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Tornado - „So etwas habe ich noch nie erlebt“

nh; 29. Jul 2016, 12:25 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- Horst Schatz vor seinem Haus an der Uelpebergstraße. Die Dachdecker haben schon ganze Arbeit geleistet. Am Boden liegen die zerstörten Dachpfannen auf einem Haufen.
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Tornado - „So etwas habe ich noch nie erlebt“

nh; 29. Jul 2016, 12:25 Uhr
Wiehl - Rund vier Minuten wütete der Tornado über dem Haus von Horst Schatz in der Uelpebergstraße - „Die Dachpfannen flogen am Fenster vorbei und die Bäume standen waagerecht“ - Tornado offiziell bestätigt.
Von Nils Hühn

Horst Schatz hat in 75 Jahren schon viel erlebt. Seit 1955 wohnt er in der Uelpebergstraße, aber so ein Unwetter wie gestern Nachmittag gab es noch nicht (OA berichtete). „So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Er war gerade im Haus mit dem Staubsauger unterwegs, als an den Fenstern die Dachpfannen vorbeiflogen. „Die Bäume standen waagerecht“, beschrieb er das beängstigende Szenario. Schnell wurde der Staubsauger beiseite gestellt und Schatz eilte auf den Dachboden. Dort sah er ein großes Loch. Es waren wohl seine Dachpfannen, die am Fenster vorbeigeflogen waren.

„Nach drei, vier Minuten war schon wieder alles vorbei“, erklärte Schatz, der sich nun den Schaden von draußen begutachten konnte. Während das Dach des Wohnhauses leicht betroffen war, waren große Teile der Remise abgedeckt. „Zum Glück habe ich dort eine Betondecke“, hielt sich der Schaden durch das eingedrungene Wasser wahrscheinlich in Grenzen. Noch habe er keine Schäden festgestellt. „In den rund zehn Minuten kamen 25 Liter Regen runter“, kontrollierte der 75-Jährige direkt seine Wetterstation. Sein Bruder, der auf der anderen Straßenseite wohnt und ebenfalls Schäden am Dach hatte, hatte bereits einen Dachdecker angerufen, der die Schäden beseitigte. Da auch eine Freilandleitung beschädigt wurde, rückten Mitarbeiter des Gemeinschaftsstadtwerks AggerEnergie aus. Um 16:30 Uhr war die Störung behoben, aber damit die Handwerker gefahrlos auf den Dächern arbeiten konnten, wurde der Strom erst um 17:50 Uhr in dem betroffenen Bereich eingeschaltet.


[Dem mächtigen Walnussbaum setzte der Tornado ordentlich zu. Bereits gestern begannen die Dachdecker mit den Reparaturarbeiten.]

Heute Vormittag war die Dachhaut schon fast vollständig geschlossen. Lediglich die Firstpfannen fehlten noch auf dem Haus von Horst Schatz. Bei den Nachbarn dauern die Arbeiten derweil noch an, allerdings waren auch hier die Handwerker schon sehr fleißig. Am deutlichsten konnte man die Spuren bei einem großen Walnussbaum sehen, der nur noch zu einem Drittel stand, da der Sturm die dicken Äste mühelos abgebrochen hatte.

Mittlerweile wurde der Tornado auch offiziell von der ‚Tornadoliste Deutschland‘ bestätigt. Laut den Experten handelt es sich um einen Multivortex-Tornado, der von Brächen über Bielstein nach Bomig zog. Auf diesem Weg wurden auch vereinzelt Bäume umgeknickt. "Es gibt aber keine Großschadenslage", berichtete Revierförster Johannes Jesch. Im Bereich der Motocross-Strecke wurde bereits von der Stadt Wiehl damit begonnen, die Wege freizuräumen.

„Das muss eine Windhose gewesen sein“, kann sich auch Horst Schatz nichts anderes vorstellen. Normalerweise ziehen die Unwetter an seinem Haus vorbei. „Entweder durchs Aggertal oder auf der anderen Seite durchs Bröltal. Wir sind hier eigentlich gut geschützt.“ Doch gestern Nachmittag war es anders. Dieses Mal tobte ein Tornado durch den Ort und richtete an drei Straßenzügen und rund 15 Häusern Schäden an, die laut Geschäftsstellenleiter Thomas Bertolo von der Continentale in Wiehl von der Wohngebäudeversicherung abgedeckt sind.

Vor etwas mehr als 16 Jahren gab es schon einmal ein heftiges Unwetter, erinnerte sich Schatz: Am 3. Mai 2001 wurden viele Teile des Oberbergischen Kreises überflutet. „Damals schoss das Wasser von den Wiesen an unserer Garage vorbei. Über die Treppe floss ein richtiger Bach und durch den Torbogen am Haus vorbei“, berichtete Schatz, dass er damals mächtig Glück hatte. Dieses Mal ging der Kelch nicht an ihm vorüber, wobei er sich freute, dass bei dem Sturm keine Menschen zu Schaden gekommen waren.
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