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Niederlagen-Frust und Schiri-Ärger

pn; 19. Nov 2017, 14:50 Uhr
Bilder: Alexander Arnold ---- Auch die fünf Treffer von Shawn Pauly konnten die knappe Niederlage im Spitzenspiel nicht verhindern.
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Niederlagen-Frust und Schiri-Ärger

pn; 19. Nov 2017, 14:50 Uhr
Gummersbach - Derschlag verspielt im Spitzenspiel einen Vier-Tore-Vorsprung - CVJM entführt einen Zähler - TVS-Arbeitserfolg - SSV dreht nach der Pause auf - Die Herren-Oberliga wird präsentiert von ‚Sportsbar Lutter‘. (AKTUALISIERT)
TuS Derschlag – Pulheimer SC 33:34 (15:14).

Auch einen Tag nach dem Spitzenspiel der Oberliga konnte man Ralph Weinheimer die Niedergeschlagenheit in der Stimme noch anhören. Ein wenig rastlos sprang der Coach in seiner Analyse der Partie von Spielmoment zu Spielmoment, kam dabei aber stets zum selben Ergebnis. „Das war eine der unverdientesten Niederlagen, die ich je erlebt habe“, lautete sein Fazit. Gegen den Topfavoriten auf den Aufstieg habe sein Team einen grandiosen Kampf abgeliefert, der letztlich aber unbelohnt blieb. „Pulheim ist heute Morgen wahrscheinlich aufgewacht und wusste immer noch nicht, warum sie gewonnen haben“, haderte er mit dem Schicksal. Letztlich habe sich aber die größere Erfahrung im Kader des Gegners durchgesetzt. „Wir haben viele junge Spieler im Kader, die aus einer solchen Schlacht lernen werden“, ist er sich sicher, im kommenden Jahr solche Spiele gewinnen zu können.



[Während Pulheim den Sieg ausgelassen bejubelte, kann man Tim Hilger die Niedergeschlagenheit förmlich ansehen.]

Dabei bot die Paarung vieles, was den Handballsport so spannend macht. Beide Teams agierten mit offenem Visier und boten den zahlreichen Zuschauern ein von der ersten Sekunde an intensives Match. Gehörte die Anfangsphase bis zum 1:3 (9.) noch den Gästen, konterte Derschlag in der Folge zum 7:6 (18.). PSC-Coach Kelvin Tacke reagierte seinerseits und nutzte fortan konsequent das Mittel des siebten Feldspielers. „Das machen sie einfach überragend. Da merkte man, wie eingespielt und erfahren diese Truppe ist“, konnte Weinheimers Team lediglich zwei Mal in das verwaiste Tor des Gegners einnetzen, während Pulheim die nummerische Überlegenheit häufig nutzen konnte und dabei stets rechtzeitig zurückwechselte. Über 9:11 (23.) und 13:13 (26.) blieb es bis zum Halbzeitpfiff stets spannend. Daran sollte sich auch nach dem Seitenwechsel zunächst wenig ändern. 18:19 (37.) und 23:22 (42.) waren die Zwischenstände in einer torreichen Partie, in der die Oberberger allerdings auch drei Siebenmeter liegen ließen.  
[Ralph Weinheimer sprach von einer tollen Leistung seiner Mannschaft.]

Die stärkste Phase des TuS leitete ausgerechnet eine Auszeit des Gegners beim 26:25 (46.) ein. Zwar konnte der starke Rechtsaußen Jan Giesen noch ausgleichen, nach einem Doppelpack Tim Hilgers, der sich erneut einer 60-minütigen Sonderbewachung erfreute, sowie Treffern des starken Norman Krause sowie Petar Cuturas sah Derschlag beim 30:26 (51.) aber bereits wie der sichere Sieger aus. Der Zorn der Gastgeber richtete sich in der Schlussphase dann allerdings auf die Schiedsrichter. „Sicherlich lassen wir in der Schlussphase zu viele klare Chancen liegen und müssen uns daher auch an die eigene Nase fassen, aber in den letzten Minuten bekommen wir auch einige sehr fragwürdige Pfiffe gegen uns“, fühlte sich Weinheimer von vielen kleinen Entscheidungen benachteiligt. Während die Hausherren sich aus dem Konzept bringen ließen, agierte Pulheim weiterhin souverän, erzielte beim 31:31 (57.) nicht nur den Ausgleich, sondern hatte nach dem 32:34 20 Sekunden vor Ende die Partie auch zu seinen Gunsten entschieden. „Die Ausgangslage ist nun zwar nicht mehr ganz so rosig, aber unser im Sommer formuliertes Ziel war auch nicht der Aufstieg“, will sich Weinheimer den starken Saisonstart nicht madig machen lassen, zumal die Saison auch noch lang sei. 

Derschlag: Tim Hilger (8), Norman Krause, Vladislav Vesselinov, Shawn Pauly (je 5), Thorben Schneider (4/1), Petar Cutura (3), Timo Bay (2), Jonas Hesener (1).



SC Fortuna Köln – TV Strombach 20:22.


Beschönigen wollte Michiel Lochtenbergh den Auftritt seiner Mannschaft nicht. „Wir haben uns unheimlich schwer getan“, resümierte der TVS-Trainer einen Arbeitssieg seiner Equipe im Süden der Kölner Domstadt. Die für ihre zahlreichen offensiven Deckungsvarianten bekannte Fortuna begann ungewohnt defensiv mit einer 5:1-Version ihrer Deckung, zeigte mit zunehmender Dauer aber ihr variantenreiches Repertoire. Strombach nutzte zwar konsequent sich bietende Lücken, bis diese sich allerdings öffneten, dauerte es teilweise minutenlang. Die beiden Schiedsrichter mussten auf beiden Seiten häufig den Arm heben, um die Teams vom drohenden Zeitspiel zu unterrichten. „Uns fehlte die Laufarbeit gegen eine so hoch stehende Abwehr“, analysierte Lochtenbergh, „wenn sie allerdings vorhanden war, waren wir auch wirklich frei durch und haben dann konsequent getroffen.“



[Michiel Lochtenbergh attestierte seinem Team eine disziplinierte Leistung.]

In der ersten Viertelstunde entwickelte sich zunächst aber eine offene Partie, in der beide Teams bereits mit Toren geizten. Daran sollte sich auch bis zur Pause wenig ändern, auch wenn die Gäste allmählich die Kontrolle über die Partie gewannen und sich mit drei Toren erstmals ein wenig absetzten. Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich wenig am taktisch geprägten Bild. Beide Mannschaften mühten sich weiter zu ihren Toren, Strombach zeigte dabei aber die höhere Effektivität. Meist betrug der Vorsprung vier bis fünf Tore. Erst in den Schlussminuten konnten die Gastgeber durch zwei schnelle Treffer noch ein wenig Ergebniskosmetik betreiben, den Strombacher Sieg damit aber nicht mehr gefährden. Ein Sonderlob in der insgesamt highlightarmen Partie verdiente sich Kreisläufer Sebastian Panske. „Insgesamt haben wir sehr diszipliniert agiert“, hatte Lochtenbergh letztlich aber doch noch ein Highlight gesehen: „Als die Fußballfans von nebenan in die Halle wechselten, kam eine tolle Stimmung auf.“


Strombach: Julian Mayer (6/1), Florian Panske (4), Harry Roth (3/1), Christopher Suhr (3), Markus Meister, Malte Meinhardt (je 2), Tom Bonfiglio, Lukas Bader (je 1).
  

Longericher SC II – CVJM Oberwiehl 25:25 (12:11).


Während es am Freitag in Derschlag zum Gipfeltreffen der beiden derzeit besten Oberligateams kam, duellierten sich am Samstagabend die beiden Kellerkinder aus Longerich und Oberwiehl und fanden dabei keinen Sieger. Dem Tabellenstand angemessen entwickelte sich ein äußerst zerfahrenes Spiel. „Es war wirklich nicht schön anzusehen und sehr viel Krampf auf beiden Seiten“, urteilte Oberwiehls Trainer Florian König schonungslos. Offensiv hatte die Partie wenig zu bieten, war stattdessen von starken Defensivverbänden geprägt. „Den Abwehrreihen konnte man gut zusehen“, meinte auch König weiter. Fast jeder zweite Angriff ging ins Zeitspiel, so dass die Unparteiischen schnell einen steifen Arm bekamen. Unter Druck fanden zunächst die Gastgeber die etwas besseren Lösungen und führten stets im ersten Durchgang.



[Die Fortuna-Defensive stellte Julian Mayer & Co vor massive Probleme.]

Über 4:3 (12.) drohten Oberwiehl beim 7:4 (16.) und 10:7 (22.) zwar die Felle davonzuschwimmen, nach einigen taktischen Umstellung war der CVJM aber wieder auf Augenhöhe und beim Pausenpfiff bereits wieder in Schlagdistanz. Auch im zweiten Durchgang blieb es spannend. Die Oberberger gingen nach dem Seitenwechsel zwar kurzzeitig mit 12:13 (34.) in Führung, liefen in der Folge aber weiterhin einem Rückstand bis zum 19:17 (44.) hinterher. Eine Zeitstrafe gegen Emil Kottmeir leitete nun aber die stärkste CVJM-Phase ein, die Artur Gartung mit dem 19:21 (47.) krönte. „Dann haben wir es allerdings verpasst, den Sack zuzumachen“, musste König mit seinem Team bis in die Schlussphase zittern. Das letzte Tor der Partie erzielten die Gastgeber durch einen aus Oberwiehler Sicht recht zweifelhaften Siebenmeter. „Die Aktion hätte man schon viel früher mit einem Freiwurf unterbinden müssen“, meinte König, sprach letztlich aber von einer nicht unverdienten Punkteteilung: „Wir hatten offensiv zwar noch viel Luft nach oben, angesichts unserer katastrophalen Auswärtsquote letzte Saison war das aber ein wichtiger Punkt.“


Oberwiehl: Fynn Bastian (6), Jannes Pulla (4), Bastian Schneider (4/3), Mirco Gröbner, Marc Weschenbach, Simon Schanz, Artur Gartung (je 2), Jan Jäckel, Jonas Koebnick, Jan Sonka (je 1).




SSV Nümbrecht – HSG Refrath/Hand 31:19 (12:12).

Ein Spiegelbild der bisherigen Saison war der Nümbrechter Auftritt gegen Refrath. Unbestritten verfügt die Jatzke-Equipe über enormes Potential, bislang stellst sich allerdings meist die Frage, ob sie dieses auch auf die Straße bekommt. Gegen Aufsteiger Refrath/Hand gelang dies auch erst nach dem Seitenwechsel. „Natürlich bin ich mit dem Ergebnis und auch der zweiten Hälfte sehr zufrieden“, meinte Trainer Mario Jatzke, fügte aber auch gleich eine kleine Kritik an: „Bis zur Pause gab es durchaus Ansatzpunkte, an denen wir weiter arbeiten können.“ Denn in den ersten 30 Minuten fehlte den Oberbergern noch die letzte Konsequenz in der Deckung. Der defensivstarke Jannik Lang wurde zunächst krankheitsbedingt geschont, so dass die Gäste zwar durchgängig einem Rückstand hinterherliefen, sich aber auch nie abschütteln ließen. „Wir haben es einfach verpasst, unseren Vorsprung auf drei Tore auszubauen“, analysierte der SSV-Coach und musste in den letzten drei Minuten sogar noch den Ausgleich mitansehen.


Erst nach kleineren taktischen Umstellungen in der Kabine kamen die Gastgeber immer besser ins Rollen. Die Defensive agierte nun wesentlich beherzter und auch Philip Winkler vernagelte über weite Strecken sein Gehäuse. „Refrath ist nichts mehr eingefallen, während wir endlich unser System durchgezogen haben.“ Über 21:14 (40.) bauten die Südkreisler ihren Vorsprung konsequent bis zum 28:17 (55.) aus, während die Gäste sich durch zahlreiche Disziplinlosigkeiten mehr und mehr selbst in die Bredouille brachten. Höhepunkt war eine blaue Karte wegen Schiedsrichterbeleidigung eines HSG-Spielers. In Jubelarien wollte Jatzke trotz des Kantersieges aber nicht verfallen: „Das Wichtigste an diesem Spiel war, dass meine Jungs gesehen haben, dass wenn sie unser System durchziehen, damit auch Erfolg haben."

Gelegenheit dies erneut unter Beweis zu stellen, haben die Nümbrechter bereits am Dienstagabend, wenn der TuS Derschlag um 20 Uhr zum Kreispokal Viertelfinale in der GWN-Arena gastiert.


Nümbrecht: Stefan Ufer (6), Patrick Martel (5/4), Mario Weissner (4), Marcel Samel, Niklas Reuter (je 3), Jannik Lang, Lukas Hemmersbach, Daniel Funk, Ilja Schattner, (je 2), Dominik Donath, Philip Winkler (1).

Ergebnisse und Tabelle
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