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440 Jahre Baugeschichte

Red; 11. Nov 2016, 18:23 Uhr
Bild: privat.
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440 Jahre Baugeschichte

Red; 11. Nov 2016, 18:23 Uhr
Lindlar - Haus Schürfelde – Ein Hallenhaus für das LVR-Freilichtmuseum Lindlar.
Das LVR-Freilichtmuseum errichtet zurzeit auf seinem Gelände ein Hallenhaus aus Meinerzhagen-Schürfelde. Das Gebäude wurde im Jahr 1577 erbaut und ist Bestandteil der neuen Baugruppe des Freilichtmuseums, die voraussichtlich 2018 eröffnet werden wird. Das Hallenhaus erscheint heute als reines Steingebäude. Ein zweigeschossiger Baukörper mit umlaufenden massiven Bruchsteinwänden wird von einem mächtigen Halbwalmdach überdeckt. Erhaltene Reste zeugten noch von der ehemaligen Strohdeckung, die sich auch im filigranen Aufbau des Dachgebälks widerspiegelt.



Dem urtümlichen Aussehen steht auch ein entsprechend hohes Baualter gegenüber: fast viereinhalb Jahrhunderte hat das Gebäude überdauert. Die Untersuchung des Bauholzes ergab als Jahr der Errichtung 1577, eine Datierung, die durch eine unscheinbare Bauinschrift auf der westlichen Fachwerkwand der Diele bestätigt wird. Das Gebäude war bereits seit über 100 Jahren nicht mehr bewohnt, die seither vorgenommenen Veränderungen beschränkten sich im Wesentlichen auf Reparaturen, um den Bestand zu erhalten und den Ersatz der ehemaligen Strohdeckung durch Blechplatten, die das Haus recht zuverlässig vor den Witterungseinflüssen geschützt haben.

Ursprünglich führte von Süden ein stattliches, rundbogiges Tor auf die breite, zweigeschossige Diele, die von einer Giebelseite bis zur anderen reichte und mit ihren rußgeschwärzten Fachwerkwänden das Innere des Hauses prägt. Während im vorderen Bereich zu beiden Seiten der Diele das Vieh untergebracht war, schlossen nach Norden die Wohn- und Nutzräume an. Im oberen Stockwerk lagen Vorratsräume und Schlafkammern. Mächtige Deckenbalken überspannten Diele und Seitenschiffe, dicke Eichendielen mit einer kräftigen Lehmschicht schlossen das Haus leidlich feuersicher nach oben ab. Der Rauch des Herdfeuers zog ursprünglich ohne Schornstein durch eine Luke in den Dachraum und nahm seinen Weg durch die Öffnungen der Giebelspitzen, die so genannten Eulenlöcher. Direkt über dem Herdfeuer verhinderte die ebenfalls lehmverputzte Rauchbühne unkontrollierten Funkenflug.

Für die Präsentation im Museum wird jedoch kein Rückbau auf diesen durch die Bauspuren belegbaren Urzustand vorgenommen. Bei den umfangreichen Untersuchungen ließ sich eine frühe Erbteilung des Hauses nachweisen, die zwischen 1720 und 1730 stattfand.  Das Haus wurde durch eine Trennwand unter dem First geteilt, die Diele war fortan nicht mehr befahrbar. Beide Haushälften erhielten ein eigenes Herdfeuer und wurden durch An- und Umbauten an die neue Situation angepasst. Diese Entwicklung setzte sich fort, bis die Wohnnutzung zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgegeben wurde.
Das Museum hat sich zum Ziel gesetzt, diese stetige Veränderung zu dokumentieren und wird dabei den letzten Stand der Wohnnutzung in beiden Haushälften aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigen.

So wurde ein größerer Teil der Bruchsteinwände durch eine Fachfirma in einzelne Elemente gesägt, verpackt und mit Kran und Tieflader ins Museum transportiert. Hier werden die Wände zusammengesetzt und gesichert. Anschließend werden die im Inneren die Fachwerkwände, die die Museumshandwerker geborgen haben, wieder eingebaut. Nach der Restaurierung soll die Dachkonstruktion wieder ihre angestammte Strohdeckung erhalten.

Es ist vorgesehen, dass die Arbeiten für den Wiederaufbau und die Präsentation in 2018 abgeschlossen sind und das Haus dann für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird.

  
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