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'Wiehl hilft': Lebensperspektiven für Kinder im Kongo

us; 18. Nov 2017, 05:30 Uhr
Bilder: Gaby Hirsch --- Kerstin Schumacher-Schröder (Mitte) zu Besuch bei den Patenkindern aus dem Haus Soleil Levant.
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'Wiehl hilft': Lebensperspektiven für Kinder im Kongo

us; 18. Nov 2017, 05:30 Uhr
Wiehl - Vor zehn Jahren wurde der Verein 'Wiehl hilft' und mit ihm die Kongo-Kindernothilfe aus der Taufe gehoben, die in der Zwischenzeit mehr als 6.000 Kinder vor dem Hungertod bewahrt hat und zur Zeit 100 bedürftige Kinder mit Patenschaften unterstützt.
Von Ute Sommer

Als die Wiehlerin Kerstin Schumacher-Schröder vor 15 Jahren erstmals in einem Vortrag Einblick in die Lebenswirklichkeit der Menschen in der Demokratischen Republik Kongo erhielt, die damals wie heute von Elend, Hunger, andauerndem Krieg und Vertreibung gekennzeichnet sind, übernahm sie spontan eine Patenschaft für einen elfjährigen Jungen. Prosper ist mittlerweile 26 Jahre alt, verheiratet, Vater eines Kindes, Leiter einer Farmkooperative und Paradebeispiel dafür, welche Perspektiven direkte Hilfeleistung vor Ort eröffnen kann. Weitere Patenschaften folgten und mit ihnen der Gedanke, das private Engagement großflächig auszuweiten.

Daraus resultierte 2007 die Gründung von "Wiehl hilft", einem Kindernothilfe-Verein der sich, mit Hilfe des kongolesischen Rechtsanwalts Israel Lofalanga, zunächst der Vermittlung von Kinder-Patenschaften verschrieb. Mit qualifizierter Unterstützung der ebenfalls in Kongo tätigen Entwicklungshelferin Elfriede Schüle, nahmen sich die "Wiehl hilft"-Vereinsmitglieder in der Folge dem Problem von lebensbedrohlich unterernährten Kleinkindern an. Endete der anfängliche Versuch, Kindertafeln mit importierter Zusatznahrung zu etablieren, in einer finanziellen Sackgasse, brachte der Einsatz von einheimischen Moringa Bäumen den erhofften Durchbruch.


Die Blätter des schnell wachsenden Moringa oleifera gedeihen besonders gut im kongolesischen Äquatorialklima und verfügen über einen hohen Gehalt an Proteinen, sind vitamin- (vor allem Vitamine A und C) und mineralstoffreich (Kalzium, Magnesium, Kalium, Eisen und Natrium). Als Zusatz in den mehrmals wöchentlich verabreichten Mahlzeiten der OKI Moringa Kindertafel (ökumenische Kindertafel Initiative DR Kongo e.V.) und „Wiehl hilft“  wirkt das vermahlene Blattpulver wahre Wunder. In der Regel erreichen die kleinen Patienten 85 Prozent ihres Idealgewichts innerhalb von 60 Tagen. Der von der Weltgesundheitsorganisation WHO vorgegebene Parameter wird durch engmaschige Kontrollen überprüft und die Rückfallquote liegt bei lediglich zwei Prozent.


[Der mit Moringapulver angereicherte Maisbrei, mit dem die Kinder beim Besuch der Kindertafeln versorgt werden, rettet sie vor dem drohenden Hungertod.]

Parallel dazu werden die Mütter Im Anbau des Moringa-Baumes geschult und bekommen Samen mit nach Hause, so dass eine effektive Ernährung nicht nur für die von Mangelernährung betroffenen Kinder, sondern die gesamte Familie sichergestellt wird. "So können wir kostengünstig und nachhaltig Leben retten", freuen sich die deutschen Helfer, die konstruktiv mit den angeschlossenen Krankenstationen zusammenarbeiten und ein eigenes Team aus Köchinnen, Krankenschwester, Sozialarbeiter und Ökotrophologin vor Ort beschäftigen.

Mittlerweile betreibt "Wiehl hilft" zehn Kindertafeln in Kinshasa selbst und unterhält sieben weitere, die übers Land verteilt sind. Die kontinuierliche Versorgung mit Nahrungsmitteln stellen die zwei eigenen Farmen sicher, auf denen Maniok gezogen und tausende Moringa-Bäume angepflanzt wurden. "Die Umstände im Land sind katastrophal und teilweise frustrierend, aber man wird dankbar und freut sich, dass man helfen kann", haben Kerstin Schumacher -Schröder und ihre Mitstreiter auch nach zehn Jahren Entwicklungshilfearbeit nicht ihren Enthusiasmus verloren.

 Als zukünftige Herausforderung sind deutsch-afrikanische Start-up-Projekte nach Goes-Fair-Vorbild in Planung. Mit Hilfe einer Anschub-Finanzierung sollen, inzwischen erwachsene, kongolesische Patenkinder, Kleinunternehmen wie Autowerkstätten, Umzugsunternehmen oder Nähereien gründen, die, einmal in der Gewinnzone angekommen, mit zehn Prozent ihres Gewinns den Betrieb der Kindertafeln unterstützen. Informationen unter www.wiehl-hilft.de.
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