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Weidestand angezündet und Existenz bedroht

bv; 5. Aug 2017, 13:47 Uhr
Bilder: Bernd Vorländer --- Wolfgang Motzkau steht vor den verkohlten Resten seines Weidestandes, in dem auch Wolle des vergangenen Jahres gelagert war.
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Weidestand angezündet und Existenz bedroht

bv; 5. Aug 2017, 13:47 Uhr
Gummersbach - Wanderschäfer Wolfgang Motzkau beklagt Brandanschlag und einen erheblichen finanziellen Verlust - Feuerwehr konnte den Flammen nicht mehr Herr werden.
Von Bernd Vorländer

"Ich kann es noch immer nicht fassen und bin schockiert. Was sind das für Menschen, die so etwas tun?" Wolfgang Motzkau ist entsetzt. Als Wanderschäfer ist er einiges an Ungemach gewohnt, doch gestern haben unbekannte Täter seinen Weideunterstand oberhalb von Gummersbach-Rebbelroth angezündet. Die Feuerwehr war rasch vor Ort, doch blieb von dem vier mal sechs Meter großen Holzbau nichts als ein paar verkohlte Balken übrig. Was noch schlimmer wiegt: In dem Unterstand war auch die Schafswolle des gesamten vergangenen Jahres gelagert. Auch sie wurde ein Raub der Flammen und damit ein höherer dreistelliger Euro-Betrag. Für den Wanderschäfer mit rund 80 Tieren ein empfindlicher Verlust. Er hatte sich zum Zeitpunkt des Brandes auf dem gegenüberliegenden Hügel befunden und den Brand als Erster bemerkt. Doch außer den Notruf abzusetzen, konnte er nichts mehr tun.


Der Brand ist nur der vorläufige Höhepunkt einer ganzen Serie von kleineren und größeren "Zwischenfällen". Vor zwei Jahren war ein Viehanhänger von Motzkau in Flammen aufgegangen und immer wieder wurden Stromgeräte für die Einzäunung gestohlen oder Zäune zerschnitten. Täter konnte die Polizei nie ermitteln. Vor mehr als 20 Jahren, als er den Beruf ergriffen habe, sei die ein Traumjob gewesen. "Aber inzwischen ist es ein Albtraum", so der 53-Jährige. Immer wieder gibt es Ärger mit Hundebesitzern, die ihre Vierbeiner nicht angeleint haben. Oder mit Jägern aufgrund der "Wildschwein-Plage". Was Motzkau aber am meisten schmerzt, ist das Achselzucken vieler Menschen und der Behörden. Alle wollten Nahrungsmittel essen, die möglichst ohne Zusatzstoffe auskämen oder nicht aus der Massentierhaltung stammten. "Doch es gibt kaum Verständnis für uns und unsere Arbeit, die wir für die Tiere und die Umwelt leisten", hat Motzkau in den vergangenen Jahren festgestellt. So lebten viele Schäfer am Existenzminimum. Doch Aufgaben kommt für den 53-Jährigen nicht in Frage. So wird er auch in Zukunft mit seiner Herde in Niederseßmar, Rebbelroth, Wiehl-Bomig und Reichshof-Oberagger zu sehen sein. Als einer der letzten Wanderschäfer der Region.

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