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Im Laufschritt durch die Metropolen der Welt

nh; 15. Mar 2017, 16:40 Uhr
Bilder: privat --- Ende Februar ging Ralf Schmidt (links) aus Marienheide-Kalsbach beim Tokio-Marathon an den Start und erhielt im Ziel die Six-Star-Finisher-Medaille.
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Im Laufschritt durch die Metropolen der Welt

nh; 15. Mar 2017, 16:40 Uhr
Marienheide - Ralf Schmidt (58) hat sich einen Traum erfüllt und als erster Oberberger die World Marathon Majors absolviert - Erst vor elf Jahren begann er mit dem Sport und möchte Lauf-Legende Hans Toelstede nacheifern.
Von Nils Hühn

Seine beiden Töchter Maike und Stephanie sind schuld, dass Ralf Schmidt im Alter von 47 Jahren mit dem Laufen begann. Als die beiden an der Brucher Talsperre, unweit des Familienhauses, laufen gingen und Vater Ralf mitmachen sollte, musste er drei Pausen einlegen, um die 3,3 Kilometer lange Strecke zu bewältigen. „Ich hatte 30 Jahre lang kein Sport gemacht“, entschuldigte Ralf Schmidt seinen damaligen Fitnesszustand. Doch nun hatte ihn der Ehrgeiz gepackt und heimlich, wenn die Töchter beim Karatetraining waren, drehte er seine Runden um die Talsperre. Nach ein paar Monaten war er es dann, der seine Kinder damit aufzog, wie schwach ihre Kondition doch sei.


[So viel Zeit muss sein: Während der Marathons hält Ralf Schmidt auch mal für ein Foto an oder, um sich mit Helfern und Zuschauern zu unterhalten. Hier machte er ein Selfie mit der Skyline von Manhattan im Hintergrund.]

„Durch das Laufen bin ich viel ausgeglichener. Wenn ich morgens um 5 Uhr laufen gehe, durch den See schwimme, wieder nach Hause laufe und dann zur Arbeit fahre, bin ich viel entspannter“, berichtet Schmidt, dass dies auch seine Kollegen beim Tapetenhersteller A.S. Création festgestellt haben. Zum 50. Geburtstag „schenkte“ sich Schmidt den New York-Marathon. „Bei meinem ersten Marathon der Serie in New York im Jahr 2010 war bereits klar, dass das erst der Anfang einer wundervollen Marathonreise durch die Welt sein würde“, erklärte Schmidt, der damit den Grundstein für die World Marathon Majors (WMM) gelegt hatte. Dies ist eine noch recht junge Serie. Um die begehrte Medaille der WMM zu erhalten, muss man die Top-Marathons in Berlin, Chicago, London, Boston, Tokio und eben New York absolvieren.

Schmidt geht es bei seinen Marathons keineswegs um die Zeit. Er genießt die Atmosphäre bei den Läufen. „Ich halte auch mal an und bedanke mich bei den Helfern“, sorgte er damit beispielsweise in Tokio für verdutzte Gesichter. Auch seine Kompaktkamera hat er immer dabei, um seine Eindrücke festzuhalten. So hat er Bilder von der Massen-Überquerung der Tower Bridge in London oder ein Selfie vor dem Manhattan-Panorama. „Die Läufe werden für mich immer unvergessen bleiben“, hatte er mehrere Gänsehautmomente und das ein oder andere Mal auch Tränen in den Augen.


Immer an seiner Seite war und ist Ehefrau Marion, die auch im Training öfters Mal die Trinkflasche reicht. „So konnten wir alles zusammen erleben“, freut sich Schmidt, dass er nicht nur für die Marathons um die Welt geflogen ist. „Wir haben das immer mit einem Urlaub verbunden.“ Ende Februar 2017 durfte der 48-Jährige dann in Tokio starten. Wer einen Startplatz bei einem dieser Läufe ergattert, darf sich schon glücklich schätzen, denn mittlerweile werden die Tickets verlost. In der Hauptstadt Japans starten 36.500 Läufer, obwohl jährlich über 300.000 Anmeldungen bei den Veranstaltern eingehen.

[Um den Hals hat Ralf Schmidt die einzelnen Event-Medaillen hängen und in der Hand hält er die Six-Star-Finisher-Medaille.]

Nach Tokio begleiteten Ralf Schmidt nicht nur seine Frau, sondern auch seine beiden Töchter. „Sie hatten mir ein japanisches Essen geschenkt. Dass das Restaurant in Tokio war, hatte ich übersehen“, freute er sich über die überraschende Familienunterstützung am Wegesrand. Auf den letzten Metern lief Schmidt aber nicht mehr. „Ich bin im Kopf noch einmal alle Läufe durchgegangen und habe den Moment genossen.“ Nach fünf Stunden und 34 Minuten war der Marienheider im Ziel. Dort erhielt er dann neben der Event-Medaille auch die Six-Star-Finisher-Medaille für die abgeschlossene Serie. Nach eigenen Recherchen ist er der erste Oberberger, der diese Leistung vollbracht hat. Weltweit ist die Zahl derer, die diese sechs renommierten Marathons gelaufen sind, ebenfalls überschaubar.

„Ich kann auf sechs wundervolle und ereignisreiche Läufe zurückblicken, bei denen ich viel erlebt und gesehen habe. Ich habe viele fantastische Menschen kennengelernt“, ist Schmidt zufrieden. Mit seiner Geschichte würde er gerne Vorbild für andere Menschen sein. „Um mit dem Laufen anzufangen, ist man nie zu alt“, erklärt Schmidt, der im kommenden Jahr entweder den Stockholm-Marathon oder den „Marathon du Medoc“ in Frankreich absolvieren will. Ein eigenes Vorbild hat Schmidt auch: Oberbergs Lauf-Legende Hans Toelstede, der im Alter von 83 Jahren noch bei den hiesigen Laufveranstaltungen an den Start geht.

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