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'Ich mach dann mal auf Ruhestand'

ls; 26. Apr 2018, 12:40 Uhr
Bilder: Leif Schmittgen --- Marktmeister Kim Rosenberger (li.) und sein Vorgänger Markus Semmerling (re.) verabschiedeten heute Morgen Helmut Massi.
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'Ich mach dann mal auf Ruhestand'

ls; 26. Apr 2018, 12:40 Uhr
Gummersbach – Nach fast 40 Jahren auf dem Gummersbacher Wochenmarkt wurde Markthändler Helmut Massi heute in den Ruhestand verabschiedet.
Von Leif Schmittgen

Eine Träne konnte sich Helmut Massi heute Morgen nicht verkneifen, als er von Marktmeister Kim Rosenberger und seinem Vorgänger Markus Semmerling einen Strauß Blumen zum Abschied überreicht bekam. Denn heute bot er nach fast 40 Jahren zum letzten Mal seine Fleisch- und Wurstwaren auf dem Gummersbacher Wochenmarkt an, der Verkäufer verabschiedet sich altersbedingt in den Ruhestand.

An seinem letzten Arbeitstag halfen ihm seine Kinder Alexandra und Christian beim Verkauf. Eigentlich wolle Massi noch ein bis zwei Jahre weitermachen. „Unser Transporter samt Zugmaschine müsste erneuert werden. Die 140.000 € spare ich mir aber lieber, ich mach dann mal auf Ruhestand“, begründete der Händler seinen Abschied als Marktverkäufer.


[Helmut Massi stand mit seinen Kindern Christian und Alexandra zum letzten Mal im Verkaufswagen.]

Und genau mit jenem Transporter hat der rüstige Verkäufer vieles erlebt: Einmal - so erzählt er – sei ihm auf der Rückfahrt vom Gummersbacher Wochenmarkt die Anhängerkupplung auf einer Kreuzung gebrochen, sodass diese über mehrere Stunden blockiert war. „Beim Abschleppen des Anhängers hatte ich Angst, dass er vom Wagen fällt, dann wäre ich pleite gewesen“, schmunzelte Massi. Sorgen hatte er an Heiligabend vor einigen Jahren abermals: Wegen Eis und Schnee hatte er es nicht rechtzeitig vom Großmarkt in Hagen, wo er stets seine Waren einkaufte, zur Marktöffnung nach Gummersbach geschafft. Massi: „Wir hatten frisches Geflügel geladen und ich hatte Angst, dass ich es nicht verkauft bekomme.“

 

Mit zwei Stunden Verspätung sei er dann auf dem Bismarckplatz eingetroffen und seine Kunden seien trotzdem gekommen. „Am Ende des Tages waren wir total ausverkauft“, freute sich der heute 76-Jährige über die Treue seiner Kundschaft. Und diese war es auch, die den Gummersbacher Wochenmarkt für ihn zum Besten aller seiner Standorte machte. „Die Menschen sind hier viel offener, als in meiner Heimat“, sagte Massi. Außerdem habe er sich auf dem Markt immer willkommen gefühlt: „Hier wird alles dafür getan, dass der Standort erhalten bleibt“. In Remscheid-Lennep, in der Nähe seines Heimatortes Lüttringhausen, stünde der Marktstandort dagegen seit Jahren in der Diskussion.


[Viele Stammkunden sagten Adieu.]

Auch deshalb will er - spätestens im Sommer - als Privatier in die Kreisstadt zurückkommen, um mit seinen vielen treuen Stammkunden wie eh und je ein Schwätzchen zu halten. Ansonsten freut er sich darauf, nun nicht mehr um Mitternacht aufstehen zu müssen, um zum Großmarkt zu fahren. Mit der Betriebsaufgabe endet eine 71-jährige Tradition, seine Eltern hatten den Betrieb 1947 gegründet. Einen Nachfolger für den frei werdenden Stand gibt es derweil noch nicht. „Wir arbeiten an einer Lösung“, sagte Stadtsprecher Siegfried Frank.
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