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Gefangen im Hamsterrad

bv; 22. Nov 2016, 12:27 Uhr
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Gefangen im Hamsterrad

bv; 22. Nov 2016, 12:27 Uhr
Oberberg - Und wieder redet unser 'Drickes' Klartext. Liebenswürdig, direkt und nachdenklich spießt er den Alltag auf. Heute geht es um unsere Rastlosigkeit und den Faktor Zeit.
Und, sind Sie schon in Advents-Stimmung? Nein, dann geht es Ihnen wie mir. Es ist jedes Jahr dasselbe. Plötzlich steht die Weihnachtszeit vor der Tür und man fragt sich: So schnell, wie jetzt, ist dieses Jahr etwa fast schon vorüber? Natürlich ist es Unsinn, aber man hat den Eindruck, dass die Zeit rast. Das tut sie natürlich nicht, denn die Stunden der 365 Tage verrinnen genauso schnell wie vor 20, 30 Jahren.

Aber unser Eindruck ist ein anderer. Mag sein, dass es in zunehmendem Alter damit zu tun hat, dass unser Bewusstsein in das Unabänderliche wächst, wonach uns wirklich Lebenszeit davonläuft. Vermutlich ist aber etwas anderes entscheidend. Die äußeren Einflüsse auf unser Leben sind derart vielfältig, dass zum Innehalten oft gar keine Zeit zu sein scheint. Das jeweils individuelle Räderwerk von Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen füllt den ganzen Tag, jeden Tag.


Zeit zum Luftholen bleibt da kaum, Zeit zum Leben auch nicht. Viele leiden still, immer mehr sitzen mit der Diagnose ‚Burn Out‘ in den Wartezimmern der Nation. Ein Leben im Schleudergang ohne Haltepunkte. Da ist für viele die bevorstehende Weihnachtszeit zusätzlicher Stress – die Hatz durch die Stadt auf der Suche nach Geschenken, Festessen, Kleinigkeiten. Und dabei schreit alles in uns nach Entschleunigung, nach Sinn, nach Muße, nach der Chance, die Hände in den Schoß legen zu können. Letzteres ist gesellschaftlich verpönt, denn das Bruttosozialprodukt will gefüttert werden. Wer da ausschert, wird schnell als „Outlaw“ angesehen, als jemand, der die Gesetze der Gesellschaft missachtet. Doch das Gegenteil ist richtig. Nur Mut, legen Sie sich doch mal auf die faule Haut - und zwar ohne schlechtes Gewissen. Nur derjenige, der sich diese Pausen gönnt, kann Zeit wertschätzen und genießen – und für den kommt Weihnachten auch nicht mehr überraschend schnell.

Herzlichst

Ihr Drickes

Bernd Vorländer   
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