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Sterben unsere Gartenvögel aus?

Red; 9. May 2017, 13:18 Uhr
Bild: R. Jacobs --- Der Bestand an Kohlmeisen geht immer weiter zurück.
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Sterben unsere Gartenvögel aus?

Red; 9. May 2017, 13:18 Uhr
Oberberg – Naturschutzbund Deutschland ruft zur Vogelzählung auf und problematisiert das Thema - NABU Morsbach fordert Umwandlung von Rasenflächen in Blütenwiesen.
Vom 12. bis zum 14. Mai findet die "Stunde der Gartenvögel" statt - die größte naturwissenschaftliche Mitmach-Aktion in Deutschland. Möglichst viele Menschen sollen auf Wunsch des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) in ihrem Garten eine Stunde lang die Vögel zählen. Vorbildung sei nicht nötig, heißt es, es reiche Interesse an der Natur, ein einfaches Fernglas und vielleicht ein Blick ins Vogelbuch oder auf die Hilfsangebote auf der NABU-Internetseite. Im vergangenen Winter hätten viele Oberberger über wenig gefiederte Gäste bei der Winterfütterung geklagt – besonders Meisen und Finken seien vermisst worden. Die facettenreiche Diskussion um die Ursachen (Greifvögel, Elstern, Krähen, Katzen) halte derzeit noch an. Die „Stunde der Gartenvögel“ solle jetzt etwas mehr Aufklärung bringen.  

Folgende Fragen soll die Vogel-Erfassung vor der Haustür in diesem Jahr beantworten:
● Gibt es 2017 weniger Meisen (insbesondere Kohl-, Blau- und Tannen-meisen), als bei den vorhergehenden Zählungen?
● Werden 2017 mehr oder weniger Grünfinken, Stieglitze, Hänflinge und Buchfinken gezählt, als bei den vorhergehenden Zählungen?
● Nimmt die Zahl der Amseln und Stare im Vergleich zu den Vorjahren zu?


Der NABU erwartet, dass viele Oberberger die Zählung und deren Ergebnisse sehr aufmerksam verfolgen werden. Die Vogelfreunde sollten sich aber vor überzogenen Erwartungen zum Meisen- und Finken-Bestand in Acht nehmen, sagt der Naturschutz Bund. Die meisten Vogelarten beanspruchten während der Jungen-Aufzucht Reviere, die gegen Artgenossen verteidigt würden. Grund sei die Konkurrenz um Geschlechtspartner, Niststätten und vor allem um gesunde Insekten-Nahrung für die Jungvögel. Solche vielfältige Nahrung sei im Wesentlichen nur an heimischen Bäumen, Sträuchern und Stauden in der nötigen Qualität und Menge zu sammeln. Deswegen seien naturnahe Gärten und Verzicht auf Spritzmittel so wichtig. Und um während der ganzen Jungen-Aufzucht gute Nahrungsquellen nutzen zu können, beanspruchten die Singvögel eigene Reviere. Die seien deutlich größer, als ein durchschnittlicher Garten: Blaumeisen, Kohlmeisen und Buchfinken hätten in den Dörfern und Siedlungen des Oberbergischen Reviere von um die zwei Hektar Größe – Amseln und Grünfinken sogar von drei bis vier Hektar Größe.

Melden kann man die Vögel bis zum 22. Mai
●  per Internet www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-gartenvoegel/mitmachen/index.html
● per Telefon unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1157-115 am 13. und 14. Mai von 10 bis 18 Uhr
● oder per Post (NABU, Stunde der Gartenvögel, 10469 Berlin).

Für ungeübte Vogelfreunde empfiehlt sich ein Blick auf die Vogelporträts des NABU: 
(www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-gartenvoegel/vogelportraets/index.html).

In Morsbach hat unterdessen der NABU auf den Rückgang der Vogelpopulationen reagiert. Ursache seien beispielsweise der witterungsbedingte schlechte Bruterfolg 2016, der Klimawandel, die industriell betriebene Landwirtschaft, zu viele Katzen in den Gärten, aber auch schlicht Nahrungsmangel infolge massivem Insektenschwund, so Morsbachs NABU-Vorsitzender Klaus Jung.  Doch könne man darauf reagieren. Deshalb rege man an, dass vorhandene Rasenflächen und sonstige ungenutzte Grünflächen, die sich im Besitz der Gemeinde befänden, nach und nach in artenreiche Blütenwiesen umgewandelt werden sollten, um dem massiven Insektenschwund und damit dem Futtermangel für zahlreiche Vogelarten entgegenzuwirken. Daneben wäre der ästhetische Aspekt, aber auch der Beitrag im Rahmen des Klimakonzepts der Gemeinde nicht zu unterschätzen, heißt es in einer Mitteilung des NABU. Zu denken sei dabei an große Teile der Rasenflächen im Kurpark, die Grünflächen im Bereich Parkplatz Nähe Grundschule, Verkehrsinseln, aber auch an viele Weg- und Straßenränder.

Ein solches Vorhaben erfordere zunächst erhebliche Investitionen, nivelliere sich aber mit der Zeit, weil der spätere Pflegeaufwand deutlich geringer sei, als das heutige häufige Mähen. Die Finanzierung ist aus NABU-Sicht zumindest in Teilen aus den Mitteln des geplanten und beantragten Integrierten Handlungskonzepts möglich. Daher solle man diese Vorhaben auch in die Detailplanung dieses Handlungskonzepts angehen.
  
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