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'Erhalten sie die Seele des Ortes'

bv; 19. Mar 2017, 13:56 Uhr
Bilder: Martin Hütt --- Die Gäste des Festakts zum 600-jährigen Jubiläum von Marienheide erlebten ein Programm aus kulturellen Höhepunkten und Information.
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'Erhalten sie die Seele des Ortes'

bv; 19. Mar 2017, 13:56 Uhr
Marienheide - Kabarettist Willibert Pauels gab Marienheides Verantwortlichen beim Festakt zur 600-Jahr-Feier einen ebenso einfachen wie ernst gemeinten Rat mit auf den Weg.
Von Bernd Vorländer

Ein Festakt listet in der Regel die Historie des Werdens und Wirkens auf, es werden viele und oft auch lange bedeutungsschwere Reden gehalten - und der verstohlene Blick zur Uhr vieler Gäste verrät, dass es nicht selten des Guten zu viel war. In Marienheide war dies gestern Abend etwas anders. Natürlich gab es obligatorische Reden, daneben aber viel Musik und Unterhaltung. Eben ein gelungener Mix aus Information und Amusement. Ob Festakte allerdings länger als drei Stunden dauern müssen, darüber dürften die Meinungen auseinander gehen.


[Marienheides Bürger-meister Stefan Meisenberg konnte zahlreiche Ehrengäste im Pädagogischen Zentrum der Gesamtschule begrüßen.]

David Döring mit betörenden Klängen der Panflöte, der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Marienheide unter Leitung von Holger Maurer mit einer großen Bandbreite musikalischer Schaffenskraft, der Quartettverein Marienheide unter Leitung von Sofia Wawerla und "Liselle", die das eigens für das 600-jährige Jubiläum der Gemeinde Marienheide komponierte und arrangierte „Marienheide, meine große Liebe“ uraufführte, ließen den Abend im Pädagogischen Zentrum der Gesamtschule nicht langweilig werden.


Und da war ja auch noch Festredner Willibert Pauels, der Gewähr dafür bot, dass es humorvoll und nachdenklich blieb. Er wolle keine Bütten-, sondern eine Festrede halten, bekundete der "Bergische Jung" zu Beginn. Allerdings wurde es dann doch eine hintergründige Büttenrede mit Tiefgang, die sich einem allgemeinen Loblied auf die Jubiläumsgemeinde enthielt, dafür aber den Fokus auf Werte legte. Und einen Wert erkannte Pauels in dem Gefühl der Heimatverbundenheit. Wortgewaltig und mit der ihm eigenen Spitzbübigkeit beleuchtete er einerseits seine erste eigene, auch beschwerliche Wallfahrt, die ihn vor Jahrzehnten als Zehnjährigen nach Marienheide geführt hatte, andererseits die bewegte Lebensgeschichte der Autorin Elke Heidenreich, die erst spät durch einen Kirchenbesuch eher zufällig zum Glauben gefunden habe. Beides verknüpfte er anhand eines Zitats des griechischen Philosophen Epiktet: Nicht die Dinge seien entscheidend, sondern wie man die Dinge sehe.

["Liselle" stellte ihr Lied zum 600. Geburtstag von Marienheide erstmals einem größeren Publikum vor.]

Dies gelte auch für Marienheide. Den Ort könne man natürlich rein geographisch sehen - und würde ihm damit nicht Genüge tun. Orte stellten auch Heimat dar, als Flecken, die Geborgenheit spendeten. "Erhalten sie die Seele ihres Ortes", riet Pauels den Gemeindevätern. Natürlich ging es für den "Bergischen Jung" nicht ohne Witz von der Bühne. Und dafür hatte Pauels eine einfache Erklärung. "Nur wer über den Dingen steht, kann sie belächeln."

Bürgermeister Stefan Meisenberg wies auf die zahlreichen Höhepunkte im Festjahr hin. Bis zum 17. September, dem Tag des abschließenden Festumzuges, "werden wir ein tolles und abwechslungsreiches Festprogramm erleben", war er überzeugt. Im Mittelpunkt des Jubiläumsjahres stünden die Bürger. Damit dokumentiere die Gemeinde, dass sie sich bürgernah  am Wohl jedes einzelnen Einwohners orientiere. In weiteren Grußworten des NRW-Europaministers Franz Josef Lersch-Mense, von Landrat Jochen Hagt und dem polnischen Bürgermeister der Marienheider Partnergemeinde Biala, Edward Plicko, kamen die Wertschätzung und Freundschaft zu der Jubiläums-Kommune zum Ausdruck. Wolfgang Gaudich stellte die über 200 Seiten starke, reich bebilderte Chronik vor. Und einig war man sich, dass Marienheide in diesem Jahr zahlreiche kulturelle und unterhaltsame Höhepunkte bevorstehen. Wie sagte Bürgermeister Meisenberg in Anspielung an manche strittige Auseinandersetzung im Rat der jüngeren Vergangenheit: "Wir können auch miteinander."
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