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Trainer erklärt Tabellenkeller zur Tabuzone

lo; 5. Aug 2016, 07:00 Uhr
Bilder: Björn Loos.
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Trainer erklärt Tabellenkeller zur Tabuzone

lo; 5. Aug 2016, 07:00 Uhr
Nümbrecht - Nach der nervenaufreibenden Premieren-Saison des SSV Homburg-Nümbrecht will der neue Coach Torsten Reisewitz den Landesligisten frühzeitig in sicheres Fahrwasser bringen.
Die erste Landesliga-Saison der Klubgeschichte avancierte für den SSV Homburg-Nümbrecht zu einer emotionalen Achterbahnfahrt. Nach der Hinrunde befand sich die Mannschaft von Coach Maik Alzer knapp über dem Strich, die wahnwitzige Entwicklung in der Tabelle im Verlauf der Rückserie ließ aber Zweifel am Klassenerhalt aufkommen, obwohl sich der SSV wacker gegen eine massive Personalmisere stemmte. Nach der Pleite beim direkten Mitkonkurrenten Bad Honnef standen die Nümbrechter mit dem Rücken zur Wand. Es folgte eine Teamsitzung, die wie ein reinigendes Gewitter wirkte. Die Blau-Gelben eilten im Anschluss von Erfolg zu Erfolg, tüteten den Ligaverbleib ein und sicherten sich im Endklassement einen überragenden sechsten Platz. Alzer hatte schon vorher angekündigt, sein Engagement aus familiären Gründen zu beenden. Der Nachfolger heißt Torsten Reisewitz. „Ich musste nicht lange überlegen, als ich vom Vorstand angesprochen wurde. Das Umfeld ist einfach überragend“, erklärt der neue Trainer.               

Kommen und Gehen

Recht früh war klar, dass der Verein auf dem Transfermarkt lediglich punktuell tätig wird. „Die meisten Neuzugänge haben wir ja intern rekrutiert“, verweist Reisewitz auf die Rückkehr von Jonas Wagner, Marvin Jungjohann oder Sebastian Ghofranifar, die an der vergangenen Spielzeit wegen langwieriger Verletzungen maximal im Teilzeit-Modus partizipierten. „Außerdem wollten wir nicht x Leute von außen holen und damit unseren A-Jugendlichen den Weg versperren“, betont Reisewitz. Andere Gespräche scheiterten an den finanziellen Vorstellungen der Kandidaten. „Selbst Spieler aus unteren Ligen hatten da lustige Ideen“, lässt Reisewitz durchblicken.

Als externe Verstärkung gesellt sich Bastian Sellau hinzu. Die ehemalige Stammkraft des Lokalrivalen TuS Homburg-Bröltal ist in Nümbrecht kein Unbekannter. Seine letzte Station war der 1. FC Kaan-Marienborn. „Basti passt super rein und ist flexibel einsetzbar“, sagt Reisewitz. Vier Neulinge aus der Jugendabteilung stehen im Kader. Wann sie den Sprung schaffen, bleibt abzuwarten. „Ich bin bei allen guter Dinge, dass sie Druck auf die Erfahrenen ausüben können.“ Praxiserfahrungen sollen die Jungspunde auch in der Kreisliga A-Reserve sammeln. Mustafa Moradzadeh wird ebenfalls Zeit eingeräumt, sich zu akklimatisieren. „Er hat durchaus das fußballerische Potenzial, die Top 15 anzugreifen.“ Fabio Bluhm (2. Mannschaft) ergänzt das Aufgebot.

Die Zahl der Abgänge ist überschaubar, wobei der Abschied von Dennis Lepperhoff für die Verantwortlichen ziemlich überraschend kam. Er heuerte beim A-Ligisten SV Schönenbach an. Reisewitz hätte den Hünen nicht nur aus sportlichen Gründen gerne gehalten. „Er war eine Galionsfigur innerhalb der Truppe“, betont er. Max Lomnitz und Jonas Henscheid, wichtige Stützen während der Rückrunde, haben den SSV wieder verlassen. Dies hatte das Duo frühzeitig kommuniziert.                  


[Torsten Reisewitz hat die Nachfolge von Maik Alzer angetreten.]

Mannschaft, Spielsystem, Taktik

Eine taktische Revolution plant der neue Übungsleiter nicht. Gleichwohl wird er die Mannschaft etwas anders agieren lassen als sein Vorgänger. „Unser Ziel ist, mehr Spielkontrolle zu entwickeln“, so Reisewitz. Bei eigenem Ballbesitz formiert sich die Elf zu einem 4-2-3-1, gegen den Ball zu einem 4-4-2. Wie in den Vorbereitungspartien zu beobachten war, werden gelegentliche Angriffspressing-Phasen eingestreut. „Mir gefällt, wenn wir früh attackieren. Darauf arbeiten wir im Training hin. Je nach Gegner ist nicht ausgeschlossen, dass wir hinten auch mal mit einer Dreierkette spielen“, erläutert Reisewitz.

Eine Entscheidung über die Besetzung im Tor ist bis dato nicht gefallen. „Patrick und Dennis sind absolut auf Augenhöhe.“ In der Abwehr dürften im Hinblick auf Qualität und Quantität keine Probleme auftreten. Michel Hock steht zwar ab September wegen eines Auslandsaufenthalts für drei Monate nicht zur Verfügung, bis dahin sollte jedoch das Comeback von Abwehrchef Ghofranifar über die Bühne gegangen sein. Im Mittelfeld und auf den Außenpositionen sind mannigfaltige Varianten denkbar. Marvin Jungjohann, Julian Schwarz und Christian Rüttgers bilden die zentrale Achse.

Ganz vorne wird weiterhin fleißig getestet, beispielsweise mit Joscha Trommler und Bastian Sellau. In der kommenden Woche nimmt der etatmäßige Mittelstürmer Manuel Schwarz nach überstandener Knieverletzung das Training auf. Gegenwärtig kann Reisewitz keine signifikanten Defizite erkennen - mit einer Einschränkung. „Die Balance zwischen Defensive und Offensive fehlt noch ein wenig“, waren ihm unter anderem die drei Gegentreffer im Pokalduell gegen den A-Ligisten Borussia Derschlag ein Dorn im Auge. „Ich gewinne ein Spiel lieber 3:0 als 6:3.“  

Saisonziel, Einschätzungen zur Liga     

Von der Platzierung in der Vorsaison will sich Reisewitz nicht blenden lassen. Nur zwei Siege weniger und der SSV hätte bis zum letzten Spieltag gezittert. „Dennoch war es bemerkenswert, was die Jungs geleistet haben“, sagt Reisewitz, dem bewusst ist, dass der Faktor Kameradschaft durch so manche Talsohle helfen kann. „Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist in Nümbrecht extrem ausgeprägt.“  Eine bedeutende Zutat für ein sorgenfreies Jahr wäre zudem ein erfolgreicheres Abschneiden auf fremden Plätzen. „Auswärts müssen wir uns verbessern und mehr Punkte holen, zumal der Überraschungseffekt mit unserem kleinen Platz wahrscheinlich verflogen ist“, konstatiert Reisewitz.

Längere Schwächephasen darf man sich in der erneut mit vielen starken Gegnern gespickten Klasse nicht erlauben. „Das wird eine Riesenherausforderung“, haben laut Reisewitz unzählige Vereine aufgerüstet. Sein Top-Favorit auf die Meisterschale ist die Spvg. Frechen, gefolgt vom SSV Merten. Gegen beide muss Nümbrecht zum Auftakt ran. Reisewitz: „Wir wollen uns so schnell wie möglich von der roten Zone fernhalten. Wenn wir nichts mit dem Abstieg zu tun bekommen und einen einstelligen Tabellenplatz erreichen, können wir sehr zufrieden sein. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass wir von Ausfällen verschont bleiben.“



[Torsten Reisewitz und Co-Trainer Fabian Förster (re.) mit den Neuzugängen Janosch Ott, Aron Jungjohann, Julian Opitz, Bastian Sellau und Mustafa Moradzadeh (v.l.).]

Zugänge
Bastian Sellau (1. FC Kaan-Marienborn), Mustafa Moradzadeh (SV Hermesdorf), Aron Jungjohann (eigene Jugend), Julian Opitz (eigene Jugend), Jan Mosberger (eigene Jugend), Janosch Ott (eigene Jugend), Fabio Bluhm (2. Mannschaft)

Abgänge
Dennis Lepperhoff (SV Schönenbach), Jonas Henscheid (TuS Oberpleis), Max Lomnitz (Laufbahn beendet)

Kader

Tor
Patrick Herchenbach, Dennis Kulisch

Abwehr
Alexander Epstein, Michel Hock, Sebastian Ghofranifar, Marvin Hennecken, Philipp Wirsing, Devy Diallo, Aron Jungjohann, Fabio Bluhm

Mittelfeld
Julian Schwarz, Christian Rüttgers, Jonas Wagner, Marvin Jungjohann, Robert Arnds, Joscha Trommler, Tom Barth, Dennis Kania, Bastian Sellau, Julian Opitz, Janosch Ott, Mustafa Moradzadeh

Angriff
Mike Großberndt, Manuel Schwarz, Kilian Seinsche, Marian Lorenz, Jan Mosberger.

Trainer
Torsten Reisewitz

Co-Trainer
Fabian Förster

Sportlicher Leiter
Ralph Köhler

Betreuer
Martin Krüger. 
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