Archiv

Wenn die Schule zur Kampfarena wird

vma; 23. Jan 2017, 09:05 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Die Eltern (Johannes Schima, Beate Breiderhoff, Gabi Bülter, Colin Knura und Almut Irmscher, v.l.) legen Frau Müller (Mitte – Silke Faber) nahe, dass sie die Klasse abgeben muss.
ARCHIV

Wenn die Schule zur Kampfarena wird

vma; 23. Jan 2017, 09:05 Uhr
Wiehl - Mit „Frau Müller muss weg“ hat das Schau-Spiel-Studio Oberberg eine der meistgespielten Komödien der vergangenen Jahre auf die Bühne in Wiehl gebracht - Peter Kirchner inszenierte das Stück mit einem sechsköpfigen Ensemble.
Von Vera Marzinski


Weil sich ausgerechnet im zweiten Halbjahr des letzten Grundschuljahres die Schulnoten ihrer Sprösslinge verschlechtern berufen die Eltern einen außerordentlichen Elternabend ein. Wo doch gerade jetzt die Zensuren wichtig sind um zu entscheiden, auf welche weiterführende Schule die Kinder gehen sollen. Für die Misere kann nur eine verantwortlich sein und das ist Frau Müller, die Klassenlehrerin. Da sind sich die erbosten schnell einig: „Frau Müller muss weg!“


[Untereinander werden auch so einige Kämpfe ausgefochten. So zwischen dem Wessi-Ehepaar Jeskow (vorne Almut Irmscher und Colin Knura).]

Elternabende werden offensichtlich zur Kampfarena. Denn Eltern kämpfen nicht nur um ihre Kinder, sondern auch für sich selbst. So Mancher unter den Zuschauern musste hinter gestehen, dass er sich da ein bisschen selbst erkannte. Beim Elternabend in „Frau Müller muss weg“ gerieten die unterschiedlichen Elterntypen aneinander - der ehrgeizige arbeitslose Vater, das zerstrittene Elternpaar mit dem an ADHS leidenden Sohn und die Mutter des Musterschülers. Zwei Punkte bringen Eltern zur Explosion - die Kritik am eigenen Kind und Kritik an den eigenen Erziehungsmethoden. Die Figuren sind im Stück voller Witz gezeichnet. Humorvoll wird mit den gängigen Aversionen gegen Pädagogen, Lehrpläne und das deutsche Bildungssystem gespielt. Mit spielfreudigen Darstellern wird dies im Schau-Spiel-Studio Oberberg auf die Bühne gebracht.



Frau Müller, Pädagogin aus Leidenschaft, mit Prinzipien und langer Berufserfahrung, steht im Visier der erbosten Eltern - und schlägt zurück. Silke Faber spielt diese Rolle fabelhaft. Johannes Schima ist im Stück der verzweifelte Vater, der mehr Angst vor dem Zeugnis hat als seine Tochter, und neben seiner Ehe mit einer der Mütter angebändelt hat. Almut Irmscher nimmt man die Esoterik-Bioladen-Mutter, die ständig mit ihrem Ehemann – Colin Knura („Macho und Arschkriecher – eine unwiderstehliche Kombination“ – beides überzeugend dargestellt) - streitet, ab.


[Silke Faber als Frau Müller - sehr überzeugend.]

Gabi Bülter spielt die selbsternannte, fordernde Elternsprecherin, die als Beamtin so ihre Prinzipien hat, sehr authentisch. Sehr diplomatisch und zurückhaltend die Rolle der alleinerziehenden Mutter mit Musterschüler – hervorragend umgesetzt von Beate Breiderhoff. Nach dem Aufeinanderprallen der ungleichen Parteien verlässt Frau Müller aufgewühlt das Schlachtfeld. Was die nicht minder erregten Eltern zu ihrer internen Schlacht treibt. Da zeigt sich, wie die Solidarität tatsächlich ist. Und dann hat Frau Müller auch noch ihre Tasche stehen lassen. Sind da die Noten drin? Und ändern die etwas an der Entscheidung der Eltern?

„Frau Müller muss weg“ wurde 2010 am Dresdner Staatsschauspiel uraufgeführt. Filmregisseur Sönke Wortmann inszenierte das Stück zunächst am Berliner GRIPS Theater bevor er daraus 2014 eine sehr erfolgreiche Verfilmung in die Kinos brachte.

Die Inszenierung am Schau-Spiel-Studio Oberberg ist noch an folgenden Terminen zu sehen:

Mi. 25.01./ Fr. 27.01. / Sa. 28.01. (jeweils 20 Uhr) / So. 29.01. (18 Uhr) / Mi. 01.02. / Fr. 03.02. / Sa. 04.02. (jeweils 20 Uhr) / So. 05.02. (18 Uhr) / Mi 08.02. / Fr. 10.02. und Sa. 11.02. (jeweils 20 Uhr) / So. 12.02. (18 Uhr).


  
WERBUNG