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Gummersbach setzt auf eine starke Performance

bv; 26. Oct 2016, 18:00 Uhr
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Gummersbach setzt auf eine starke Performance

bv; 26. Oct 2016, 18:00 Uhr
Gummersbach – In der Kreisstadt werden in den kommenden Jahren Bagger und Kräne zum Stadtbild gehören – Haushalt mit mehr Einnahmen und weniger Schulden – Schnelles Internet für alle – Straßenprojekte in Strombach und Wegescheid werden in Angriff genommen.
Von Bernd Vorländer


Superlative sind irgendwie das Steckenpferd des Bürgermeisters. „Das ist mein Lieblingshaushalt“, bekundet Gummersbachs Rathauschef Frank Helmenstein und ist über die Zahlen des Etats 2017, den die Verwaltung am Abend dem städtischen Rat vorlegt, hoch erfreut. Im Konzert der aufstrebenden Mittelstädte in Nordrhein-Westfalen spiele die Kreisstadt ganz vorne mit, sagt Helmenstein. Und das Ergebnis könne sogar noch besser sein, wenn das Land NRW nicht durch Verzögerungen bei Zahlungen, etwa für die Aufnahme von Flüchtlingen, „glänze“ und zudem immer wieder neue Aufgaben den Kommunen auflaste, ohne dies finanziell zu flankieren.

Investieren und konsolidieren – unter dieser Prämisse steht der Gummersbacher Haushalt des kommenden Jahres. „Uns gelingt es uns zu entschulden und wichtige Dinge anzupacken“, sagt Kämmerer Raoul Halding-Hoppenheit. Bei einem Umfang von mehr als 131 Millionen Euro klafft allerdings noch ein 4,8 Millionen Euro-Loch im Etat, das jedoch nicht vergleichbar mit dem 13-Millionen-Euro-Defizit von 2013 ist. Doch sind die Mienen im Verwaltungsvorstand angesichts dieser Zahlen alles andere als verdüstert, denn man hat die schwarze Null zum Greifen nahe. Schon im Jahr 2018 sollen positive Zahlen geschrieben werden – der Stärkungspakt macht es möglich. Allerdings werden wohl noch Generationen die mehr als 174 Millionen Euro Schulden abtragen müssen, jeder Gummersbacher ist – fiktiv – mit 3.385 € verschuldet.


Die erwartete Gewerbesteuer für das kommende Jahr liegt mit 31 Millionen Euro über den Erwartungen, wird aber von dem neuen Allzeithoch bei der Kreisumlage von über 29 Millionen Euro beinahe aufgefressen. Um den Haushaltsausgleich in den kommenden Jahren zu schaffen, bedarf es allerdings Steuererhöhungen, die Bürgermeister Helmenstein als maßvoll einordnet. Lag die Grundsteuer B 2014 noch bei 445 Prozent, steigt sie im kommenden Jahr auf 560 Prozent und 2018 auf 610 Prozent. Die Gewerbesteuer klettert von 450 Prozent 2014 auf 490 Prozent 2018.

Über eine weitere Zahl freut man sich bei der Verwaltungsspitze ganz besonders. Die Kreisstadt wird für Neubürger immer attraktiver. 51.607 Einwohner hat die Stadt derzeit, der Zuzug von Bürger aus anderen Teilen des Oberbergischen und dem Kölner Raum sowie eine Erstwohnsitzkampagne bei Studenten tragen ihren Teil hierzu bei. Neben den Zahlen sind die visuell nachvollziehbaren Veränderungen in der Stadt für viele Bürger wichtig. 2017 starten weitere Bauprojekte auf dem Steinmüllergelände, nämlich Amtsgericht, Polizei und Kino. Außerdem gibt es mit der Halle 51 ein neues Higlight mit Büroflächen, Gastronomie und sogar einer Skylounge. 30 Interessenten hatten sich beworben, fünf Bewerber konkrete Konzepte abgegeben. „Es erfüllt mich mit Genugtuung, dass uns hier die Leute die Bude einrennen“, frohlockt Bürgermeister Helmenstein.

Im Zentrum der Stadt will man für Vogtei sowie die Bereiche der ehemaligen städtischen Badeanstalt und dem Campus eine Lösung aus einem Guss finden. Die Bücherei soll zu einem multimedialen Zentrum unter Nutzung des früheren Schwimmbads umfunktioniert werden, eine Machbarkeitsstudie wird bis Ende 2016 den Weg für das Theater weisen, an dem vieles hängt. Wird auf dem Steinmüllergelände ein Neubau für 550 Besucher realisiert – wonach vieles ausschaut – kann der alte Kulturtempel abgerissen und ein zusammenhängender Campus errichtet werden.

Im Schulsektor ist man optimistisch mittelfristig keine Klassen einzubüßen. Einzig bei der Gesamtschule Derschlag gehen die Schülerzahlen zurück, sodass man 2019 unter der magischen Grenze von 100 Schülern liegen könnte, die für eine Vierzügigkeit zwingend Voraussetzung ist. An diesem Standort werden in den kommenden drei Jahren 3,6 Millionen Euro in die Sanierung investiert.

Gute Nachrichten gibt es für die Anwohner in Strombach. Der gefährliche Straßenabzweig nach Lobscheid und die Straße „Im Tal“  werden endlich saniert. „Es hat lange gedauert, aber unsere Hartnäckigkeit“, hat sich gelohnt“, so der Technische Beigeordnete Jürgen Hefner. Die L 306 zwischen Herreshagen und Wegescheid wird ebenfalls in einen akzeptablen Stand versetzt, die Kreuzung in Wegescheid erhält einen Kreisverkehr.  

Erleichterung dürfte nach einer Ankündigung Helmensteins auch bei zahlreichen Internetnutzern herrschen. Die weißen Flecken hinsichtlich der Breitbandversorgung auf der Gummersbacher Landkarte sollen bald der Vergangenheit angehören. Bis Ende 2018 sollen alle Nutzer in Elbach, Flaberg , Lobscheid, Erlenhagen und allen anderen Versorgungsnischen mindestens 50 Mbit zur Verfügung gestellt bekommen. Die entsprechenden Anträge werden in diesen Tagen gestellt und zu Jahresbeginn 2017 entschieden. Und Helmenstein geht davon aus, dass die Aussage von Bundesminister Alexander Dobrindt, wonach bis 2018 schnelles Internet für alle Bürger zur Verfügung stehen soll, ernst gemeint war.
  
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