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Eine besondere Karnevalsreise

vma; 4. Feb 2018, 17:11 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Den Spagat zwischen Klassik und Karneval schafften die Mitwirkenden des Programms „Ihr künnt mich ens besöke kumme“ grandios.
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Eine besondere Karnevalsreise

vma; 4. Feb 2018, 17:11 Uhr
Nümbrecht - Mit ihrem Programm 'Ihr künnt mich ens besöke kumme' haben Burkard Sondermeier und die 'Camarata Carnaval' eine besondere Karnevalsreise auf die Beine gestellt, die sie in der Orangerie von Schloss Homburg vorstellten.
Karneval und Klassik verknüpft - und dass auf eine besondere Art. Mit vielen „Verzällcher op Kölsch“ und einer abwechslungsreichen sowie teilweise überraschenden Auswahl an Stücken. Dazu noch alte, wie eine Drehorgel, oder besondere Instrumente, wie das „instrumentarium scurillium“ von Schlagwerker Christoph Schumacher, bei dem er Gesicht und Hände als Percussion-Instrumente nutzte. Zusammen mit den Ausführungen und Geschichten von Burkard Sondermeier war dies der karnevalistische Sonntag in der Orangerie auf Schloss Homburg.

[Burkard Sondermeier ist Sprecher, Sänger, Liedermacher und Autor und zelebriert „Karneval einmal klassisch“ seit 2002 beim WDR.]

Als Eisbrecher, mit dem das Publikum aufgeweckt werden sollte, kündigte Sondermeier „Le Tintamarre Parisien“, eine Quadrille Carnevalesque von Henri Bohlmann Sauzeau, an. Dazu erklärte er, dass dies so viel bedeute wie Lärm, Krach oder das Kölsche „Krakeel“.

Tintamarre könne die treffende Bezeichnung sein für die speziell im rheinischen Karneval angekommene Praxis, dass, was man früher einmal mit Musik und Gesang bezeichnete, so zu verhunzen und zu verbrüllen, dass die innere Stimme flöten gehe und die „Saubarden stolz auf ihren Krach seien“, so Sondermeier. Mit Krach hatte allerdings weder das erste Stück etwas zu tun, noch der Rest des facettenreichen Mittags in der Orangerie.

Die Kompositionen, Lieder und Texte waren wohlgewählt und das Publikum sang sogar beim Gassenhauer „Die kölschen Schusterjungen“ mit. Ob das selbst komponierte Amourellchen „Der Mottenblues“ oder eine „Los Carneval“ Samba von Charles Verstraete oder auch ein Auszug aus Mozarts „Rondo a la Turca“ – alles war brillant vorgetragen und sehr abwechslungsreich.


So konnten die Gäste schnell feststellen, dass Karneval auch klassisch funktioniert. Aber Karneval und Tango? Die Devise sei Frohsinn, weshalb die Tristesse des Tangos überhaupt keinen Platz haben könne. Doch Luis Rubinstein schrieb den Tango „Carneval de mi barrio“, das in „Karneval hä im Veedel“ umgewandelt und zu einer „kleinen kölschen Lobhudelei“ wurde. Und Friedrich Hollaenders „Kuck doch nicht immer nach dem Tangogeiger hin“ passte da auch. Es sei allerdings weder ein Programm für Tangoeiras, noch eines für Karnevalisten, betonte Sondermeier.
 
[Geiger, Komponist, Arrangeur und Pädagoge Joon Laukamp erhielt im November 2017 den Kulturförderpreis den Oberbergischen Kreises.]

Er sang teilweise zu den Stücken, die instrumental von dem hervorragenden Ensemble „Camarata Carneval“ vorgetragen wurden. Dazu zählen Regina Rücker (Violoncello und Klavier), Igor Kirillov (Klavier, Orgel, Xylophon), Joon Laukamp (Violine, Mandoline und Gitarre), Christoph Schumacher (Schlagwerk, Orgel, instrumentarium scurillium) sowie Pierce Black (Kontrabass und Gitarre). Auch bei diesem klassisch-karnevalistischen Programm hieß es „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“. Aber es gaben noch einen Zugabenblock für Unerschrockene mit einer Brise Offenbach – dem „a Paris“ des großen Offenbach-Verehreres Reynaldo Hahn. Und dann hieß es noch „Ihr künnt mich ens“ – als „Coupleedche“.
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