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Spektakuläre Wandlung der Kritisierten

uk; 3. Sep 2017, 19:06 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Stanislav Zhukov zeigte in Angriff und Abwehr eine Top-Leistuing und war 'man of the match'.
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Spektakuläre Wandlung der Kritisierten

uk; 3. Sep 2017, 19:06 Uhr
Gummersbach - Am 3. Spieltag der Bundesliga hat der VfL Gummersbach mit einem beeindruckenden Auftritt überrascht und die ersten Saisonpunkte auf der Habenseite gebucht - Gesundes Oberberg e.V.' und die AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Uli Klein

Und sie stimmt doch, die weit verbreitete These, dass "es im Sport nichts gibt, was es nicht gibt". Die Handballer des VfL Gummersbach lieferten am Sonntag jedenfalls den eindrucksvollen Beweis für die Richtigkeit der gängigen Theorie. Eine Woche nach dem deprimierenden Saisonauftakt gegen die HSG Wetzlar zeigten sich die Aktiven von Trainer Dirk Beuchler jedenfalls wie ausgewechselt und fuhren hoch verdient die ersten beiden Pluspunkte der neuen Saison ein. Gegen den alten Rivalen FRISCH AUF! Göppingen gewannen die Blau-Weißen mit 28:27 (16:13), wobei der Sieg viel zu knapp ausfiel. Bis zur 47. Minute hatte der runderneuerte VfL nämlich eine bärenstarke Performance aufs Parkett gelegt und einen Neun-Tore-Vorsprung herausgeworfen (26:17).


[Carsten Lichtlein war beim Sieg gegen Göppingen der Turm in der Schlacht.]

Dann aber drängelten sich plötzlich Angst und Unsicherheit in die Gummersbacher Reihen. Von einer Sekunde auf die andere klappte nichts mehr, man befand sich auf einmal wieder im längst überwunden geglaubten Wetzlar-Modus. Klarste Chancen wurden jetzt in Serie versiebt, so dass die  vorher klar beherrschten Schwaben einen 8:0-Lauf hinlegen konnten und  verzweifelte Gesichter unter den meisten der dieses Mal nur 2.487 Besucher provozierten. "Da haben es einige Jungs ein bisschen schwere Arme bekommen", analysierte Carsten Lichtlein, der allerdings auch viele lobende Worte für seine Mitspieler fand: "Das Team hat nach der Wetzlar-Klatsche eine Menge um die Ohren gekriegt. Wir  haben uns dann aber zusammengesetzt und uns geschworen, zu zeigen, dass wir viel besser sind als wir gemacht wurden. Heute haben wir vorne wie hinten schon ein ganz anderes Gesicht gezeigt und den Aufwärtstrend von Melsungen auch mit Punkten veredelt. Die Mannschaft ist völlig neu formiert und steht noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung. Viele der Neuen lernen gerade Deutsch. Wenn wir uns sprachlich besser verstehen, werden wir auch auf der Platte noch viel besser."


Der Keeper selbst hatte genau wie am Donnerstag in Melsungen grandiose Reflexe gezeigt und so den Grundstein für die ersten, überzeugenden 47. Minuten  seiner Kollegen gelegt. Und er war es letztlich auch, der in der Schlussminute beim Stande von 28:26 mit seinem 20. gehaltenen Ball für die endgültige  Entscheidung gesorgt hatte. Allerdings wussten neben dem überragenden Schlussmann auch alle anderen eingesetzten Akteure zu überzeugen. Dabei überraschte vor allem der zuvor meist in der Defensive eingesetzte Stanislav Zhukov mit sechs sehenswerten Treffern aus der zweiten Reihe.


[Moritz Preuss war ein ständiger Unruheherd am Kreis und erzielte fünf Treffer für den VfL.]

Eine Ausbeute, die auch Kreisläufer Moritz Preuss und der junge Florian Baumgärtner im rechten Rückraum fast erreichten. Während Preuss mit seinen spektakulären Einlagen beinahe schon zum Publikumsliebling aufgestiegen ist, zeigte Baumgärtner in seiner wichtigsten Szene ein überraschend stabiles Nervenkostüm. Hatte er kurz zuvor noch in günstigster Position verweigert, so machte er es wenige später besser und verwandelte seine Großchance zu seinem überaus wichtigen fünften Treffer (27:25). Zuvor hatte sich das neu zusammengestellte Ensemble nach ausgeglichenem Beginn (8:8/15.) dank aggressiv-beweglicher Abwehrarbeit und gelungenen Offensivaktionen bis zur Pause bereits auf 16:13 abgesetzt und diesen Bonus in der ersten Viertelstunde nach Wiederwurf bis auf besagtes 26:17 ausgebaut. VfL-Trainer Dirk Beuchler war denn auch trotz der kleinen Reminiszenz an das Wetzlar-Spiel hoch zufrieden: "Schön, dass wir das umgesetzt haben, was wir uns vorgenommen hatten. Wir sind auf dem richtigen Weg. Kompliment an meine Jungs."

Stimmen

Magnus Andersson (Trainer Göppingen): "Glückwunsch an den VfL zum verdienten Sieg. Nach unserem 8:0-Lauf in der Schlussphase hätte noch was für uns drin sein können. Aber das wäre nicht gerecht gewesen. Der VfL war über weite Strecken klar die bessere Mannschaft."

Christoph Schindler (Sportdirektor VfL): "Das war gerade für den Kopf ein ganz wichtiger Erfolg. Wir haben nach dem Auftakt viel Kritik einstecken müssen, sind aber ruhig geblieben und jetzt in der Spur. Mir hat vor allem Florian Baumgärtner gefallen. Der muss als junger Kerl die rechte Rückraumposition alleine bekleiden, und hat das klasse gemacht."

Christian Schöne (Sportdirektor Göppingen): "Keine Frage: Das Ergebnis geht in Ordnung."


[Eine couragierte Leistung zeigte Florian Baumgärtner, die auch Trainer Dirk Beuchler gefiel.]

VfL: (Lichtlein/20 Paraden) Hasenforther (nur zu einem Siebenmeter eingesetzt); Stanislav Zhukov (6), Moritz Preuss, Florian Baumgärtner (je 5), Marvin Sommer (4/1), Florian von Gruchalla (4/4), Josef Pujol (2), Marko Matic, Tobias Schröter (je 1)

Göppingen: Prost (1. bis 23 und ab 31./5 Paraden), Rebmann (23. bis 30./2 Paraden); Schiller (6/5), Fontaine (5), Schöngarth, Pfahl (je 3), Kneule, Kozina, Bagersted, Ritterbach (je 2), Heymann, Halen (je 1)

Schiedsrichter: Marcus Hurst/Mirko Krag



Zuschauer: 2.487

Siebenmeter: (6/5 - 5/5) (von Gruchalla scheitert an Prost)

Zeitstrafen: 6:4 Minuten (Matic, Zhukov, Becker - Schiller, Kozina)
  
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