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Wo sind all die Insekten hin?

db; 17. Sep 2016, 16:49 Uhr
Bild: Daniel Beer --- Insektenspezialist Dr. Martin Sorg demonstriert eine Insektenfalle.
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Wo sind all die Insekten hin?

db; 17. Sep 2016, 16:49 Uhr
Lindlar – Im Freilichtmuseum wird seit Anfang des Jahres das Insektenaufkommen gezählt und mit Ergebnissen der gleichen Messung von vor zehn Jahren verglichen.
Im Freilichtmuseum Lindlar wird seit Anfang des Jahres gezählt - und zwar die Anzahl der Insekten. Vor genau zehn Jahren hatte es so eine Untersuchung bereits gegeben. Jetzt stellte Insektenspezialist Dr. Martin Sorg die ersten Ergebnisse vor. Und die klingen im ersten Moment nicht sehr positiv: Im Vergleich zu den Messungen vor zehn Jahren sind 40 Prozent weniger Insekten in den Fallen gelandet. Für den Wissenschaftler ist es aber ein interessantes und seltenes Ergebnis, denn bei Messungen an anderen Orten, darunter auch viele Naturschutzgebiete, wurden Rückgänge von bis zu 80 Prozent verzeichnet.



Als Gründe für das „erfreuliche Ergebnis“ im Freilichtmuseum vermutet Dr. Sorg die besonderen Umstände dort. Neben dem kompletten Verzicht auf Chemikalien wird im Lindlarer Museum Landwirtschaft nach dem Vorbild von vor rund 100 Jahren betrieben. Die Gründe für das Insektensterben sind jedoch noch nicht hinreichend erforscht, wie Sorg erklärte. Einfluss haben nach seiner Meinung der Insektizideinsatz, Luft- und Wasserverschmutzung oder auch die Verinselung der Lebensräume. Welcher Faktor größeren und welcher geringeren Einfluss hat, ist derzeit schwer zu sagen. „Schon der Einfluss innerhalb der Nahrungsketten ist ein hochkomplexer Vorgang“, sagt Sorg.

Bis jetzt wurde nur die Menge der gefangenen Insekten gezählt, eine genaue Artenbestimmung soll im Herbst folgen. Für die Zählung werden an zwei Standorten im Freilichtmuseum Insekten gefangen. Die Insekten fliegen seitlich in eine Art Zelt und orientieren sich dort instinktiv nach oben, wo sie in einem Behälter mit Alkoholdampf betäubt werden und schließlich in einem weiteren Behälter mit 80-prozentigem Alkohol landen. Täglich landen drei bis vier Gramm Insekten im Behälter – eine Menge, die auch durchschnittlich von einem Vogel oder einer Spitzmaus pro Tag vertilgt wird. 
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