Morsbach - Am großen Festumzug am Sonntag beteiligten sich mehr als 26 prächtig geschmückte Wagen und Fußgruppen – Fetzige Partymusik im Festzelt.

Das Erntedankfest in Lichtenberg ist eines der letzten traditionellen Feste im Oberbergischen Kreis und blickt inzwischen auf eine 85-jährige Geschichte zurück. Zünftig sah es aus, mit bayerischem Flair, als der Erntedankzug durch Lichtenberg zog, mit der Erntekrone auf dem ersten Festwagen. Die Stimmung, fast wie auf dem Oktoberfest. Dazu beigetragen hatte auch die österreichische Party- und Stimmungsband „Stockhiatla“ aus Kärnten, die am Samstagabend im voll besetzten Festzelt so richtig Stimmung machte und für einen Abend der Superlative gesorgt hatte.

[Viele Fußgruppen nahmen an dem Umzug teil.]

Die Festwagen waren ideenreich geschmückt. Die Vereine und Dörfer hatten viel Zeit für die Gestaltung ihrer Wagen investiert. Die „Freunde alter Traktoren“ war der erste Wagen im Festzug mit der Erntekrone. „Bauer sucht Frau – weil´s Jahr so nass, ne Meerjungfrau“ war das Thema der Böcklinger Bauern. Die Meerjungfrau auf dem Wagen wurde von Hand modelliert, mit Heu ausgestopft und am Tag zuvor mit frischen Blättern und Blumen geschmückt.

Michael Mauelshagen scherzte, dass ihm besonders das Modellieren der Brüste viel Spaß gemacht habe – und die waren ihm auch wirklich gut gelungen. Passend dazu war das Thema der nachfolgenden Fußgruppe „Bauer angelt Frau“ bei dem sich die Böcklinger Bauern eine Meerjungfrau geangelt hatten. Die Wagenbaugemeinschaft Hohler Berg, Nürsche, Torweg, Morsbacher Straße hatte in liebevoller Kleinarbeit ihren Festwagen mit einem Wetterhäuschen ausgestattet. Ihr Motto: „Diesen Sommer durfte ich nicht oft in´s Haus“.


Niklas Kappenstein ging mit der vierjährigen Kuh „Dakota“ und dem schottischen Hochlandrind-Bullenkalb „Brian“ im Zug mit. Sein Motto: „Wenn die Kuh im Stalle blieb, gäb es keinen Almabtrieb“. Die Wagenbaugemeinschaft Zu den Gärten, Am Rinnchen und Zur Hofwiese findet es praktisch, wenn man ein Gewächshaus hat. Damit hatten sie dann auch ihren Zugwagen ausgestattet. In dem Gewächshaus waren die Paprika prächtig herangewachsen. Die Paprika zählt zu den Nachtschattengewächsen und einige dieser Exemplare gingen hinter dem Festwagen im Zug.



Im Anschluss an den Erntedankzug gab es Kaffee und Kuchen im Festzelt mit der Band „Stockhiatla“.

Das Erntedankfest ist im Christentum ein Fest nach der Ernte im Herbst, bei dem die Gläubigen Gott für die Gaben der Ernte danken. Schon vor fast 200 Jahren entstand der Brauch, wonach die Knechte oder Schnitter die Erntekrone nach Beendigung des Kornschnittes dem Bauern mit der letzten Erntefuhre überbrachten. Eine kirchliche Segnung und ein Erntelied gehörten zur Übergabezeremonie, die in Tanz und Essen ihre Fortsetzung hatte. Vermutlich sind hieraus die Erntedankfeste entstanden. In Lichtenberg wird das Erntedankfest mit Unterbrechungen während des zweiten Weltkrieges, seit 1932 gefeiert.