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„Der normale Einbrecher ist gewinnorientiert“

bv; 27. Jul 2016, 07:00 Uhr
Bild: Bernd Vorländer --- Kriminalhauptkommissar Walter Steinbrech zeigt: Schon mit wenigen Handgriffen öffnen Einbrecher ungesicherte Fenster.
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„Der normale Einbrecher ist gewinnorientiert“

bv; 27. Jul 2016, 07:00 Uhr
Oberberg – Zahl der Einbrüche seit Jahren steigend - Mit einfachen Maßnahmen lassen sich Ganoven abschrecken –– Präventionsstelle der Polizei ist überzeugt: Investitionen in Sicherheit zahlen sich aus.
Von Bernd Vorländer

15 Sekunden entscheiden. Diese Zeitspanne liegt zwischen Erleichterung und völliger Frustration, zwischen Durchatmen und lang währender Unsicherheit. Es ist die Zeit, die ein halbwegs kundiger Einbrecher benötigt, um ein stabiles, aber nicht zusätzlich gesichertes Fenster mit einem Schraubenzieher oder weiterem Gerät zu öffnen. Im Anschluss durchsucht der Unbekannte dann meist das gesamte Haus, weiß, dass Schmuck oft in Schlaf- und Badezimmern deponiert ist, schaut in Büros und Wohnzimmern nach Bargeld und Kameras. „Wir haben es in der Regel mit Profis zu tun, die sind meist innerhalb von zehn Minuten wieder draußen und nehmen alles mit, was klein, handlich und wertvoll erscheint“, sagt Kriminalhauptkommissar Walter Steinbrech, der sich bei der oberbergischen Polizei der Einbruchs-Prävention und dem Opferschutz widmet. Nur selten komme es zu Vandalismus. „Der normale Einbrecher ist gewinnorientiert.“

Wenn ungebetene Gäste Haus oder Wohnung heimsuchen, ist der materielle Verlust das eine. Schmerzhaft sei der Verlust von Erbstücken, Elektronik oder Bargeld, sagt Steinbrech. Vieles wird von der Versicherung nicht umfassend ausgeglichen, weil entsprechende Belege fehlen. Viel schlimmer ist für viele Einbruchsopfer jedoch die Verletzung der Privatsphäre, das Gefühl, im eigenen Zuhause nicht mehr sicher zu sein. „Die psychischen Folgen sind für manchen ganz schlimm, das läuft einem nicht selten über Jahre nach und einige müssen sich sogar in ärztliche Behandlung begeben“, weiß Steinbrech. Auch wenn im Sommer erfahrungsgemäß weniger eingebrochen wird als in der dunklen Jahreszeit, so ist die Zahl der Einbrüche übesr Jahr hinweg seit 2006 auch in Oberberg steigend. Besonders gefährdet sind alle Objekte, die in der Nähe von Autobahnen liegen. Besonders belastet ist insofern die Aggerschiene, das Gebiet zwischen Bergneustadt und Engelskirchen.


Dabei kann man schon mit einfachen Mitteln Einbrecher zumindest nicht ermuntern, das eigene Objekt ins Visier zu nehmen. „Ein Haus sollte bewohnt erscheinen“, rät Steinbrech. Wer also einen Urlaub oder ein langes Wochenende plant, sollte einfache Verhaltensregeln beachten.  Zu viel Ordnung lockt Einbrecher geradezu magisch an.  Man sollte die Gartenmöbel nicht zur Seite räumen und abdecken, den Aschenbecher nicht leeren, Gummistiefel vor der Haustüre platzieren und die Decke auf dem Sofa nicht zusammenfalten, sondern benutzt liegenlassen. Eine aufgeschlagene Zeitung auf dem Tisch und das Geschirr, das in der Küche noch herumsteht sowie per Zeitschaltuhr am Abend erleuchtete Räume zeigten dem ungebetenen Gast, dass minütlich die Besitzer eintreffen könnten, so der Rat der Polizei. Natürlich sollten keine Fenster auf Kipp stehen und der Briefkasten nicht überquellen. „Und im Sommer heruntergelassene Rollläden signalisieren Einbrechern zudem, dass die Gefahr, hier erwischt zu werden, eher geringer ist“, fügt Steinbrech hinzu. Rolläden sind in der Regel nämlich auch kein Problem für die Ganoven.

Sinnvoll ist es, Nachbarn über eine längere Abwesenheit zu informieren und  zu bitten, schon mal nach dem Rechten zu schauen. Doch auch hier gilt es, Fehler zu vermeiden. Bei Fremden, die gerne ein Paket abgeben wollen, sollte man nicht erwähnen, dass „Müllers von Nebenan“ in den kommenden drei Wochen die Sonne in südlichen Gefilden genießen. Hat sich der Einbrecher doch Eintritt verschafft, kann  man es ihm so schwer wie möglich machen. Wertgegenstände sollten an ungewöhnlichen Orten deponiert werden, ideal ist natürlich ein Tresor, der versteckt eingebaut und fest verankert sein sollte.

Walter Steinbrech empfiehlt jedoch eine technische Nachrüstung für Türen und Fenster. Einbruchhemmende Beschläge in Verbindung mit abschließbaren Fenstergriffen zeigen den Ganoven schon mal eine lange Nase. Doch gibt es viele weitere Möglichkeiten, vom Fenstergitter über Zusatzschlösser und Türspaltsperren bis zur umfassenden Alarmanlage. Natürlich ist der Einbau mit Kosten verbunden, doch zum einen lassen sich Zuschüsse der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragen oder aber man macht die Investitionen steuerlich geltend. Zum anderen steigert man die gefühlte Sicherheit und das eigene Wohnobjekt. „Diese Investitionen sind wertsteigernd“, so Walter Steinbrech. Wer sein Zuhause von einem zertifizierten Unternehmen „aufrüsten“ lässt, erhält am Schluss nicht nur die Plakette „Zuhause sicher“, die auch nach außen den Schutz dokumentiert, sondern oft einen Nachlass der Versicherungen bei der Hausratversicherung.

Die Polizei im Oberbergischen stellt ein umfassendes Beratungspaket zur Verfügung. In der Gummersbacher Hindenburgstraße wird ganz praktisch gezeigt, wie schnell sich ungesicherte Fenster öffnen lassen. Interessierte erhalten eine Beratung und eine Adressenliste von Firmen, die beim Landeskriminalamt gelistet sind und entsprechende Ein- und Umbauten ausführen. Wer sich ein Firmenangebot hat erstellen lassen, kann dieses zur Sichtung an das Kommissariat Kriminalprävention schicken, um eine unabhängige Meinung zu Umfang und Vollständigkeit zu erhalten. Weitere Informationen gibt es unter Tel.: 02261/8199-882 oder -885.   
  
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