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850 Jahre Reichshof - ein Grund zum Feiern

vma; 30. Apr 2017, 19:41 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Die Kaisergarde Barbarossa brachte zum Festakt eine Urkunde „850 Jahre Reichshof“ mit, die Bürgermeister Gennies unterzeichnete.
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850 Jahre Reichshof - ein Grund zum Feiern

vma; 30. Apr 2017, 19:41 Uhr
Reichshof - Dieses Wochenende feierte die Gemeinde ihren 850. Geburtstag - Rund 500 Besucher waren beim Festakt im Elektrisola-Festzelt am Rodener Platz zu Gast.
Im großen Zelt begrüßte Bürgermeister Rüdiger Gennies gestern Abend zahlreiche Gäste zum großen Festakt, der musikalisch umrahmt wurde von der „FFR Big Band Eckenhagen“ und dem „MGV Glückauf Sangeslust“ sowie mit Tanzmusik der Partyband „C’est la vie“ nach dem offiziellen Teil endete.

[Bürgermeister Rüdiger Gennies .]

Auf zwei Jahre Vorbereitung und rund 250 Personen, die zum guten Gelingen aller Veranstaltungen beigetragen haben, blickte Gennies zurück. Als besonderen Ehrengast dankte er dabei dem langjährigen Gemeindedirektor und Bürgermeister Gregor Rolland (1986 bis 2009) für seine stets engagierte Arbeit zum Wohle der Gemeinde. Gennies warf zudem einen kurzen Blick zurück auf die Schenkung 1167, die zuvor nochmals mit einer Urkundenunterzeichnung und dem Einzug der Kaisergarde Barbarossa einen besonderen Platz in der Festveranstaltung hatte. „Die Vorfahren hatten sicherlich ein beschwerlicheres Leben“, so Gennies, „dafür gebe es heutzutage allerdings eine immer größere Beschleunigung.“ Die Ortschaften in Reichshof entwickelten sich nach der damaligen Schenkung weiter und der Sprung vom landwirtschaftlich geprägten ärmlichen „Haferspanien“ in die Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft habe stattgefunden.

Heute besteht Reichshof aus 106 Ortschaften mit 19.200 Einwohnern. „In den letzten Jahrzehnten haben wir viel auf den Weg gebracht, um unseren Reichshof als familien- und gewerbefreundliche, sowie innovationsfreudige Gemeinde nach vorne zu bringen und haben uns im interkommunalen Vergleich gut positioniert“, befand der erste Bürger.


Einige Aspekte der Vergangenheit führte Gastredner Werner Becker-Blonigen auf, der 35 Jahre Stadtdirektor und Bürgermeister der Nachbargemeinde Wiehl war. Die Zeit vor 850 Jahren erscheine den meisten in einer romantischen Illusion, betonte Becker-Blonigen, doch die wenigsten konnten damals lesen oder schreiben und hatten ein kurzes, mühseliges sowie beschwerliches Leben. Die Schenkung wurde hingenommen – gab jedoch Schutz vor den Zugriffen von Kleinherrschern. Mit dem Jubiläumsanlass steche heraus, dass Reichshof sich nicht, wie viele andere oberbergische Kommunen, auf die erstmalige urkundliche Erwähnung in den Steuerlisten des Cassius- oder Severinsstiftes berufe. „Reichshofer haben sich also als wohlhabendes Geschenk empfinden dürfen und nicht nur als Abgabepflichtige“, schmunzelte Becker-Blonigen.

[„Reichshof ist eine Juwel im Oberbergischen“ – so Gastredner Werner Becker-Blonigen, ehemals Bürgermeister der Nachbarkommune Wiehl.]

Interessant sei die „ewige“ Bipolarität zwischen Eckenhagen und Denklingen, die bis zur kommunalen Neugliederung 1969 erhalten geblieben sei. Er ging auf die Trinkwassertalsperre und den bemerkenswerten Haushaltsausgleich 1988 ein sowie die Struktur der heutigen Gemeinde. Zudem warf der Gastredner einen Blick in die Zukunft. Bei allen politischen und ökonomischen Konflikten, verschiedensten Lebensformen, Anschauungen und Erwartungen müsse „eine Neudefinition von dem, was geht und was nicht geht, erfolgen und es muss sich herausbilden, was zu beachten ist, damit jeder nach seiner Facon selig werden kann“, erläuterte er. Nur dann werde es eine positive Zuwanderungsgeschichte und eine gute Mischung aus Jung und Alt, Einheimischen und Neubürgern, arm und reich, religiösen und weniger religiösen Menschen geben.

„Wenn Barbarossa die heutige Gemeinde Reichshof sähe“, so Becker-Blonigen, „dann hätte er den Reichshof nicht an die Kölner verschenkt“, denn „die Gemeinde Reichshof ist heute ein Juwel im Oberbergischen Kreis“. Dem schloss sich auch der stellvertretende Landrat Prof. Dr. Friedrich Wilke in seinem Grußwort an. Nach diesem Jubiläumsfest und den mittelalterlichen Spektakeln in Kirche und Festzelt würde Bürgermeister Rüdiger Gennies sicherlich mit Pauken und Trompeten in die nächste Ratssitzung ziehen. Wilke wies darauf hin, dass das Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung zwischen Fluch und Segen liege und Kaiser Barbarossa sich heute sicherlich verwundert den Bart streichen würde.

Die Schenkungsurkunde führte dazu, dass nun 850 Jahre gefeiert werden konnten – in zwei Jahren hat Reichshof wieder etwas zu feiern: 50 Jahre Gemeinde Reichshof. An diesem Wochenende zur 850-Jahr-Feier spielte auch das Wetter perfekt mit für den Festumzug und den vielseitigen Markt mit Kunsthandwerk und Handwerkskunst rund um das Bauernhofmuseum in Eckenhagen. Kein Wunder, dass es daher viele Menschen nach Eckenhagen zog, um das Jubiläum gebührend mitzufeiern.
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