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Uli Kadler zog in der Halbzeit die Reißleine

nh; 16. Oct 2017, 10:55 Uhr
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Uli Kadler zog in der Halbzeit die Reißleine

nh; 16. Oct 2017, 10:55 Uhr
Gummersbach - Wochenlang brodelte es in TuRa-Coach Kadler und ein Disput mit einem seiner Spieler brachte das Fass zum Überlaufen, sodass er noch während des Kreisliga B-Spiels in Waldbröl die Brocken hinwarf.
Von Nils Hühn

Uli Kadler zählt zu den Trainer-Urgesteinen in der oberbergischen Fußballszene. Im Sommer übernahm er den schwierigen Job bei TuRa Dieringhausen. Am Hammerhaus musste er fast ein komplett neues Team zusammenstellen und trotz der widrigen Bedingungen stimmten die Ergebnisse. Früh in der Saison hatte die TuRa schon drei wichtige Siege eingefahren. „Aber schon vor acht Wochen habe ich dem Verein gesagt, dass es bei einigen Spielern an Disziplin, Anstand und Respekt mangelt“, berichtete Kadler. Das Verhalten gegenüber den Mitspielern, Gegnern, Trainern, Schiedsrichtern und auch Zuschauern sei nicht akzeptabel.

[Nur wenige Monate dauerte das Engagement von Uli Kadler (rechts) bei TuRa Dieringhausen. Sein Co-Trainer Dominique Penella ist derzeit krankgeschrieben, weshalb Abtelungsleiter Markus Eggert das Training leitet.]

Geändert habe sich allerdings wenig. Kadler führte viele Einzelgespräche, aber auch diese zeigten kaum Wirkung. Im Spiel gegen seinen Ex-Klub Elsenroth handelte sich einer seiner Leistungsträger trotz vorherigem Gespräch eine Rote Karte ein. „Ich habe mich richtig geschämt“, so Kadler. Am vorigen Dienstag gab es eine Mannschaftsbesprechung, aber auch hier fühlte sich Kadler nicht verstanden. Nichtsdestotrotz ging er mit großen Erwartungen in die Partie gegen Waldbröl.

Doch auch in dieser Partie gab es viele Situationen, die aus seiner Sicht nichts mit Fußball zu tun haben. „So ein Verhalten verstehe ich nicht unter Fußball“, erklärte Kadler. In der Halbzeitpause habe dann ein anderer Leistungsträger permanent türkisch mit Zuschauern gesprochen. Kadler wollte dies unterbinden, aber seinen Spieler interessierte dies nicht. Irgendwann platzte ihm die Hutschnur. „Da musste ich mich dann auch selbst schützen“, erklärte er. „So etwas muss ich mir nicht geben.“ Kadler trat noch in der Pause zurück und fuhr nach Hause.


„Ich weiß, dass das auch nicht der richtige Weg war, aber es ging einfach nicht mehr“, so Kadler, dessen Familie das Spiel angeschaut hatte. Seine Ehefrau sei nach seinem Abgang auch noch beleidigt worden. Noch heute Abend sollen Trainingsanzug und Schlüssel an die Verantwortlichen abgegeben werden. „Wenn die TuRa jetzt nicht gegensteuert, dann werden sie als asozial abgestempelt“, warnt Kadler. Nach seinem Abgang setzte es eine klare 1:6-Pleite, bei der sich einer seiner Schützlinge wegen einer Schlägerei die Rote Karte einhandelte.

„Ich bin eigentlich immer noch sprachlos“, wurde TuRa-Abteilungsleiter Markus Eggert von den gestrigen Ereignissen überrollt. „Uli hat hier eine gute Arbeit geleistet“, war er mit der Arbeit des erfahrenen Trainers zufrieden. Der Abgang Kadlers kam für ihn überraschend und den Vorwurf der mangelnden Rückendeckung wollte er nicht auf dem Vorstand sitzenlassen. „Für die Aufstellung ist der Coach verantwortlich“, so Eggert. Morgen Abend wird es ein Gespräch zwischen ihm und dem Team geben. Danach werden 1. und 2. Mannschaft gemeinsam trainieren. „Es geht auch um die Außendarstellung des Vereins“, will Eggert Klartext reden. „Auch wenn das einigen Spielern nicht gefallen wird.“
  
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