner ungewöhnlichen Rolle als 29-Jähriger im Ältestenrat des Bundestags. Nach rund einer halben Stunde verteilte eine Dame Flugblätter, die erst auf den zweiten Blick als AfD-kritisch zu erkennen waren, und verließ danach umgehend den Saal. Draußen hatten Gerhard Jenders und Schauspielerin Christine Bretz noch einmal betont, dass Unmutsbekundungen gegen die Halle 32 unbegründet seien, da diese ein Ort der kulturellen Vielfalt sei. Jenders: „Das ist unsere Halle.“
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