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Philologen-Verband fürchtet um Qualität des Abiturs

Red; 4. Dec 2016, 12:04 Uhr
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Philologen-Verband fürchtet um Qualität des Abiturs

Red; 4. Dec 2016, 12:04 Uhr
Oberberg - Pläne des NRW-Schulministeriums zur Struktur des Bildungssektors stoßen bei Gymnasiallehrern auf Wiederstand.
Angesichts der neuesten Vorschläge von NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann zur Struktur des Bildungssektors fürchtet der Philologen-Verband Oberberg, dass es bei der Weiterentwicklung der Schulzeitverkürzung nicht mehr um die Beibehaltung von Qualitätsstandards an Gymnasien und die Hochschulbefähigung der Schüler geht, sondern nur noch um eine möglichst „billige“ Zuteilung einer Hochschulzugangsberechtigung.

Ein Kind müsse nicht in ein Raster passen, hieße es durchaus zutreffend vonseiten der Bildungspolitiker in der Landesregierung. Logische Schlussfolgerung könne aber nicht sein, dass wir eine Schule der Beliebigkeit bekommen, betont Sabine Mistler, stellvertretende Vorsitzende Rheinland des Philologen-Verbandes Nordrhein-Westfalen: „Gerade die avisierte zieldifferente Inklusion auch am Gymnasium und die geforderte Individualisierung nahezu aller Unterrichtsaktivitäten sind dabei ein Irrweg. Es sei denn, man will eine inklusive Einheitsschule und damit den Schulkonsens und -frieden in NRW aufkündigen. Nichts anderes stellen die aktuellen Bestrebungen der grünen Spitzenkandidatin dar.“

André Schmitz-Niggemann, Vorsitzender des Bezirks Oberberg, analysiert: „Diese Bestrebungen gehen einher mit einer nach wie vor dürftigen Personalausstattung. Wir brauchen viel mehr und auch unterschiedlich qualifizierte Mitarbeiter in den Schulen angesichts der Vielfalt pädagogischer Aufgaben und der 'Lieblingsprojekte' der Ministerin. Außerdem wird die Fachausbildung der Gymnasiallehrerinnen und -lehrer zu Gunsten allgemeiner pädagogischer Themen reduziert. Wie soll aber ein mittelmäßig ausgebildeter Physiklehrer die Freude an der Wissenschaft und die Fachlichkeit, die für die Aufnahme eines Studiums notwendig ist, wecken, wenn er selbst nicht gründlich wissenschaftlich zu arbeiten und zu forschen gelernt hat? Gerade das ist aber die Aufgabe der Gymnasien- -auch heute noch.“

Der Philologen-Verband fürchtet um die Qualität des Abiturs. Nach wie vor sei der Bildungssektor immer noch eklatant unterfinanziert. Multiprofessionelle Teams, wozu unter anderem Schulsozialarbeiter, Schulpsychologen und Verwaltungsassistenten zählen, sollten – ohne Anrechnung auf Lehrerstellen – zur personellen "Standardausstattung" jeder Schule in Nordrhein-Westfalen gehören. „Nur so kann das Gymnasium sinnvoll beibehalten und mit diesem die Studierfähigkeit unserer Jugend erreicht werden, unabhängig von der Strukturdebatte um G8 oder G9“, resümiert Schmitz-Niggemann.
 
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