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„Fingerspitzengefühl für die Krankheit“

Red; 20. Apr 2016, 12:45 Uhr
Bild: privat --- Hans Rohn (rechts) zeichnete das Gummersbacher Myastheniezentrum von Professor Dr. Franz Blaes (links) und seinem Team aus.
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„Fingerspitzengefühl für die Krankheit“

Red; 20. Apr 2016, 12:45 Uhr
Gummersbach - Das Kreiskrankenhaus Gummersbach erhält Zertifizierung für das Myastheniezentrum - Professor Dr. Franz Blaes forscht seit vielen Jahren über „Myasthenia gravis“ und behandelt Patienten.
Das Gummersbacher Kreiskrankenhaus verfügt bereits seit über drei Jahren über eine eigene Sprechstunde, in der an Myasthenie erkrankte Menschen behandelt werden. Gut 70 Patienten werden hier in ihrer Krankheit begleitet und therapiert. Nun hat die Deutsche Myasthenie Gesellschaft unter dem Vorsitz von Hans Rohn das Gummersbacher Myastheniezentrum zertifiziert. Eine Auszeichnung für die Neurologische Abteilung von Professor Dr. Franz Blaes, aber noch lange nicht das Ende: „Diese Zertifizierung ist für uns der Einstieg in eine noch bessere Patientenversorgung und viele weitere wichtige Forschungsschritte.“

Blaes behandelt nun schon seit mehr als 17 Jahren Patienten mit Myasthenie und forscht in Zusammenarbeit mit der Universität Gießen über diese Erkrankung. Bundesweit leiden etwa 12.000 bis 13.000 Menschen an dieser lebensbegleitenden Krankheit, die sich unter anderem durch eine belastungsabhängige Muskelschwäche auszeichnet. Hängende Augenlider, Doppelbilder, Sprech- und Schluckbeschwerden sowie eine Schwäche der Arme und Beine sind Symptome dieser Störung, die ihren Ursprung im körpereigenen Immunsystem hat.


Erkrankte können dabei sowohl durch Zeiten gehen, in denen die Myasthenie kaum spürbar für sie ist, als auch durch schwere Krisen mit lebensbedrohlicher Atemnot. Heilen lässt sich dieses Krankheitsbild nicht. Passende Therapien können allerdings die Beschwerden mindern. Und hier setzt Professor Blaes mit seinem Team an: „Wir möchten keine Einzelkämpfer sein. Es ist für uns ganz wichtig, dass wir auf zahlreichen Fortbildungen auch die Kollegen schulen, um interdisziplinär zusammenarbeiten zu können.“ Oft werde die Erkrankung auch von Medizinern spät erkannt, und die Patienten seien mit ihren Beschwerden verunsichert zurück geblieben. Heute bietet das Gummersbacher Myastheniezentrum Erkrankten nicht nur eine frühzeitige Diagnose, sondern auch eine sichere Behandlung mit Komplettversorgung.

Das bedeutet, dass die Patienten von der Diagnose bis hin zur Behandlung von einem Team aus Neurologen, Logopäden und Pflegern begleitet werden. „Man muss ein gewisses Bewusstsein und Fingerspitzengefühl für die Krankheit entwickeln“, sagt Blaes. Hans Rohn, selbst Träger der Krankheit, zeigte sich beeindruckt von Professor Blaes und seinem Team und gab seinen Dank auch an Magnus Kriesten, Geschäftsführer des Klinikums Oberberg, weiter: „Hier bestätigt sich der Erfolg unserer Zusammenarbeit. Viele Häuser bringen ja eine sehr gute technische Ausstattung mit, aber hier in Gummersbach sieht man, dass auch das Personal mit viel Herzblut dabei ist. Einrichtungen, die eigene Projekte und Forschungen verfolgen, wie das Kreiskrankenhaus Gummersbach, sind wichtig für die deutsche Myasthenie Gesellschaft.“

Und besonders wichtig sei die Vernetzung der Myastheniezentren untereinander sowie die Zusammenarbeit ohne Konkurrenzdruck. Daher, so Rohn, plane man bereits ein bundesweites Myasthenieregister.
  
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