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'Eine große Chance für die Stadt'

ls; 21. Jun 2018, 13:55 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Die Bergneustädter Altstadt steht derzeit im Fokus der Städteplaner.
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'Eine große Chance für die Stadt'

ls; 21. Jun 2018, 13:55 Uhr
Bergneustadt - Große Resonanz gab es gestern Abend bei der ersten Stadtteilkonferenz zur möglichen Aufwertung der Bergneustädter Alt- und Innenstadt.
Von Leif Schmittgen

Über mögliche Details kann man sich ja streiten. Wichtig sei es nur, dass man jetzt schnell handele, mahnte die Bergneustädterin Ina Albowitz gestern die zahlreichen Bürger im Gemeindehaus der Altstadt, bei der ersten Stadtteilkonferenz zur möglichen Verschönerung der Bergneustädter Alt- und  Teilen der Innenstadt. „Rund 80 Projekte sind schon jetzt bei der Regionale 2025 vorgemerkt. Wenn wir Erfolg haben möchten, muss jetzt schnell ein Konzept her“, sagte die FDP-Politikerin in die Runde. Ein "A-Stempel", also die Zusage der vollen Fördermittel der Regionale, müsse das oberste Ziel sein.   


[Anja Boddenberg (li.) und Sandra Dosernot  stellten gestern das erste Konzept vor.]

Jene Regionale 2025 ist es, die den Stadtrat und Gemeinschaften aus der Bürgerschaft schon 2015 auf die Idee brachten,  Projekte in Angriff zu nehmen, um die genannten Stadtteile dauerhaft für die Zukunft fit zu machen und langfristig zu erhalten. Ein Arbeitskreis wurde gegründet, der Ideen sammelte und diese schließlich beim Kölner Planungsbüro Dr. Jansen einreichte. Die ausgearbeiteten Ergebnisse und Vorschläge zur Stadtgestaltung stellten gestern Anja Boddenberg und Sandra Dosernot, beide vom Planungsbüro, der Runde vor. 

 

In dem Konzept enthalten sind Analysen des Ist-Zustandes. Stärken und Schwächen der Altstadt in verschiedenen Bereichen sowie Expertenmeinungen, an welchen Stellen etwas zu verbessern wäre, erläuterten die Rednerinnen. „Dieser Platz kann viel mehr“, sagte Boddenberg und meinte damit das Gelände vor der Altstadtkirche. „Es ist zwar ein Treffpunkt, aber ein Ort mit wenig Aufenthaltsqualität“, stellte sie fest. Die dortigen Parkplätze könnten nach ihrer Ansicht anders gestaltet werden. Zusätzliche Bänke würden dann auch zum Verweilen einladen.  
 
[Der Platz vor der Altstadtkirche (Bild oben) ist ein Kritikpunkt der Städteplaner - Die Bürger brachten ihre Ideen an Infoständen (Bild unten) ein.]

Der vorhandenen Bausubstanz könnte laut Expertenmeinung mittelfristig der Verfall drohen, da der demografische Wandel auch dabei eine Rolle spiele. „Viele Ältere renovieren nicht mehr. Deshalb müssen Konzepte entwickelt werden, wie man jungen Menschen Anreize bieten kann, um ein altes Gebäude zu kaufen und zu sanieren“, so Boddenberg. Der steuerliche Vorteil beim Erwerb eines „Denkmals“ oder die Zuschüsse zur energetischen Sanierung zu erläutern, seien zwei Möglichkeiten. Auch an der vorhandenen Gastronomie hapere es in der Altstadt. Die Quantität stimme zwar, allerdings gebe es Nachholbedarf bei der Qualität. So seien beispielsweise nicht alle Preissegmente von gastronomischen Angeboten im Planungsgebiet vertreten.   

Ein Besucher bestätigte das bei der anschließenden Gesprächsrunde, wo man sich an Infoständen zu den einzelnen Themenbereichen des Projekts informieren und den Planern Anregungen geben konnte, um das Konzept weiter auszufeilen. Aufgeteilt sind die Planungen in die Bereiche "Städtebau und Stadtstruktur“, "Grün- und Freiflächen“, "Wirtschaft und Handel“, "Stadtgestaltung“, "Kultur und Soziales“, "Verkehr“, „Tourismus“ sowie "Wohnen und Leben“. Auf Zetteln hinterließen viele ihre Anregungen und informierten sich im Detail über die vorgestellten Pläne zur Beantragung der Fördermittel. 


[Bürgermeister Wilfried Holberg freute sich über die große Resonanz und blickt dem Konzept optimistisch entgegen.]

Mit den gesammelten Wünschen der Bürger sowie den Plänen des Kölner Büros, wird dann ein sogenanntes Integriertes Stadtteilentwicklungsprojekt, kurz ISEK, bei der Bezirksregierung eingereicht, um Fördermittel für die Regionale 2025 zu beantragen. „Das ist eine große Chance für die Stadt“, sagte Bürgermeister Wilfried Holberg. Er geriet auch aufgrund der großen Resonanz bei der Stadtteilkonferenz sogar ein wenig ins Schwärmen: „Bei der Regionale darf man ruhig etwas spinnen“, sagte das Stadtoberhaupt. Er könne sich als weiterführendes Projekt zum Beispiel eine Seilbahn vom Ortszentrum hinauf zur Altstadt und weiter über den Hackenberg bis hin zur auf Gummersbacher Gebiet liegenden Aggertalsperre vorstellen.   

Berührungs- oder gar Konkurrenzängste mit den Plänen in der Kreisstadt hat Holberg nicht, im Gegenteil: Man könne über ein übergreifendes Kulturkonzept zwischen beiden Städten nachdenken. In Gummersbach plant man derzeit, Regionale-Fördermittel zur Sanierung des Stadttheaters zu beantragen. „Warum nutzt man nicht unsere beiden Theater, um ein gemeinsames Kulturkonzept gemeinsam mit der Nachbarstadt einzureichen?“, ließ der Bürgermeister seinen Gedankenspielen freien Lauf. Auf den Einwurf von Albowitz meinte er: „Wir sind zwar in Eile, aber nicht in Hektik“. Im Kern der Sache aber gab er ihr Recht und betonte seine engen Kontakte zu Regionale-Geschäftsführer Reimar Molitor, der die Bergeustädter Wünsche „auf dem Schirm“ habe, da man im regelmäßigen Dialog miteinander stünde.  

Das ausgearbeitete ISEK mit den eingearbeiteten Anmerkungen der Bürger soll dann bei einer weiteren Stadtteilkonferenz vorgestellt werden. Im Anschluss sollen die ersehnten Fördermittel beantragt werden.
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