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Die Zeit für Ausreden ist vorbei

bv; 7. Nov 2017, 17:25 Uhr
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Die Zeit für Ausreden ist vorbei

bv; 7. Nov 2017, 17:25 Uhr
Gummersbach – Beim Spiel am Donnerstagabend gegen den TV Hüttenberg steht für den VfL Gummersbach nach dem Trainerwechsel viel auf dem Spiel - 'Gesundes Oberberg e.V.' und die AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Bernd Vorländer

VfL Gummersbach – TV Hüttenberg (Donnerstag, 9.11, 19 Uhr, SCHWALBE arena).

Wer vor Saisonstart der Handball-Bundesliga den zwölften Spieltag und dabei die Partie des VfL Gummersbach gegen den Aufsteiger aus Hüttenberg in den Blick genommen hatte, konnte nicht im Entferntesten ahnen, wie viel Brisanz an diesem 9. November herrschen würde. Beide Mannschaften hängen tief unten drin im Tabellenkeller und dem Verlierer vom kommenden Donnerstag dürften weitere schwere Wochen bevorstehen. Natürlich ist auch beim Sieger nicht plötzlich alles im grünen Bereich, doch alleine der psychologische Effekt von zwei Punkten dürfte auf der einen oder anderen Seite neue Kräfte freisetzen.


[Denis Bahtijarevic will als neuer Trainer dafür sorgen, dass der VfL Gummersbach möglichst bald die Abstiegsränge verlässt.]

Für den VfL Gummersbach ist es das Spiel eins nach dem Rauswurf von Trainer Dirk Beuchler. Es ist der Versuch eines Neuanfangs, man hat den Reset-Knopf gedrückt, will quasi von der Nulllinie aus in die noch übrig bleibenden zwei Drittel der Saison starten. Die Blau-Weißen setzen jetzt alles auf Denis Bahtijraevic, den neuen Mann auf der Gummersbacher Kommandobrücke. Er soll dem Team frische taktische Grundstrukturen einimpfen, soll das Selbstbewusstsein eines zuletzt indisponierten Kaders stärken und vor allem die enorme Quote an technischen Fehlern minimieren. Letztere verhagelten regelmäßig durchaus mögliche Punktgewinne und trugen erheblich zur allgemeinen Verunsicherung bei.  Bahtijarevic will einerseits die professionelle Herangehensweise der Mannschaft an die Bundesliga-Herausforderung optimieren und gleichzeitig aber auch im zwischenmenschlichen Bereich mit vielen Gesprächen dafür sorgen, dass man künftig öfter mit breiterer Brust auflaufen kann.


„Die Jungs haben es drauf, davon bin ich überzeugt“, sagt der neue Coach. Allerdings komme es darauf an, die bislang verschütteten Qualitäten innerhalb weniger Tage freizulegen, denn man will die nächsten beiden Begegnungen gegen Hüttenberg und in Lübbecke unbedingt für sich entscheiden. „Natürlich stehen wir am Donnerstag erheblich unter Druck, aber das ist eben Profisport“, kommentiert Bahtijarevic. „Es ist ein Vier-Punkte-Spiel, bei dem es für beide Mannschaften um viel geht“, sagt VfL-Sportdirektor Christoph Schindler, der eine Partie erwartet, die „über Kampf und Emotionen“ entschieden wird. Schindler sieht die VfL-Spieler in der Pflicht, nach dem Trainerwechsel befreiter aufzuspielen, eine Reaktion zu zeigen und die Punkte in der Kreisstadt zu behalten.



Trainer Bahtijarevic sieht Hüttenberg als Gegner auf Augenhöhe. Mit 5:17 Punkten haben die Hessen nur einen Pluspunkt mehr auf ihrem Konto als der VfL. Mit einem Sieg könnten die Oberberger am TVH vorbeiziehen und damit sogar die Abstiegsränge verlassen. Auch beim TVH hat man einen Trainerwechsel hinter sich.  Dass ausgerechnet mit Emir Kurtagic der langjährige Gummersbacher Coach jetzt das Zepter bei den Hessen schwingt, ist fast schon der Stoff für einen handballerischen Groschenroman. So etwas kann man sich nicht ausdenken. Kurtagic kennt natürlich zahlreiche Akteure beim VfL aus dem Eff-Eff.

Und auch die Trainer verstehen sich bestens. „Ich bin mit Emir befreundet und ich wünsche ihm wirklich von Herzen alles Gute – nur vielleicht nicht am kommenden Donnerstag“, lächelt Bahtijarevic. Auch Emir Kurtagic freut sich auf das Duell mit seinem Freund. "Denis ist mein Trauzeuge, mehr Freundschaft geht nicht. Wer hätte so etwas noch vor einem halben Jahr gedacht", ist der neue Hüttenberger Coach vor dem Spiel am Donnerstag gespannt. Beim TVH ist Kurtagic angekommen, organisiert gerade den Umzug nach Hessen. Das Spiel gegen seinen Ex-Klub ist natürlich auch für Kurtagic eine besondere Herausforderung. Beim VfL sieht er durch den Trainerwechsel neue Motivation freigesetzt, sagt aber auch: "Der Druck liegt ganz klar bei Gummersbach. Die Mannschaft muss jetzt liefern."

Kurtagic hat bereits seine erste Niederlage bezogen, denn  man verlor vor einigen Tagen gegen den TVB Stuttgart mit 23:28. Wenn es dem neuen VfL-Coach nachgeht, soll die zweite Pleite jetzt folgen. Man brauche den Sieg natürlich sportlich, aber auch, „damit in Gummersbach wieder Ruhe einkehrt", sagt Sportdirektor Schindler. Er weiß, dass der VfL seinen Fans in den vergangenen Wochen einiges zugemutet hat. „Ich hoffe jedoch, dass die SCHWALBE arena zum Hexenkessel wird.“
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