Archiv

Lysistrata fordert: „Make love, not war“

vma; 23. Sep 2017, 16:03 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- In der Aristophanes Komödie (Deutsch von Claus Bremer) treten die Frauen in einen Sexstreik und besetzen die Akropolis, um die Männer zum Beenden des Krieges zu zwingen.
ARCHIV

Lysistrata fordert: „Make love, not war“

vma; 23. Sep 2017, 16:03 Uhr
Wiehl – Um ihre Männer zu einem Friedenspakt zu zwingen, entschließen sich die Frauen von Athen und Sparta zum Sexboykott - Peter Kirchners Inszenierung von „Lysistrata“ feiert beim Schau-Spiel-Studio Oberberg gelungene Premiere.
Krieg oder Liebe - vor diese Wahl stellen die Frauen ihre Männer. Dazu ruft Lysistrata die Frauen zusammen: sie sollen sich ihren Männern so lange verweigern, bis diese in den Frieden einwilligen. Ganz nach dem Motto „Make love, not war“. Ob das die Lösung für einen 20 Jahre dauernden Krieg sein könnte?

[Lina Brück beeindruckt in ihrer Rolle als Lysistrata.]

Mit einem sehr jungen Ensemble bringt Regisseur Peter Kirchner das Stück „Lysistrata“ im Schau-Spiel-Studio Oberberg auf die Bühne. Eindrucksvoll gibt Lina Brück in der Wiehler Inszenierung die kluge, wortgewandte und couragierte Titelheldin Lysistrata, eine Frau mit wachem Geist, Lebensklugheit und Redekunst. Nach einigen Verwicklungen und Rückfällen – mehrfach versuchen liebestolle Frauen, die von ihnen besetzte Burg in Richtung der Männer zu verlassen, oder die erbosten Herren, selbige zu erstürmen – führt der Liebesentzug tatsächlich zum Erfolg. Wie die Männer unter dem Sexboykott leiden, wird von den jungen Darstellern Valentin Irmscher, Andreas Herzogenrath, Fionn Scherer und Florian Tillmann ebenso drastisch wie mit parodistischer Komik vorgeführt. Unübersehbar die Wollust, die das Publikum sehr amüsierte.


Besonders in Erinnerung bleibt die Szene zwischen dem liebeshungrigen Kinesias (Florian Tillmann – sehr leidend) und der kalkuliert agierenden Myrrhine (Luca Steiniger – sehr kokett), die große Belustigung hervorrief. Herrlich aufgeplustert, spielt Thomas Knura den selbstgefälligen athenischen Ratsherrn, der von den Frauen verspottet und in die Enge getrieben wird. Resolut stellt Stephanie Roth die Chorführerin dar und sehr ausdruckstark ist Marcel Wirths in seiner Rolle als Chorführer. Lizzy Tormann gibt die Kalonike ganz aberwitzig und die Führerin der Spartanerinnen, Lampito, spielt Runa Tschekorsky Orloff. Insgesamt zeigen die jungen Darsteller des Schau-Spiel-Studios Oberberg sehr viel Potential. Dies ist kein Theater, das sich um Nachwuchs Sorgen machen muss.


[Von den jungen Frauen in die Enge getrieben: der Athenische Ratsherr – Thomas Knura lässt alles über sich ergehen.]

Hervorragend wird der mit anzüglicher Komik versehene Konflikt zwischen Friedenskämpferinnen und den männlichen Kriegsfanatikern dargestellt. Im Wesentlichen geht es um die Unsinnigkeit von Kriegen und um emanzipierte Frauen. Vorneweg Lysistrata, die im Stück räsoniert: ohne weiblichen Liebesdienst, würden die Männer "ihre Dinger hochkriegen und verrückt danach sein, mit uns zu schlafen. Das wird der Moment sein, sie abzuweisen, und sie werden sich beeilen, einen Frieden zu schließen."

„Lysistrata“ als eine antike Sex-für-Frieden-Komödie. Sie gehört zu den bekanntesten Komödien des griechischen Dichters Aristophanes, der zwischen 450 v. Chr. und 444 v. Chr. in Kydathen, einem Stadtteil Athens, geboren wurde. Bei ihm geht es um politische Komödien. Dabei beschränkt er sich nicht auf Parteipolitik, sondern bringt gesellschaftliche Themen geistvoll und witzig – manchmal auch beißend spöttisch – auf die Bühne. Dabei ist das Bild ist schlicht gehalten: zwei Bauzäune, ein Podest mit drei Stufen und für das passende Lichtspiel (Technik: Philip Burbach) weiße Vorhänge. Aber mehr braucht es auch nicht.

Weitere Termine: Sa. 23.09. (20 Uhr), So. 24.09. (18 Uhr), Fr. 29.09. u. Sa. 30.09. (jeweils 20 Uhr), So. 01.10. (18 Uhr), Di. 03.10., Fr. 06.10. u. Sa. 07.10. (jeweils 20 Uhr), So. 08.10. (18 Uhr), Mi. 11.10, Fr. 13.10. u. Sa. 14.10. (jeweils 20 Uhr)
WERBUNG