Oberberg - Heute machte der Europapolitiker Herbert Reul Station in Gummersbach, um Rückblick zu halten und Ausblicke zu wagen sowie um den Oberbergern seine Arbeit im Parlament näherzubringen.

Flüchtlinge, Brexit, Terror – das vergangene Jahr hatte für die Politik einiges an Herausforderungen zu bieten. „Aber mir hat es noch nie so viel Spaß gemacht, Politik zu machen wie jetzt.“ Mit dieser Aussage überraschte Herbert Reul (CDU), Mitglied des Europäischen Parlaments, beim heutigen Besuch in der Kreisstadt. Der Leichlinger vertritt seit fast 13 Jahren das Bergische Land im Europäischen Parlament, seit fünf Jahren leitet er als Vorsitzender die größte nationale Delegation innerhalb der Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP).

„Jetzt, wo die Hütte brennt, wächst das Interesse der Bürger an der Politik wieder“, will Reul die aktuellen Herausforderungen für einen neuen Aufbruch nutzen. Daran, dass die Europäische Union (EU) an diesen Problemen zerbricht, glaubt der überzeugte Europäer nicht: „Das man Themen wie Terror, Cyberkriminalität oder den Flüchtlingszustrom nicht auf nationaler Ebene lösen kann, leuchtet doch wirklich jedem ein“, ist er überzeugt, dass Europa gerade eine Chance hat, weil die Probleme so groß sind, dass sie keine Nation alleine lösen kann.



Dies habe man auch in Straßburg und Brüssel erkannt: „Wir haben kapiert, dass wir uns weniger mit Regularien, sondern mit den großen Themen beschäftigen müssen“, so Reul. Dass die nationalen Interessen der Mitgliedsstaaten ein Vorankommen erschweren, gelte dabei nicht für alle Themen, erklärte der Parlamentarier: „Vom Terror sind alle betroffen, darum machen auch alle mit. Anders sieht das beim Thema Flüchtlinge aus.“ Hier gelte es, erstmal wieder für Gemeinschaftssinn zu sorgen, bevor erfolgreich an gemeinsamen Lösungen gearbeitet werden kann. „Entscheidungen, die über die Köpfe getroffen werde, verstärken nur die Blockadehaltung.“

Das Erstarken des Populismus ist laut Reul dem Umstand geschuldet, dass es an starken Politikern mangele, die auch unliebsame Entscheidungen treffen, diese dann aber auch erklären. „Wenn wir miteinander sprechen, können wir Politik verständlich machen und die Angst nehmen, die der Nährboden der Populisten ist“, so Reul. Dabei gelte es auch, all die Erfolge von Europa zu vermitteln. „Die Lebensqualität, der Wohlstand und der Frieden in Europa sind ja schließlich nicht versehentlich gewachsen.“

Darum versuche er selber, so oft es geht mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, insbesondere im eigenen Wahlkreis. „Wenn Menschen zuhören, hat man eine Chance. Es ist die beste Antwort auf reine Stimmungsmache“, so der EU-Politiker.