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'Nümbrecht immer im Herzen'

vma; 17. Jun 2017, 11:00 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Ed (v.l.) und Michael Baer gedachten im Rahmen der Gedenkstunde mit einem Kaddisch-Gebet Leo Baer, der vor einem Jahr verstarb.
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'Nümbrecht immer im Herzen'

vma; 17. Jun 2017, 11:00 Uhr
Nümbrecht – Im März vergangen Jahres verstarb der in Nümbrecht geborene und nach New York emigrierte Leo Baer, für den jetzt im Foyer des Rathauses eine Gedenkfeier stattfand.
„Nümbrecht blieb immer in seinem Herzen“, betonte Großneffe Michael Baer im Rahmen der Gedenkfeier für den im vergangenen Jahr verstorbenen Leo Baer. Gemeinsam mit seiner Mutter Hannah – die letzte in Nümbrecht geborene Baer und Nichte von Leo Baer -, Vater Ed und seinen Schwestern Sandy und Dede war er in der oberbergischen Heimat der Familie. Der jüdische Emigrant Leo Baer wurde am 24. Januar 1918 in Nümbrecht geboren und floh 1935 in die Vereinigten Staaten von Amerika.



Doch er blieb immer mit Nümbrecht verbunden. Als Soldat kam er noch vor Ende des Krieges nach Nümbrecht und besuchte seine Heimat immer wieder. Seine Beweggründe: Verzeihen und an alte Freundschaften anknüpfen. So kamen einige, die ihn kannten und erlebt hatten, in der Feierstunde zu Wort. Im Fokus stand dabei immer, dass für Leo Baer Vergebung und offen auf Menschen zu gehen im Vordergrund stand sowie der Kontakt zur jungen Generation. Er ging oft in Schulen, um von seiner glücklichen Kindheit in seinem Heimatort Nümbrecht zu erzählen, von seiner Jugend vor der nationalsozialistischen Zeit, als Christen und Juden sich gegenseitig in Kirchen und Synagogen besuchten und von der Emigration.
 
[Marion Reinecke (li.) stellte die Angehörigen vor: (v.l.) Nichte Hannah Baer – sie kam 1939 in Nümbrecht zur Welt -, deren Mann Ed sowie ihre Kinder Sandy, Dede und Michael.]

Er war ein lebendiges Vorbild und beeindruckte Menschen mit seiner Art, auf Menschen zuzugehen und die Hand der Vergebung zu reichen. Von ihren Eindrücken seines Besuches im Unterricht erzählten auch ehemalige Schüler des Homburgischen Gymnasiums Nümbrecht. Schulleiter Thorgai Wilmsmann betonte, dass Baer menschliche Größe gezeigt habe durch seine Haltung. Auch mit dem Waldbröler Hollenberg-Gymnasium hatte Baer viel Kontakt, hier war er für ein Jahr zur Schule gegangen. Schulleiter Frank Bohlscheid hofft, dass das Wirken von Leo Baer als ein Zeichen in Erinnerung bleibe.

Marion Reinecke, Vorsitzende des Freundeskreises Nümbrecht-Mateh Yehuda erinnerte sich gerne an die Telefonate mit Leo Baer. Sie warf einen Blick auf dessen Lebensgeschichte. Dabei war Nümbrecht immer seine Heimat, die er nie vergaß. Gemeinsam mit seiner Frau Lore, mit der er 66 Jahre – leider kinderlos – verheiratet war, unterstützte er die Friedensarbeit und den Jugendaustausch zwischen Deutschland und Israel.


[Zum Abschluss spielte das Kletzmer-Duo im Foyer des Rathauses das „Shalom alechem“.] 

Noch vor seinem Tod wurde die „Lore und Leo Baer Stiftung“ gegründet. Über 60 Jahre war Baer, der am 29. März 2016 verstarb, Mitglied im Nümbrechter Heimatverein. Dessen Geschäftsführer Dieter Hüschemenger überreichte der Familie ein Fotobuch „Das Dorf von Leo Baer“ und Heimatverein-Vorsitzende Elke Holländer-Pracejus erzählte, wie sie Baer kennenlernte, als die Stolpersteine zur Erinnerung an seine Familie vor seinem Geburtshaus in der Nümbrechter Hauptstraße gesetzt wurden.

Michael Baer, der den Nachlass seines Großonkels verwaltet, war beeindruckt von der Gedenkstunde. „Alle hier haben wohl ein Stück Leo im Herzen“, stellte er fest und betonte, dass sich die Familie sehr geehrt fühle, dass so viele zu dieser Zeremonie gekommen waren. Den musikalischen Rahmen gestalteten das Duo Vitali Eberling und Alexander Maragowski mit Klezmermusik sowie Ole Bechheim mit ausgewählten Klavierstücken. Anschließend konnten die Gäste noch die Fotoausstellung mit Bildern aus dem Leben von Leo Baer anschauen.
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