Archiv

REWE macht Anfang nicht alleine

fj; 10. Nov 2016, 10:58 Uhr
Bild: Fenja Jansen --- (v. li.) Jürgen Seynsche von der Gemeinde Reichshof, Bürgermeister Rüdiger Gennies und Diplom-Ökonom Malte Obal vom Fachbüro Initiative Nahversorgt warben für das geplante Einkaufszentrum.
ARCHIV

REWE macht Anfang nicht alleine

fj; 10. Nov 2016, 10:58 Uhr
Reichshof – Gemeinsam mit einem Fachbüro plant die Gemeinde ein Einkaufszentrum in Hunsheim/Berghausen – REWE ist interessiert, macht die Eröffnung aber von den Gewerbetreibenden vor Ort abhängig.
Seit vielen Jahren sind die Reichshofer Ortsteile Berghausen und Hunsheim ohne Lebensmittelgeschäft. Auch Bäcker und Fleischer, Arztpraxen, Bank- oder Postfilialen gibt es schon lange nicht mehr vor Ort. In einem Radius von 3,5 Kilometern gibt es nur ein einziges Lebensmittelgeschäft, den „nahkauf“ in Wiehl-Marienhagen. „Das ist besonders für Menschen, die nicht mobil sind, ein Problem. Und dieses Problem wird mit dem demographischen Wandel wachsen“, weiß Diplom—Ökonom Malte Obal vom Fachbüro Initiative NAHVERSORGT.

Die Fachleute der Initiative erarbeiten im Auftrag der Gemeinde das Konzept eines ländlichen Handels- und Dienstleistungszentrums für den Siedlungsschwerpunkt Hunsheim/Berghausen. Und ein erster Interessent steht bereits fest: Rewe möchte einen Supermarkt der Vertriebsschiene „nahkauf“ eröffnen – jedoch nur, wenn sich Händler dazu gesellen und das Zentrum mit weiterem Leben füllen. Darum bat die Gemeindeverwaltung um Bürgermeister Rüdiger Gennies gestern Gewerbetreibende zur Informationsveranstaltung ins Rathaus. Rund 20 Händler folgten der Einladung und ließen sich von Obal über das Konzept informieren.



„Im gesamten Grundschulbezirk Hunsheim leben rund 4.000 Menschen mit einer jährlichen Kaufkraft in Höhe von rund zehn Millionen Euro. Dieses Geld wird von den Menschen ausgegeben, aber nicht vor Ort, weil es hier nichts zu kaufen gibt“, rechnete Obal den Gewerbetreibenden vor, dass diese Kaufkraft durch ein entsprechendes Angebot „umgelagert werden“ könne. Im Rahmen einer Ideen-Werkstatt im vergangenen September hatten die Bürger ihre Wünsche bereits zusammengetragen. Beispielsweise einen Friseur, einen Bäcker, eine Apotheke und Ärzte wünschten sich die Teilnehmer damals neben einem Lebensmittelmarkt für ihren Ort.

„All das wäre realisierbar“, erklärte Obal, dass ein einmal eröffnetes Zentrum erfahrungsgemäß weitere Dienstleister und Gewerbetreibende anzieht. Nur ein Anfang müsse gemacht werden – und den macht „nahkauf“ eben nicht alleine. Wo das Zentrum rund um den Vollsortimenter mit einer geplanten Verkaufsfläche von 500 Quadratmetern entstehen soll, ist dabei noch unklar. „Wir prüfen fünf mögliche Standorte“, erklärte Gennies.

Jede weitere Planung soll nun mit den interessierten Gewerbetreibenden aus der Region fortgesetzt werden, die Gennies einlud, sich an ihn oder an das Fachbüro zu wenden. „Dabei stehen noch alle Wege offen. Ein Bäcker muss beispielsweise nicht unbedingt eine Filiale im Zentrum eröffnen, sondern kann auch Lieferverträge mit nahkauf abschließen, der dann wiederum auf einen eigenen Backshop verzichten würde“, erklärte Obal die vielfältigen Möglichkeiten, über die er die Gewerbetreibenden in Einzelgesprächen beraten möchte. Der Ökonom glaubt, das Interesse der Händler vorausgesetzt, an eine Realisierung im kommenden Jahr. Angestrebt wird eine bürgerschaftliche Lösung im Genossenschaftsmodell, die es nun ebenfalls zu erarbeiten gilt.
WERBUNG