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Weniger Drama, mehr Stabilität

lo; 9. Aug 2017, 07:00 Uhr
Bilder: Björn Loos
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Weniger Drama, mehr Stabilität

lo; 9. Aug 2017, 07:00 Uhr
Nümbrecht - Torsten Reisewitz, Trainer des Landesligisten SSV Homburg-Nümbrecht, will den Leistungsschwankungen seiner Mannschaft den Garaus machen - Frühzeitiger Klassenerhalt bleibt das primäre Saisonziel.
Das erste Jahr mit Torsten Reisewitz am Regiepult beendete der SSV Homburg-Nümbrecht auf Rang sechs. Damit bestätigte man die Platzierung aus der Premierensaison in der Landesliga, wobei der Hauptunterschied darin lag, dass man nie in den Dunstkreis der Abstiegszone geriet. Dennoch war es aus zweierlei Gründen ein Tanz auf der Rasierklinge: Das Verletzungspech schlug erneut mit Vehemenz zu und Formschwankungen trugen dazu bei, dass die Comebackqualitäten des SSV häufiger gefragt waren, als Reisewitz lieb sein konnte. In zehn Begegnungen holten seine Schützlinge einen Rückstand auf. Krimi-Fans kamen also auf ihre Kosten, der Trainer wäre hingegen froh, wenn sich die Zahl der Thriller reduzieren ließe.

Kommen und Gehen

Sieben Neulinge erweitern das Portfolio in allen Mannschaftsteilen. Als Umbruch will Reisewitz die „Transferoffensive light“ nicht verstanden wissen. „Die Neuverpflichtungen waren notwendig und wichtig, damit wir in der Breite besser aufgestellt sind.“ Mit der Rückkehr der Rekonvaleszenten Sebastian Ghofranifar, Marvin Jungjohann und Devy Diallo ist voraussichtlich erst zur übernächsten Saison zu rechnen. „Für dieses Jahr plane ich die Jungs nicht mit ein.“ Christian Salmen wurde als Ersatz für den abgewanderten Keeper Dennis Kulisch verpflichtet, Johannes Volk und Jan Luca Krämer verstärken die Abwehr. Letztgenannter hat in den Testpartien bewiesen, dass er eine ernsthafte Alternative für die Innenverteidigung darstellt.  

Weiter vorne befinden sich die Betätigungsfelder von Jan Leyerer, Eduard Kelm jr., Tristan Wolf und Robin Brummenbaum. Leyerer wird derzeit von Rückenproblemen ausgebremst, während Kelm und Wolf bisher hauptsächlich die Außenbahnen beackerten. „Ich sehe die beiden eigentlich auf anderen Positionen“, schildert der Coach. Brummenbaum ist ein klassischer Stoßstürmer, der in die Fußstapfen von Manuel Schwarz treten soll. Beim A-Ligisten Bröltaler SC schoss er Tore wie am Fließband, an die rauere Landesliga-Luft muss sich der Schlacks noch gewöhnen. „Früher hatte er fünf, sechs Aktionen im Spiel. Jetzt sind es vielleicht ein bis zwei. Und die sollten sitzen“, so Reisewitz. Marian Lorenz ging zum RS 19 Waldbröl.


[Trainer Torsten Reisewitz: "Bei uns steht und fällt alles mit der Laufbereitschaft".]

Mannschaft, Spielsystem, Taktik

Der Verlauf der Vorbereitung war bis hierhin eher durchwachsen. Laut Reisewitz sei es aber unangebracht, in Hektik zu verfallen. Einige Stammkräfte fehlten urlaubs- und verletzungsbedingt. „Seit vergangenem Freitag sind wir so weit komplett. Nun geht es richtig los“, ist der Trainer bestrebt, sein Team pünktlich zum Meisterstart auf das maximal mögliche Level zu hieven. In taktischer Hinsicht sind verschiedene Optionen denkbar, den Fokus legt Reisewitz jedoch auf Grundsätzliches. „Ob Dreierkette, Viererkette, Perlenkette oder Fahrradkette: Bei uns steht und fällt alles mit der Laufbereitschaft“, sagt er frei nach einem Zitat des ehemaligen Bundesliga-Coaches Peter Pacult.

„Die Mannschaft muss mehr ackern, eine höhere Intensität über die gesamten 90 Minuten an den Tag legen und kompakter und aggressiver gegen den Ball arbeiten“, ist Reisewitz bemüht, die vorhandenen Schwachpunkte auszumerzen. „Wir haben in der letzten Saison jede Menge Spiele dank Power und Moral umgebogen. Es gibt aber keine Garantie, dass das immer funktioniert.“ Eine weitere Baustelle ist die Effektivität vor dem gegnerischen Gehäuse. „Wir müssen einen enormen Aufwand betreiben, um Tore zu erzielen. Viele gute Aktionen bringen wir nicht vernünftig zum Abschluss“, moniert der Übungsleiter.

Die Nümbrechter haben sich fest vorgenommen, die gewohnte Heimstärke zurückzuerlangen. In der Vorjahresbilanz war ein ausgeprägtes Missverhältnis zwischen der Ausbeute auf eigenem Platz (12 Zähler) und in der Fremde (26 Zähler) zu erkennen. Eine Erklärung dafür, warum die Festung bröckelte, hat Reisewitz nicht gefunden. Das Publikum soll zu Hause jedenfalls wieder regelmäßig in den Genuss von Verwöhnaroma kommen. Angreifer Kilian Seinsche ist wegen eines Kreuzbandanrisses wahrscheinlich noch bis September zum Zuschauen gezwungen.


Saisonziel, Einschätzungen zur Liga                                   

Mit zwei sechsten Plätzen bewegte sich der Verein in der Landesliga bislang nah am Optimum, zumal die lange Ausfallliste ein dauerhafter Störfaktor war. Betätigt sich der SSV als Wiederholungstäter und erreicht erneut jene Sphären des Klassements, wäre dies zweifellos ein Erfolg. Reisewitz zäumt das Pferd indes lieber von hinten auf. „Das Wichtigste ist, dass wir uns von der roten Zone fernhalten und ‚entspannt‘ in der Liga bleiben. Wir möchten unsere Leistungen stabilisieren und uns auf diesem sportlichen Niveau festbeißen. Die Mentalität der Truppe ist ja ohnehin überragend.“ Gegen eine einstellige Tabellenposition hätte er absolut nichts einzuwenden.

An der Spitze erwartet er im Vergleich zur Spielzeit 2016/2017 ein umfangreicheres Feld von Bewerbern, mit dem SV Schlebusch und dem SC Brühl, der aus der Staffel 2 herüberwechselte, als aussichtsreichste Kandidaten. „Spannend wird sicherlich auch die Entwicklung bei Viktoria Köln II sein“, geht Reisewitz davon aus, dass der Aufsteiger exquisit besetzt ist. Dass seine Mannschaft im Titelrennen ein Wörtchen mitredet, schließt er aus. „Dazu fehlt uns die Konstanz.“ Indiz: In der Vorsaison verbuchte der SSV gegen die Top fünf lediglich einen Dreier.

Im Übrigen blicken die Blau-Gelben einem „hammerharten“ Auftaktprogramm entgegen: Jeweils auswärts gegen Schlebusch und Brühl, zwischendurch taucht Reisewitz‘ Ex-Klub Lindenthal-Hohenlind in Nümbrecht auf. „Das sind hohe Hürden“, betont der Coach. „Das Ziel kann nur lauten, nicht frühzeitig unter Druck zu geraten.“                                  



[Torsten Reisewitz (re.) und Fabian Förster (li.) mit den Neuzugängen Jan Leyerer, Eduard Kelm jr, Christian Salmen, Jan Luca Krämer und Robin Brummenbaum (v.li.).]

Zugänge
Eduard Kelm jr. (SV Schönenbach), Christian Salmen (Kiersper SC), Johannes Volk (Kiersper SC), Tristan Wolf (SV Frielingsdorf), Jan Luca Krämer (FC Hennef U19), Jan Leyerer (FC Hennef U19), Robin Brummenbaum (Bröltaler SC)

Abgänge
Manuel Schwarz (Germania Windeck), Dennis Kulisch (VfR Marienhagen), Marian Lorenz (RS 19 Waldbröl)

Der Kader

Tor
Christian Salmen, Kevin Giesen

Abwehr
Alexander Epstein, Michel Hock, Dennis Kania, Sebastian Ghofranifar, Marvin Hennecken, Philipp Wirsing, Aron Jungjohann, Devy Diallo, Jan Luca Krämer, Johannes Volk

Mittelfeld
Julian Schwarz, Christian Rüttgers, Jonas Wagner, Marvin Jungjohann, Robert Arnds, Joscha Trommler, Bastian Sellau, Julian Opitz, Eduard Kelm jr., Jan Leyerer

Angriff
Tom Barth, Mike Großberndt, Robin Brummenbaum, Tristan Wolf, Kilian Seinsche

Trainer
Torsten Reisewitz

Co-Trainer
Fabian Förster

Betreuer
Martin Krüger

Sportlicher Leiter
Ralph Köhler
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