Archiv

„Wir kämpfen uns unsere Existenz zurück“

bv; 8. Mar 2017, 15:12 Uhr
Bilder: Bernd Vorländer --- Christina Polancec, Pächterin des Marienheider Waldhotels, arbeitet mit Familie und Team daran, das Haus schellstens wieder eröffnen zu können.
ARCHIV

„Wir kämpfen uns unsere Existenz zurück“

bv; 8. Mar 2017, 15:12 Uhr
Marienheide – Nach dem Brand im Marienheider Waldhotel krempelt Pächterin Christian Polencec mit Familie und Angestellten die Ärmel hoch – Betrieb soll bereits in wenigen Wochen weitergehen – Statiker muss noch in einem Gebäudeteil tätig werden.
Von Bernd Vorländer

Ganz zu Beginn war da nur noch der Schock – und die Verzweiflung. Da wollte Christina Polancec eigentlich aufgeben. 30 Minuten lang hat sie der Schmerz übermannt. „Da habe ich nur noch geheult“, sagt die 28-Jährige. Dann, nur wenige Stunden nach der Katastrophe, erwachte ihr Kämpferherz. Die junge Frau und Mutter setzt als Pächterin des von einem Feuer heimgesuchten Waldhotels Marienheide alles daran, das Gebäude innerhalb kürzester Zeit wieder herzurichten. Natürlich hat der Brand vom Montagabend Spuren hinterlassen – vor allem im Restaurant. Doch Christina Polancec sieht das Positive: Sämtliche zehn Hotelzimmer wurden ebenso wenig in Mitleidenschaft gezogen, wie der große Hochzeitsraum oder auch der Wellness-Bereich, der im April eröffnet werden sollte. Dazu gehört eine Schwimm- und Badelandschaft mit großen Fensterfronten sowie ein Whirl-Pool. Überhaupt liegt das gesamte Areal malerisch am Rande der Bruchertalsperre.


[Im Küchenbereich ist die Decke heruntergekommen, viele Geräte blieben aber intakt.]

Jetzt ist die Pächterin ungeheurem Stress ausgesetzt: Hochzeitsgesellschaften erkundigen sich, ob die anvisierten Termine bestehen bleiben können, die Versicherung war bereits vor Ort und der Statiker wird stündlich erwartet, der den ramponierten Teil des großen Objektes in Augenschein nehmen soll. Von seinem Urteil wird es abhängen, ob man diesen Teil sanieren kann oder neu errichten muss. Christina Polancec bleibt geduldig, lädt mit ihrer Schwester Rebecca Gäste und Gesellschaften am Telefon ein, sich selbst vor Ort ein Bild zu machen. Tatsächlich hat man bereits in den ersten 24 Stunden nach dem Abrücken der Feuerwehr bereits einiges wieder in Schuss gebracht. Teppichböden wurden getrocknet, die Spuren der Löscharbeiten beseitigt, geschrubbt und gewerkelt. Und jetzt hofft man, dass der Statiker den Daumen hebt.


Christina Polancec, die gelernte Hotelfachfrau, ist jedenfalls dankbar und stolz, dass ihre Familie und ihr Hotelteam von derselben Zuversicht wie sie selbst beseelt sind. Mit zehn Helfern ist man nun täglich dabei, das Waldhotel auf Vordermann zu bringen. Und auch die Hotelinhaber, die Linder/Schumann-Gruppe, unterstütze nachdrücklich, um das Hotel schnellstens wieder zu eröffnen. „Wir haben hier alles auf eine Karte gesetzt. Ich habe mich in dieses Gebäude derart verliebt, als wäre es mein eigenes. Wir kämpfen uns unsere Existenz zurück und lassen sie uns auch von einem Feuer nicht nehmen“, sagt Christina Polencec und man spürt die Entschlossenheit in ihren Worten.


[Der komplette Wellnessbereich, die Hotelzimmer und der große Hochzeitssaal blieben unbeschädigt.]

Klar ist inzwischen, dass der Brand tatsächlich im Kamin ausgebrochen ist. Die Brandermittler der Polizei fanden heraus, dass es zu einem Hitzestau im Zwischendeckenbereich gekommen war und sich das Feuer so „weiterfressen“ konnte. Eine fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung könne somit ausgeschlossen werden, so die Polizei. Marienheides Bürgermeister Stefan Meisenberg sicherte der Pächterin zu, gemeinsam mit der Bauaufsichtsbehörde des Oberbergischen Kreises alle Türen zu öffnen, um möglichst unbürokratisch dafür zu sorgen, dass der Betrieb des Hotels schnell wieder gewährleistet werden könne.
  
WERBUNG