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„Schade, dass es so auseinandergeht“

lo; 11. Jul 2016, 18:00 Uhr
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„Schade, dass es so auseinandergeht“

lo; 11. Jul 2016, 18:00 Uhr
Lindlar - Der TuS Lindlar hat eine turbulente Sommerpause inklusive eines überraschenden Trainerwechsels hinter sich - OA sprach mit den Beteiligten.
Timo Diehl nicht mehr Coach des TuS Lindlar. Im Gespräch mit Oberberg-Aktuell nahm er nun Stellung zu den Entwicklungen. „Es waren intensive 15 Monate beim TuS. Ich habe zugunsten des Trainerpostens ja auch meine aktive Spielerkarriere beendet. Ich muss schauen, wie und wo es für mich weitergeht.“ Im Groll verlasse er den Verein nicht, betont er, aber die Enttäuschung darüber, dass er plötzlich ohne Job dasteht, verhehlt er nicht. Ende Mai habe er seine Traineraktivitäten am DFB-Stützpunkt Berg aufgegeben, um mehr Zeit für die Aufgabe in Lindlar zu haben. „Das hat für mich persönlich einen bitteren Beigeschmack. Es zeigt aber auch, dass wir bis zuletzt zu 100 Prozent hinter der Mannschaft und dem Verein gestanden haben.“

Die Formulierung, dass er beim Bezirksligisten zurückgetreten sei, empfindet er als falsch. „Mir wurde am 23. Juni mitgeteilt, dass man mit Co-Trainer Thorsten Linke nicht weiterarbeiten will. Dass ich das nicht mittragen konnte, versteht sich von selbst. Er ist mein engster Vertrauter. Der Vorstand sagte mir am 30. Juni, dass die Entscheidung unumstößlich ist, was gleichbedeutend mit meinem Aus beim TuS Lindlar war.“

Mit Diehl hätte der TuS gerne weitergemacht, betont der TuS-Vorsitzende Wolfgang Waldheim, der bedauert, dass es zu dieser Entwicklung gekommen ist. Eine Zusammenarbeit mit Linke sei jedoch noch nicht mehr möglich gewesen, weshalb die Klubführung beschloss, sich mit sofortiger Wirkung vom Assistenzcoach zu trennen.

Linke, so der Vorwurf, sei in der zweiten Saisonhälfte zu kritisch gewesen. Dazu erklärt Diehl: „In der Rückrunde gingen zwölf von 15 Spielen verloren. Trotzdem haben wir es mit Streicheleinheiten versucht, aber natürlich auch mal auf den Tisch gehauen. Zum Schluss hatte sich jedoch offenbar der Eindruck verfestigt, dass es zu negativ war. Letztendlich ist es unsere Aufgabe als Trainer, die Dinge, die in unseren Augen nicht gut laufen, zu erkennen und anzusprechen, in der Hoffnung, dass sich eine Besserung einstellt.“

Die zwischenmenschlichen Probleme zwischen Linke und der Mannschaft seien in der Rückrunde immer größer geworden, bestätigt Waldheim. „Von Seiten des Vereins sind Gespräche geführt worden, ohne dass sich die Situation gebessert hätte. Als potenzielle Neuzugänge und Teile unserer Mannschaft uns berichtet haben, wie abfällig Co-Trainer Linke sich in Gesprächen über die fußballerische Qualität von Teilen unserer Mannschaft geäußert hat, war die Empörung bei unserer Mannschaft und der Vereinsführung groß und wir waren zum Handeln gezwungen.“



Aus Diehls Sicht ist unverständlich, warum die Spieler ihre Unzufriedenheit nicht zu einem früheren Zeitpunkt geäußert haben. „Am 7. Juni hatten wir das letzte gemeinsame Training. Dort hätte man offen darüber sprechen können. Ich stelle mir die Frage, was zwischen diesem Tag und der Initiative des Spielerrats, die mehr als zwei Wochen später erfolgte, passiert ist? Stattdessen lässt man uns den ganzen Juni weiterarbeiten, Spielergespräche führen und die kommende Saison planen.“

Von der Gesamtentwicklung sei er enttäuscht, allerdings hätten sich in den vergangenen Tagen einige Spieler bei ihm und auch bei Linke per Textnachricht verabschiedet und bedankt. „Es ist schade, dass es so auseinandergeht und uns Teile des Teams nicht die Chance gegeben haben, den Neuanfang in der Bezirksliga mitzugestalten. Wir standen nach wie vor hinter der Mannschaft und waren gewillt, das Projekt ‚Bezirksliga‘ gemeinsam mit der Mannschaft anzugehen. Die Vorgehensweise, dass Spieler entscheiden, mit welchen Trainern sie zusammenarbeitet, kenne ich so nicht. Der Vorstand war letztlich nur das ausführende Organ.“

Wie Waldheim erklärte, habe sich der Verein noch nie von Spielern vorschreiben lassen, wie die Trainerposten besetzt werden. Diese Entscheidungen treffe allein die sportliche Führung. „Dass bei dem Prozess der Entscheidungsfindung auch die Meinung des Spielerrates gehört wird, erachten wir jedoch als normal.“

Die aufkeimende Kritik, er habe in letzter Zeit insbesondere hinsichtlich der Gespräche mit potenziellen Neuzugängen zu wenig Engagement gezeigt, lässt Diehl nicht gelten. „Zunächst einmal ging es darum, die eigenen Spieler nach dem Abstieg von einem Verbleib zu überzeugen. Mit externen Leuten haben wir viele gute Gespräche geführt, doch wegen der Ligazugehörigkeit und der Tatsache, dass es in der direkten Umgebung sportlich und finanziell zugkräftigere Vereine gibt, konnten wir sie nicht erfolgreich zum Abschluss bringen.“

Mit Thorsten Linke will Diehl auch in Zukunft weiter eng zusammenarbeiten. „Er war die ganze Zeit über die wichtigste Person an meiner Seite. So negativ, wie er am Ende dargestellt wurde, war er in keinster Wiese“, so Diehl. „Er hat mich super unterstützt und in allen Bereichen herausragend gearbeitet.“
  
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