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33 Künstler öffneten ihre Werkstätten

us; 15. Oct 2017, 14:14 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung.
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33 Künstler öffneten ihre Werkstätten

us; 15. Oct 2017, 14:14 Uhr
Bergneustadt - Unvermittelte und persönliche Einblicke in das 'Handwerk' boten 33 Oberbergische Kunstschaffende, die im Rahmen der zweitägigen Veranstaltung 'Offene Ateliers Oberberg' Interessierten Rede und Antwort standen.
Von Ute Sommer

In den Regalen des Ateliers reihen sich Spitz- und Flacheisen, Beitel, Fäustlinge und Klöpfel aneinander. Anstatt der Arbeitsbänke, die normalerweise in der Werkstatt stehen, veranschaulichen Skulpturen, gestaltet aus verschiedenen Materialien, den eigentlichen Zweck der Räumlichkeit. Hier im Untergeschoss der alten Kapelle am Ortseingang von Bergneustadt-Neuenothe, mit Blick auf einen pittoresken Vorgarten, liegt der kreative Lebensmittelpunkt von Bildhauerin Ute Hölscher. In wöchentlichen Kursen mit maximal sieben Personen vermittelt die 55-Jährige ihre kreative Leidenschaft, samt ihrer Fertigkeiten in Holz-und Steinbildhauerei an Kunstinteressierte von nah und fern.

Überhaupt ist Hölscher begeistert von dem Gedanken, Menschen bei der Entfaltung ihrer unentdeckten, schöpferischen Potentiale behilflich zu sein. „Wenn ich das Klopfen draußen im Garten höre, klingt es wie Musik in meinen Ohren", gibt sie sich hingerissen von der Zusammenarbeit mit stets hoch motivierten Kurs-Teilnehmern. Genau wie von den Schülern der Gesamtschule Gummersbach-Derschlag, denen sie in Kunst-Schwerpunktkursen das bildnerische Gestalten mit Ton, Gips und Pappmaché näherbringt.


[Dort wo normalerweise an Werkbänken neue Skulpturen das Licht der Welt erblicken, präsentierte Ute Hölscher ausdrucksstarke Ergebnisse der langwierigen Arbeitsprozesse.]

Selbst inspiriert durch eine Skulpturenausstellung des Staatspreisträgers Johannes Dröge fuhr sie über 13 Jahre lang einmal wöchentlich in seine sauerländische Werkstatt und lernte dort das Metier der Bildhauerei von der Pike auf. Experimentierte sie anfangs mit den weicheren Materialien, wie Alabaster und Sandstein, entstanden mit der Zeit auch Figuren aus Holz, Beton und härteren Steinen. „Man wächst da so rein, ich arbeite nur mit Augenmaß, bestenfalls konturiere ich grob mit Wachsmalstift", erläutert sie den komplexen Entstehungsprozess der dreidimensionalen Werke. Bevorzugtes Material sind heute Obstgehölze, beziehungsweise Olivenholz, das sie von einem Händler aus Frankreich bezieht.

„Die Haptik des feinfaserigen Materials gehört für mein Empfinden unerlässlich zum Kunstgenuss dazu". Aus dem unerschöpflichen Einfallsreichtum der Natur sprudeln ihr neue Ideen entgegen, in der Begegnung mit Menschen schöpft sie frische Inspirationen, die sie in der gegenwärtigen Schaffensphase überwiegend in Bronzeplastiken verarbeitet.


Ob experimentelle Malerei, Schmuck-Design, Objektkunst, Bildhauerei, Installationen, Keramik oder Fotografie  - die Ausdrucksformen der künstlerischen Objekte ist so unterschiedlich, wie es auch die Kreativen selbst sind. „Ich habe immer schon gemalt, immer schon habe ich alles, was mich beschäftigte, zu Papier gebracht", führt die Bergneustädter Künstlerin Maria Rohr die Wurzeln ihrer Passion in die Kindheit zurück. Und gerne glaubt man ihr dieses "immer schon", denn betrachtet man Entree, Treppenhaus, Wohn-und Essbereich, so findet sich in ihrem Heim keine Wand, keine Fläche und kein Winkel ohne ein beredtes Zeugnis ihrer ungeheuren Schaffenskraft und Kreativität.

[Sie balancieren, tanzen oder hangeln sich am Holzgestell entlang: Maria Rohr mit den feingliedrigen "Leiterplastiken", die die ganze Aufmerksamkeit des Betrachters fordern.]

Hier ein Arrangement ellengroßer Metallplastiken, dort ein großformatiges Bild in dessen Motivtumult eingestreute Schlagworte um Gehör ringen, um die Ecke die "Leiter mit fünf Plastiken", neben der Türe Darstellungen in Postkartengröße, im Dachgeschoss-Atelier  farbstarke Abstraktion  auf Japanpapier. Der Drang zum künstlerischen Gestalten war während der Zeit der Familienarbeit und der Berufstätigkeit "immer schon" latent vorhanden, brach sich aber vor etwa zehn Jahren solchermaßen Bahn, "dass ich gar nicht mehr anders konnte, als zu malen", erinnert sich die ehemalige Lehrerin. Da die thematischen Ideen in ihrer Vorstellung mühelos "Schlange stehen", entstanden so zunächst Werke in Acryl auf Holz, Leinwand und Japanpapier.

Das Hauptaugenmerk ihres Schaffens dreht sich grundsätzlich um Menschen und ihre Verständigung untereinander mittels Sprache oder Zeichen. Schaffensphasen hat sie immer dann, wenn der "innere Drang" sie antreibt, was augenscheinlich ziemlich häufig der Fall ist, denn die Fülle ihres Oeuvres ist enorm. Die Reihe "Leiter mit fünf Plastiken" zeigt jeweils fünf kleine menschliche Gestalten auf einer Leiter turnend, sitzend oder liegend, deren Werkstoff  und Körperhaltung reizvolle Assoziationen beim Betrachter in Gang setzen.

Geschaffen aus Draht, umhüllt mit farbähnlichem Zeitungspapier, tragen die kleinen Figuren verborgene Wortbotschaften auf ihren Körpern, deren Entdeckung genaues Hinschauen fordert, aber gleichzeitig für überraschende Aha-Erlebnisse sorgt. Die mit Nylonfäden lose auf den Leitersprossen befestigten "Menschlein" sind unterschiedlich positionierbar, was einen Perspektivwechsel für Objekt und Betrachter nach sich zieht. "Wenn ich m(s)eine Position verändere, ändert sich auch m(s)eine Sichtweise", erläutert Maria Rohr die vielschichtigen Interpretationsmöglichkeiten der Leitermenschen.

 
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