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Liebesschwüre im Akkordtempo

fj,pt,bv; 5. Jul 2017, 15:45 Uhr
Bild: Michael Kleinjung --- Der kommende Freitag ist als Hochzeitsdatum in einigen oberbergsichen Kommunen ausgesprochen beliebt.
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Liebesschwüre im Akkordtempo

fj,pt,bv; 5. Jul 2017, 15:45 Uhr
Oberberg – An einigen Standesämtern Oberbergs herrscht am kommenden Freitag Hochbetrieb – Viele Paare wollen sich am Schnapszahl-Datum 7.7.17 das Ja-Wort geben (AKTUALISIERT).
Von Fenja Jansen, Paulina Theiß und Bernd Vorländer

Es gibt viele Modeerscheinungen, die nur kurz aufflackern, dann aber schnell Vergangenheit sind. Dazu gehört mit Sicherheit nicht die Hochzeit. Den Bund fürs Leben zu schließen ist für viele Paare immer noch DAS Ereignis des Lebens, ein Moment, der mitunter Jahrzehnte nachwirkt. Geheiratet wird das ganze Jahr, aber gerade das schöne Wetter im Sommer lockt die Brautpaare auf die Standesämter der Region. Wenn dann noch eine Schnapszahl als Hochzeitsdatum winkt, müssen die Standesbeamten teilweise Sonderschichten einlegen. Am kommenden Freitag, dem 7.7.17 ist es wieder soweit: Ein Datum, dass die neuen Eheleute sicher nicht so schnell vergessen werden.

Doch in der Region gibt es sowohl Kommunen, in denen der Andrang enorm ist wie Städte und Gemeinden, an denen dieses Schnapszahl-Datum fast schon geräuschlos vorbeigeht. Von letzterem kann im Reichshof keine Rede sein. Heike Himmeröder und drei Kollegen sind nahezu im Dauereinsatz. Am Freitag sind es zehn Paare, die sich zwischen 10 und 18 Uhr das „Ja-Wort“ geben, nicht alle, die an diesem Tag wollten, ergatterten auch einen Termin. Getraut wird im Rathaus und der Denklinger Burg, die als „Location“ sehr beliebt ist. Pausenlos im Einsatz sind auch die beiden Standesbeamtinnen in Engelskirchen. Barbara Schmidt und ihre Kollegin trauen am 7.7.17 ebenfalls zehn Paare und pendeln zwischen dem Rathaus und dem Schloss Ehreshoven. Weitere Ehewünsche mussten negativ beschieden werden. „Wir schaffen einfach nicht mehr“, so Barbara Schmidt, die sich noch gut an den 8.8.2008 erinnern kann, als man die Anfragen ebenfalls kaum bewältigen konnte.


Geradezu Akkordarbeit muss Ursula Pabusch in Waldbröl leisten. Sie ist als einzige Standesbeamtin tätig und hat am kommenden Freitag eine besondere Beziehung zum Datum. Nicht nur, dass man den 7.7.17 schreibt, Pabusch ist auch im siebten Jahr als Standesbeamtin tätig und traut – wen wundert es – am Freitag sieben Paare. Das ist echter Stress, denn mit jedem Brautpaar hat sie ein Vorgespräch geführt, findet für alle persönliche Worte und bereitet entsprechende Reden vor. Für den Freitag benötigt sie gute Kondition. Ein Gläschen Sekt nach jeder Trauung ist nicht drin. Um 17 Uhr dürfte ihr Arbeitstag beendet sein, wenn sie in feierlichem Rahmen zwei Menschen als siebtes Hochzeits-Paar auf einen gemeinsamen Lebensweg geschickt hat. Offen ist man in Waldbröl für außergewöhnliche Zeremonien. „Für den August hat ein Paar angefragt, das sich auf dem Turm des Panarbora-Parks trauen lassen will. Auch das mache ich natürlich gerne“, sagt Ursula Pabusch.

Auch im Bergneustädter Standesamt herrscht am kommenden Freitag Hochbetrieb, wenn sechs Paare in den Stand der Ehe eintreten. Hier sind es immerhin drei Standesbeamte, die dafür sorgen, dass alle glücklich und zufrieden sind. Während es also einige Heirats-Hochburgen im Oberbergischen gibt, herrscht anderenorts Normalbetrieb. Etwa in der Kreisstadt Gummersbach, in der fünf Trauungen „normal“ sind. Gleiches gilt für Nümbrecht (2) und Lindlar (3). In Lindlar kann man nicht nur im Rathaus, sondern auch an weiteren Außenstellungen den Bund fürs Leben schließen – so etwa im Freiluftmuseum oder auf Schloss Georgshausen. Auch in Wipperfürth sind es lediglich zwei Trauungen, die am Freitag anstehen. Standesbeamter Frank Adler weist auf eine Besonderheit der Stadt hin, die derzeit ihr 800-jähriges Jubiläum feiert. Dort kann man an einem sehr ungewöhnlichen Ort „Ja“ sagen – einem alten Schienenbus im Bahnhof.

Dass sich die Hochzeitstrends verändert haben und viel Wert auf kreative Ideen gelegt werden, bestätigt Fabio Vogt von Trau-Dich-Fee. Das Unternehmen bringt im Oberbergischen Brautpaare und Anbieter von Dienstleistungen zusammen - vom Stylisten bis zum Caterer. Themenhochzeiten seien inzwischen "in", berichtet Vogt. Ob im Hippie- oder dem Bohemian-Style, viele wollten etwas besonderes. Groß im Kommen sind demnach Open-Air-Hochzeiten im Zeichen der Natur. Und gesellschaftliche Veränderungen zeigen sich auch bei den Feiern. Inzwischen gibt es immer mehr vegetarische Angebote der Caterer, die auch nachgefragt werden. "Ganz entscheidend ist aber: Das Brautpaar und deren individuelle Bedürfnisse stehen immer mehr im Mittelpunkt aller Planungen", weiß Fabio Vogt.
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