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„Sozialer Klimawandel“ durchaus erwünscht

Red; 6. Dec 2017, 14:58 Uhr
Oberberg Aktuell
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„Sozialer Klimawandel“ durchaus erwünscht

Red; 6. Dec 2017, 14:58 Uhr
Gummersbach - Spiegel-Redakteur Jörg Schindler las im Caritas-Kaufhaus aus seinem Buch „Die Rüpel-Republik“ und stellte es zur Diskussion.

[Bild: privat --- Spiegel-Redakteur Jörg Schindler.]

Wieso kommt die sportliche Fairness zunehmend abhanden, sodass Schiedsrichter bespuckt und Fußballer beschimpft werden, wenn ihnen ein Schuss mal so richtig daneben geht? Und wieso gilt auf den Straßen mehr das Recht des Stärkeren als die reguläre Ampelschaltung? Warum gibt es im Internet so gut wie keine Hemmschwelle mehr, wenn es darum geht, Menschen aufs Übelste zu beschimpfen? Mit all diesen Fragen, die er wortreich und humorvoll in sein „wutrotes“ Buch „Die Rüpel-Republik“ gepackt hat, kam Spiegel-Redakteur Jörg Schindler auch ins Caritas-Kaufhaus. Eingeladen hatte ihn das Innovationsprojekt „Vielfalt. viel wert“ der Caritas Oberberg im Rahmen einer Kampagne für mehr Respekt.

Sein „wutrotes“ Buch sei aus Wut entstanden, erklärte Autor Schindler dem Publikum. Aus Wut über so viele Verhaltensweisen, die zunehmend „modern“ werden. Dies konnten auch die Zuhörer nachvollziehen. Eine Besucherin berichtete, dass sie sich angesichts des Gefühls, von Rüpeln umgeben zu sein, manchmal regelrecht ohnmächtig fühle. Da werde man selber zum Miesmuffel abgestempelt, wenn man höflich darum bittet, dass im Kino nicht laut schmatzend jede Szene kommentiert wird. Und wenn man in Bus und Bahn nicht über jedes Detail aus dem Intimleben des Banknachbarn per Handy-Call informiert werden will. Über all die Phänomene und dass viele Mitmenschen sie als solche gar nicht bewusst wahrnehmen, waren sich die Diskutanten rund um Schindler einig.



Einig war man sich allerdings auch darüber, dass man mit Humor, Geduld und Beharrlichkeit in seinem eigenen Umfeld sehr wohl gegen „Rüpel aller Art“ angehen kann – zum Beispiel durch eigenes Gestalten von gesellschaftlichen Ereignissen. „Einfach mal machen, Gemeinschaft erfahren, sich wertgeschätzt fühlen und durch das Kennenlernen anderen mehr Wertschätzung entgegen bringen“, lauteten die Vorschläge der Diskussionsteilnehmer für mehr Respekt. Menschen respektvoll begegnen und ihnen Hilfe zur Selbsthilfe anbieten, damit sie sich nicht mehr mit den eigenen Problemen überfordert fühlen und sich ihren Mitmenschen wieder zuwenden können – diesen Ansatz, so die Veranstalter, würden auch die Wohlfahrtsverbände verfolgen. Im sozialen Bereich, so die Meinung von Autor und Gästen, sei eine Klimaerwärmung durchaus wünschenswert.
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