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Keine Umweltbelastung beim Heizen

nh; 10. Apr 2017, 13:20 Uhr
Bilder: privat (1,4), Nils Hühn (2,3) --- Diese Luftaufnahme stammt aus dem vergangenen Jahr und mittlerweile sind bereits weitere Häuser in Sohnius-Weide errichtet worden.
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Keine Umweltbelastung beim Heizen

nh; 10. Apr 2017, 13:20 Uhr
Nümbrecht - Im Neubaugebiet „Sohnius-Weide“ werden jährlich bis zu 60.000 Kilogramm Kohlenstoffdioxid eingespart - Selbst bei klirrender Kälte sorgt die „Kalte Nahwärme“ für wohlig warme Häuser.
Von Nils Hühn

Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Neubaugebiet Sohnius-Weide nicht von anderen. Unterhalb des Golfplatzes gelegen befinden sich hier 20 Bauplätze, von denen die meisten schon mit Einfamilienhäuser bebaut sind. Doch einen Clou gibt es hier dennoch: Das Gebiet verfügt über eine vollständig regenerative Wärmeversorgung. Das Zauberwort heißt „Kalte Nahwärme“.


[Jürgen Bauschke behält an seiner Wärmepumpe den Überblick und ist begeistert von den "Kalten Nahwärme".]

Bei der Kalten Nahwärme wird, ähnlich der klassischen „heißen“ Nah- oder Fernwärme, Energie zum Heizen über ein Leitungssystem zu den zu beheizenden Objekten geleitet. Das Leitungsnetz der Kalten Nahwärme ist mit einem Frostschutzmittel/Wasser-Gemisch, der sogenannten Sole, gefüllt. Die Sole bewegt sich in einem Temperaturbereich von -5 bis +20 Grad Celsius. Daher kommt auch die gewählte Bezeichnung „Kalte Nahwärme“. Der Vorteil dieser Technik ist, dass so nicht nur auf die Dämmung der Nahwärmeleitungen verzichtet werden kann, sondern diese auch noch zusätzlich Energie aus dem Erdreich aufnimmt.


„Wir hatten schon 1980 eine Wärmepumpe in unserem Haus in Lindlar“, erklärt Jürgen Bauschke. Von jeher interessierte er sich für ökologisches Heizen und regenerative Energien. Mit dem Eintritt ins Rentenalter wollte das Ehepaar aus Düsseldorf zurück in den Oberbergischen Kreis. Die Wahl fiel auf Nümbrecht und dabei spielte auch das innovative Nahwärmekonzept eine Rolle. „Wir haben es immer schön warm und können auch ohne Probleme heiß duschen“, berichtet Bauschke. Auf die Frage, ob auch bei klirrender Kälte, wie im vergangenen Winter, die Kalte Nahwärme genügend Wärme liefert, kann Bauschke mit einem klaren „Ja“ antworten. Er würde sich immer wieder für diese alternative Wärmeversorgung entscheiden.


[Projektleiter Wolfgang Lieth von der WIBATEC GmbH vor der solarthermischen Anlage am Ortseingang.]

„Es hat schon was, wenn man an extrem kalten Wintertagen am Rande eines mit regenerativen Umweltenergien versorgten Wohngebietes steht und von diesen Gebäuden heute und in Zukunft bei hohem Wohnkomfort keine Umweltbelastung ausgeht“, freut sich die Geschäftsführerin der Gemeindewerke Nümbrecht (GWN), Marion Wallérus. Die Gemeindewerke Nümbrecht wollten als rein kommunales Unternehmen eine Alternative für die klassische Verbrennung von Öl und Gas zur Wärmeversorgung anbieten und startete bereits 2009 mit einem Pilotprojekt in Nümbrecht-Büschhof, woraufhin sich das Konzept für Sohnius-Weide entwickelte.

Wolfgang Lieth von der WIBATEC GmbH begleitet das Projekt und weist daraufhin, dass das meiste der Technik unterhalb des Erdbodens verbaut ist. Die Trasse der Kalten Nahwärme erstreckt sich über rund 450 Meter, ausgeführt über insgesamt etwa 1.200 Meter PE-Rohr. „Die Wärmegewinnung erfolgt primär über die Rohrleitung“, erklärt Lieth. Zusätzlich erfolgt der Umweltwärmeeintrag über die Regenwasser-Zisternen und eine solarthermische Anlage mit einer Kollektorfläche von 43 Quadratmetern. „Selbst durch das geringe Tageslicht eines regnerischen Wintertages wird die Sole erwärmt“ so Lieth. In den Häusern selbst befinden sich Hocheffizienz-Wärmepumpen.


[Das Neubaugebiet Sohnius-Weide liegt in unmittelbarer Nähe zum Golfpark Nümbrecht.]

Erfreulich ist die Umweltfreundlichkeit des Wärmekonzepts. Würde das Neubaugebiet mit Erdgas-Brennwert-Heizungen beheizt, würde deutlich mehr Kohlenstoffdioxid (CO2) in die Atmosphäre gepustet. „Die erreichte Einsparung beträgt aktuell 40.000 Kilogramm CO2 und wird mit den anstehenden Neubauten bis zu 60.000 Kilogramm CO2 erreichen“, so Lieth. Für die Konzeption von zukunftsweisenden Nahwärmekonzepten liefert das Modell Sohnius-Weide wertvolle Erfahrungen. Die Kalte Nahwärme erfüllt ökologisch, ökonomisch und technisch die hohen Erwartungen und zeigt, dass der Erhalt der Umwelt ohne Komforteinbußen im Hinblick auf die Wärmeversorgung gestaltet werden kann.
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