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Millionen fürs Hallenbad: Das Unmögliche geschafft

nh; 20. Apr 2017, 11:40 Uhr
Visualisierung: pos4 architekten --- So soll das 'Gartenhallenbad für alle' aussehen. Im kommenden Jahr sollen die Sanierungsmaßnahmen starten.
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Millionen fürs Hallenbad: Das Unmögliche geschafft

nh; 20. Apr 2017, 11:40 Uhr
Waldbröl - Bürgermeister Peter Koester und Stadtplaner Joachim Hamerla berichteten gestern den Fraktionsspitzen, welche Klippen umschifft werden mussten, um die höchste Einzelfördersumme im Regierungsbezirk zu erhalten.
Von Nils Hühn

Das Aus für das Hallenbad an der Vennstraße war vor knapp eineinhalb Jahren nahezu beschlossen, als Bürgermeister Peter Koester in der Haushaltseinbringung von einer Schließung des Bades und Abriss des Gebäudes aus Kostengründen sprach. Jahrelang hatte man in Waldbröl diskutiert, wie das Bad, trotz horrender Betriebskosten und eines gewaltigen Sanierungsstau, gerettet werden könnte. „Eigentlich haben auch wir nicht gewusst, wie das funktionieren sollte“, gab SPD-Fraktionsvorsitzender Bernd Kronenberg zu. Seine Partei stand mit den zahlreichen Vereinen und Bürgern immer an vorderster Front, wenn es um die Rettung des Bades ging. Eine Neuberechnung der Betriebskosten nach der Sanierung brachte schließlich die entscheidende Wendung.

Plötzlich gab es eine Möglichkeit, an Fördermittel zu gelangen, weil der Haushalt nach der Sanierung deutlich entlastet werden würde. Der Düsseldorfer Architekt Ulrich Hinrichsmeyer entwickelte mit Beteiligung des Waldbröler Arbeitskreises das Konzept „Gartenhallenbad für alle“. „Dieses sozial-integrative Konzept ist nahezu einzigartig“, erklärte Stadtplaner Joachim Hamerla vom Düsseldorfer Büro ASS, das die Stadt seit Jahren berät. Die Pläne für die 6,5 Millionen Euro Sanierung und Ertüchtigung des Hallenbades wurden einstimmig vom Waldbröler Rat in einer Sondersitzung Ende Dezember 2016 verabschiedet. Und die Pläne sorgten bei der Bezirksregierung und im Ministerium für Begeisterung.


„Allerdings waren die bereitgestellten Fördermittel mit 60 Millionen Euro überzeichnet“, erklärte Hamerla die Problematik. Der Last-Minute-Förderantrag der Waldbröler gehörte zu den bevorzugten Streichobjekten, schließlich handelt es sich mit 5,2 Millionen Euro Fördermitteln um die höchste Einzelprojektförderung im gesamten Regierungsbezirk Köln. Doch Hamerla rührte in Köln und Düsseldorf die Werbetrommel für das Projekt und Bürgermeister Koester sprach persönlich mit der Regierungspräsidentin und den Entscheidern im Ministerium. „Ohne die Gallionsfigur Bürgermeister wäre es nicht gegangen“, machte Hamerla deutlich. „Die Stadt hält ihren Kopf für das Bad hin“, veranschaulichte Hamerla. „Ich habe eine starke Nackenmuskulatur“, betonte Koester, dass er von dem Projekt Gartenhallenbad für alle überzeugt ist.

Doch irgendwann stieß auch das Duo Hamerla und Koester an Grenzen. Nun wurde wieder Kronenberg aktiv, der die Bundestagsabgeordnete Michaela Engelmeier einschaltete. Engelmeier hob bei ihren Parteikollegen der nordrhein-westfälischen Landesregierung die Vorzüge und Bedeutung des Projekts für die Region hervor, betonte den einstimmigen Ratsentschluss und schließlich übersprang das Waldbröler Konzept die letzte Hürde und der Städtebauminister nahm das Gartenhallenbad mit in die Fördermaßnahmen auf.


[Bild: Nils Hühn --- Bürgermeister Peter Koester (links) und Stadtplaner Joachim Hamerla haben viel Herzblut in die Rettung des Hallenbades investiert und berichteten gestern von den Bemühungen auf allen politischen Ebenen, um die Fördersumme von 5,2 Millionen Euro zu erhalten.]

Zusammen mit den anderen schon angelaufenen Maßnahmen im Rahmen des Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzepts, hat die Stadt Waldbröl in den vergangenen Jahren Förderzusagen in Höhe von 17 Millionen Euro erhalten. Nun erinnerte sich Hamerla an die Anfangsgespräche. Er war so davon überzeugt, dass die Stadt Waldbröl viele Fördermittel erhalten könnte, weshalb er der noch skeptischen Politik vorschlug, auf eigenes Risiko die Anträge kostenfrei zu stellen und im Erfolgsfall mit zehn Prozent beteiligt zu werden. Selbstverständlich wäre dies nicht möglich gewesen und daher auch nur ein Scherz von Hamerla, aber er wollte deutlich machen, wie sehr er an das Projekt Waldbröl 2025 glaubte. „Jetzt wären sie Millionär“, scherzte Koester, der sich wünscht, das Verwaltung und Politik sowie die Bürger weiter an einem Strang ziehen, um Waldbröl „lebens- und liebenswürdig“ zu machen.
  
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