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Seltener „Wasserfall“ an der Genkeltalsperre

fj; 3. Jan 2018, 13:56 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- (v. li.) Der stellvertretende Talsperren-Meister Martin Lichtinghagen, Betriebsingenieur Reinhard Schleicher und Abteilungsleiter Hubert Scholemann (alle Aggerverband) halten die Genkeltalsperre im Auge.
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Seltener „Wasserfall“ an der Genkeltalsperre

fj; 3. Jan 2018, 13:56 Uhr
Gummersbach – Rund 1.500 Liter Wasser pro Sekunde laufen derzeit aus der Genkeltalsperre – Der Überlauf fließt in die Aggertalsperre, die diese Menge noch problemlos aufnehmen kann – Umgestürzte Bäume halten Aggerverband auf Trab.

[Der Überlauf fließt ins Tosbecken.]

Seit der vergangenen Nacht läuft die Genkeltalsperre über. Dies ist zuletzt vor rund vier Jahren geschehen. „Aber da ist das Wasser quasi nur drüber getropft, mit der Situation heute kann dies nicht verglichen werden“, erklärte der stellvertretende Talsperren-Meister Martin Lichtinghagen vor Ort. Das Stauziel des Genkel-Stausees ist bei 327,50 Metern über Normal Null erreicht. Der aktuelle Pegelstand liegt bei 327,65 Metern über Normal Null, der Überlauf liegt also bei 15 Zentimetern. Damit laufen rund 1.500 Liter Wasser pro Sekunde über. „Das geschieht in dieser Größenordnung nur circa alle zehn Jahre“, erklärte Hubert Scholemann, Abteilungsleiter beim Aggerverband, die Seltenheit dieses Ereignisses. Zusätzlich zum Überlauf fährt der Aggerverband 0,475 Kubikmeter Wasser pro Sekunde über eine Turbine aus der Genkeltalsperre ab und nutzt das Wasser so zur Stromerzeugung.



In den vergangenen Nächten ist der Pegel der Genkeltalsperre um rund 20 Zentimeter angestiegen. „Aufgrund des vielen Niederschlags in den vergangenen Tagen sind die Böden gesättigt. Das bedeutet, dass alles, was heute an Regen runter kommt, nicht mehr vom Boden aufgenommen werden kann“, so Reinhard Schleicher, Betriebsingenieur für Talsperren beim Aggerverband.


[Vom Tosbecken geht es für das Wasser weiter in den Fluss Genkel.]

Das überlaufende Wasser der Genkeltalsperre wird durch den Fluss Genkel der Aggertalsperre zugeführt. Daneben muss die Aggertalsperre auch den natürlichen Zulauf aus der Umgebung aufnehmen. „Das ist derzeit aber problemlos möglich. Aktuell gibt es in der Aggertalsperre noch Platz für 4,5 Millionen Kubikmeter Wasser“, erklärte Schleicher, dass die Aggertalsperre im Gegensatz zur Trinkwassertalsperre Genkel auf den Hochwasserschutz ausgelegt ist. Ist die Aggertalsperre voll, können problemlos 12,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde abgelassen werden. Mittels einer Turbine, die die AggerEnergie betreibt, kann daraus dann auch Strom erzeugt werden.

Akute Hochwassergefahr besteht laut den Mitarbeitern des Aggerverbands derzeit nicht, dennoch werden die Pegelstände genau im Auge behalten. So zum Beispiel in Rebbelroth, wo der Pegelstand heute Morgen die sogenannte erste Warn-Marke (80 Zentimeter) überschritten hat. Seitdem ist der Pegelstand jedoch wieder gesunken und liegt nun bei circa 77 Zentimetern. In seinem 1.100 Quadratkilometer großen Verbandsgebiet mit 3.000 Flusskilometern hat der Aggerverband derzeit trotzdem alle Hände voll zu tun: „Im Minutentakt werden uns seit heute Morgen umgestürzte Bäume gemeldet, die entfernt werden müssen“, erklärt Scholemann, dass derzeit rund 20 Mitarbeiter unermüdlich im Einsatz sind und auch eine Rufbereitschaft eingerichtet wurde.


[Der Fluss Genkel fließt in die Aggertalsperre. Auch am Fluss sind bereits Bäume umgestürzt.]

Für die Vielzahl der umgestürzten Bäume sorgt das Zusammenspiel aus Niederschlag und Sturm: Sind die Böden durch den Regen so aufgeweicht wie derzeit, bieten sie den Wurzeln der Bäume weniger Halt. Fallen die Bäume ins Wasser, könnten sie an Abläufen und Brücken hängenbleiben und diese verstopfen. „Das zu verhindern, ist derzeit unsere Hauptaufgabe“, erklärte Scholemann. Umstürzende Bäume stellen aber nicht nur eine Gefahr für Abläufe dar, sondern selbstverständlich auch für Menschen. Spaziergänge im Wald sind daher momentan nicht nur an den Ufern der Talsperren nicht empfehlenswert.
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