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Zu Besuch bei den „Kindern von Tschernobyl“

Red; 2. Nov 2017, 11:36 Uhr
Bilder: Stepan Gubatij --- Kinder freuen sich über gebrauchtes Spielzeug aus Deutschland.
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Zu Besuch bei den „Kindern von Tschernobyl“

Red; 2. Nov 2017, 11:36 Uhr
Marienheide - Der Verein „Kinder von Tschernobyl“ unterstützt kranke Kinder in Wyschgorod und unterhält eine Armenküche – Vor Ort überzeugten sich Vereinsmitglieder davon, dass die Hilfe ankommt.
In der ukrainische Region Wyschgorod, die durch die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl immer noch strahlenbelastet ist, unterstützt der Verein „Kinder von Tschernobyl“ chronisch kranke, finanziert eine Armenküche und bietet den Kindern Erholungsaufenthalte in Marienheide und Umgebung an. Nun reisten Vorstandsmitglieder des Vereins in die Ukraine, um gemeinsam mit ihren Partnern vor Ort die Hilfsleistungen zu koordinieren, welche die Menschen im Märkischen und im Oberbergischen Kreis mit ihren Spenden ermöglichen.



[Durch die vom Verein „Kinder von Tschernobyl“ finanzierte Suppenküche kommen viele Bedürftige zumindest einmal am Tag in den Genuss einer warmen Mahlzeit.]

Gisela Steinbach und ein weiteres Vorstandsmitglied besuchten unter anderem die Pastorenfamilie Reschetnik. Deren Kirchengemeinde im Kreis Wyschgorod führt mit der Finanzierung aus Deutschland jedes Jahr eine Kindererholung in den Karpaten durch. Auch in diesem Jahr verbrachten wieder 30 Kinder mit Betreuern eine erholsame Zeit im Sommerlager. Hier können Kinder mitfahren, die aus solch schwierigen Familienverhältnissen kommen, dass sie nicht nach Deutschland eingeladen werden können. Wie die Pastorenfamilie berichtete, freuen sich die Kinder immer schon seit Jahresanfang auf diese Freizeit, aber sie kann nur stattfinden, wenn das Geld dazu vom hiesigen Verein bereitgestellt wird. Leider musste Steinbach mitteilen, dass die Finanzierung für das Jahr 2018 nicht sicher sei, da das Spendenaufkommen deutlich rückläufig sei.

Der deutsche Verein  hilft fast 30 Kindern bei der Beschaffung erforderlicher Medikamente gegen ihre chronischen Krankheiten wie Diabetes melitus, Asthma, Leukämie, Rheuma oder Mukoviszidose. Für die Deutschen waren die Besuche in diesen Familien auch diesmal wieder ein Wechselbad der Gefühle: Sie erlebten die Freude und Dankbarkeit der Eltern darüber, wenn es den Kindern besser geht. Andererseits sahen sie auch Schicksale, bei denen auch die Hilfe aus Deutschland nur ein Tropfen auf den heißen Stein bedeutete. Oder sie trafen auf schockierende Lebensverhältnisse, die sie nicht für möglich gehalten hätten.



Auch der Stadt Bila Zerkwa, 120 Kilometer südlich von Kiew gelegen, statteten die Vereinsmitglieder von „Kinder von Tschernobyl“ einen Besuch ab. Hier berichtete Pastor Stepan Gubatij, dass sich die bedürftigen Familien erneut sehr über die Hilfslieferungen aus Deutschland gefreut hatten. Mit Spaß an der Sache und menschlicher Wärme hatte man in diesem Jahr eine Art „Happening“ aus der Verteilung der Hilfsgüter gemacht: Vor den Augen der Menschen wurden die verklebten Kartons geöffnet und alle Teile einzeln angeboten. Dies vermied Stress sowie Streit und machte den Empfängern gleichzeitig deutlich, dass niemand von den Mitarbeitern sich vorher die besten Stücke hatte sichern können.


[Durch die Hilfsgüter aus Deutschland erhalten die Menschen nicht nur Kleidung – auch etwas Spaß bei der Verteilung gab es dazu.]

Diese Kirchengemeinde betreibt auch die Armenküche, die komplett vom Verein „Kinder von Tschernobyl.“ finanziert wird. Etwa 30 Obdachlose verzehren hier täglich eine warme Suppe, etwa 20 Familien holen die Suppe nach Hause. Für alle ist es oft die einzige geregelte Mahlzeit am Tag. Wie die Vereinsmitglieder vor Ort erfuhren, konnten viele Obdachlose durch Kontakte, die sie bei der Essensausgabe geknüpft haben, ihr Leben wieder stabilisieren. In Bila Zerkwa haben auch viele Flüchtlinge aus dem Osten der Ukraine Unterschlupf gefunden, die aber oft unter schwierigen Umständen leben müssen. Auch hier konnte Stepan Gubatij mit seinen Kontakten viel Unterstützung leisten und Situationen verbessern.

Steinbach konnte sich auch bei diesem Besuch davon überzeugen, dass die Hilfe aus dem Märkischen und dem Oberbergischen Kreis bei den Menschen ankommt und sich der Verein auf seine Partner in der Ukraine verlassen kann. „Diese sind wirklich den Menschen zugewandt und arbeiten genauso uneigennützig wie die Mitarbeiter des hiesigen Vereins“, so Steinbachs Fazit.
Fragen zum Verein und seinen Hilfsprojekten beantwortet der 2. Vorsitzende Wolfgang Theunissen, Tel.: 02264/84 46. Weitere Informationen gibt es unter www.kvt-kierspe.de.
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