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Lachs hat Zwölf-Millionen-Euro-Köder geschluckt

nh; 11. Apr 2016, 13:35 Uhr
Bilder: Aggerverband (1,2), Nils Hühn (3) --- Das größte Retentionsbodenfilterbecken befindet sich am Standort „Hallenbad“ in Waldbröl. Wie bei einem Kaffeefilter werden die Schadstoffe aus dem Abwasser zurückgehalten.
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Lachs hat Zwölf-Millionen-Euro-Köder geschluckt

nh; 11. Apr 2016, 13:35 Uhr
Oberberg - Eine positive Zwischenbilanz zog der Aggerverband bei der Abschlussveranstaltung zum Brölprojekt - Investitionen seien gut für Lachs und Mensch - Lachslaichgewässer Bröl sei ein Vorzeigeprojekt für Deutschland.
Von Nils Hühn

Im Oktober 2007 erhielt der Aggerverband aus den Händen des damaligen NRW-Umweltministers Eckhard Uhlenberg und Regierungspräsident Hans Peter Lindlar Zuwendungsbescheide für das Brölprojekt in einer Höhe von über 9,2 Millionen Euro (OA berichtete). „Das war die größte Einzelförderung“, freute sich Aggerverband-Vorstand Prof. Dr. Lothar Scheuer. 2,8 Millionen Euro brachte der Verband als Eigenanteil selbst mit ein, womit von einem „Zwölf-Millionen-Euro-Köder“ für den Lachs die Sprache war. Diesen hat der anspruchsvolle Fisch geschluckt, da er bereits im Einzugsgebiet der Bröl gesichtet wurde.


[Wie hier an der Bröl bei Nümbrecht-Gaderoth, wurden in den vergangenen Jahren viele Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerstruktur durchgeführt.]

Eigentlich war das Projekt auf drei Jahre angesetzt, aber dieser ehrgeizige Zeitplan war schnell Geschichte. „Besonders der Ankauf von Flächen nahm viel Zeit in Anspruch“, berichtete Scheuer von vielen Gesprächen mit Grundstücksbesitzern. In den vergangenen neun Jahren wurden drei Retentionsbodenfilterbecken gebaut. In diesen Becken werden, wie in einem Kaffeefilter, Schadstoffe aus dem Abwasser zurückgehalten, bevor es in die Gewässer eingeleitet wird. Das größte dieser Becken befindet sich am Standort „Hallenbad“ in Waldbröl (OA berichtete).


„Aber es wurde nicht nur in Beton investiert, sondern auch in die Natur“, betonte Scheuer. Die Maßnahmen unmittelbar am Gewässer der Bröl seien sehr aufwendig, aber auch extrem wirksam. Durch die Verbesserung des Gewässers, mittels Fixierung von Totholz, Verbreiterung des Bachbettes und ähnlichen Maßnahmen, könnten die noch weiteren sieben geplanten Retentionsbodenfilterbecken wesentlich kleiner ausfallen und würden damit Kosten für die Abwassergebührenzahler sparen. „Eine Win-Win-Situation für Mensch und Natur“, meinte Dr. Viktor Mertsch vom Umweltministerium.


[Waren sich einig, dass das Brölprojekt bislang erfolgreich ist: Gerd Böhner (stellvertretender Verbandsratsvorsitzender), Verbandsratsvorsitzender  Uwe Töpfer, Dr. Viktor Mertsch vom NRW-Umweltministerium, Aggerverband-Vorstand Prof. Dr. Lothar Scheuer und Abteilungsleiter Hubert Scholemann (v.l.n.r.).]

Dr. Mertsch, der das Projekt von Beginn an begleitet, zog ein bejahendes Fazit: „Wir bewerten das Projekt sehr positiv.“ Vieles könne auf andere Regionen übertragen werden, womit das Pilotprojekt Bröl beispielhaft für ganz Deutschland sei. Auch wenn das Projekt von Landesseite nun offiziell abgeschlossen ist, geht es weiter. Bis 2021 ist der bereits erwähnte Neubau von sieben weiteren Becken geplant. Neben den vorher durchgeführten Gewässerentwicklungsmaßnahmen sind für die kommenden fünf Jahre weitere acht bis zehn Schritte geplant. „Die Rückkehr des Lachses ist dabei nicht das Entscheidende. Er ist aber ein guter Indikator für die hohe Qualität des Gewässers“, erklärte Hubert Scholemann, Abteilungsleiter Talsperren und Fließgewässer beim Aggerverband.
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