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Fantasievoll und mit viel Liebe zum Detail

fk,nh; 5. Feb 2016, 08:48 Uhr
Bilder: Friederike Klein, Martin Hütt (5, Galeriebilder 63 bis 82) --- Strapazierte Lachmuskeln gab es in Ellingen ohne Ende.
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Fantasievoll und mit viel Liebe zum Detail

fk,nh; 5. Feb 2016, 08:48 Uhr
Morsbach/Reichshof/Gummersbach/Marienheide - Ob im tiefen Süden, am Aggerufer oder op d'r Hei: Die Wiever feierten ohne Unterlass (AKTUALISIERT).
Von Friederike Klein und Nils Hühn

Einmal im Jahr ist das Bürgerhaus in Ellingen der Mittelpunkt der Republik Morsbach. Dann ist ganz klar – der Damenelferrat Wendershagen hat zur traditionellen Weiberfastnachtssitzung eingeladen. Dicht an dicht saßen die rund 150 jecken Weiber und feierten, was das Zeug hält. Kleine und große Anekdoten aus dem Dorf- und Gesellschaftsleben hatten die Wennerschen Damen zusammengetragen. Büttenrede, Tänze und Sketche legten davon Zeugnis ab. Zum Beispiel die Dessous-Party von Diana, Roswitha, Anja, Monika und Manuela mit Madame Lydia. Im Schlafanzug hatte sich Rosi zu Hause rausgeschlichen, weil ihr Mann strikt dagegen Party war. Der Grund war ganz einfach: Nach der letzten Tupper-Party mit Rezepten verwertete Rosi das Gekochte auf seinen Butterbroten. „Drei Tage die Scheißerei“, war das Ergebnis. Was es mit Dessous auf sich hat, wusste sie nicht und sollte es sogleich erfahren. „Oben tief dekolletiert, unten tief ausgeschnitten, etwas Rotes“, zum Reizen für ihren Matthias wollte Manuela. „Hat das was mit Skat spielen zu tun?“, fragte die ahnungslose Rosi, bevor Manuela im roten Nichts auf die Bühne tänzelte.


[In Ellingen ging der Punk ab.]

Monikas Dessous hätte im Push-up zwei Nummer kleiner und das Höschen drei Nummer größer sein können, maulte diese selbst und schimpfte über tausend Diäten, Wassergymnastik und Nordic Walking. „Bringt alles nix! Wahre Schönheit kommt von innen“, sinnierte Rosi. „Nur schade, dass das keiner sieht.“ Wie man zu zweit gleich sechs Tänzer auf die Bühne bringt, zeigten Nicole und Sandra mit dem Puppentanz. „Frieda und Gottlieb“ im Urlaub strapazierten die Lachmuskeln der närrischen Weiber genauso wie „Ewwa“, der Mariechentanz oder die „Folgen der modernen Technik“. Auf „Stippvisite“ kam die erste und einzigartige Prinzessin Sigrid I. der KG Morsbach mit ihrem Gefolge, begrüßt mit einem dreifach donnernden „Wennerschen deheem“.     

Ausgelassen feierten kunterbunt kostümierte und jecke Weiber in der Glück-auf-Halle in Wildberg. Dabei verzichteten die Damengarde auf jeglichen Alkohol, hatten sie doch bei der Erstürmung des Rathauses zu tief ins Glas geschaut, und glatt den pünktlichen Einzug in die Halle verpasst. „Heute trinken wir mal gar nichts“, nahmen sie sich singend vor. Die Bühne überließen sie erst einmal der Teenie- und Mini-Garde, die mit faszinierenden Tänzen die Herzen der Närrinnen eroberten. Prinz Kai I. freute sich über den „ganzen Saal voller Frauen…jedenfalls für mich“, sagte er mit einem vorsichtigen Blick zu seiner Power-Prinzessin Nicole. Die wollte nicht viel reden und lieber feiern. Mit „Fasteloovend sin ma widda da“ ging auf der Bühne und in der Halle die Post ab. Dabei zeigte die Prinzengarde ihr ausgefeiltes Können der Stippeföttche – mit reger Beteiligung des Publikums.


[Weltrekordverdächtige Stippeföttche in „Wilberch“.] 

Aber was wäre Weiberfastnacht in Wildberg ohne hausgemachte Sketche. Die Eiszeit war über den Ort hereingebrochen und hatte alles Leben unter einer dicken Eisschicht erstickt. Nein, nicht ganz. Denn eine kleine Schar „Kaiserfunken-Pinguine“ hatte überlebt und demonstrierten ihre Überlebensstrategie. Für das Gelände des ehemaligen Munitionsdepots hatten die Wildberger verschiedene Vorschläge. Eine froh-rensische Klinik oder Shisha-Schule würde sich dort gut machen. Die verschiedenen Garden zeigten ihr ganzes tänzerisches Können in Show- und Gardetänzen. Zu Besuch eilten die Torwache Ründeroth und das Kinderprinzenpaar Fibi I. und Paulina I. der Waldbröler KG herbei. Zu späterer Stunde durften auch die Herren der Schöpfung mitfeiern, im Gegensatz zu Moderator und Präsident Leander Zielenbach. Er war von Anfang an dabei. 

Wer kennt den peinlichen Hula Tanz in Dirty Dancing von Jane Brucker nicht? Den konnten die Frauen der „Hohler Bären“ bei weitem besser und legten in grellbunten Baströckchen eine kesse Sohle aufs Parkett. 250 jecke und kunterbunt kostümierte Wiever in der Vollmerhausener Schützenhalle jubelten ihnen zu und forderten eine Zugabe. Die Hohler Hupfdohlen standen den Bären-Frauen in nichts nach. Zwar waren die „alten Damen“ auf Krücken, Gehstöcke und Hilfe beim Treppensteigen angewiesen. Doch  kaum ertönte „Gangnam Style“ und „Single Ladies“, da fielen die Gehhilfen und die „Seniorinnen“ rockten hüftschwingend die Bühne.


[Hula-Tanz vom Feinsten zeigten die Hohler Bärinnen.] 

Zuvor hatte das Männerballett KKL mit viel nackter Haut die Stimmung angeheizt, und auch die Ründerother Torwache gab ihr Bestes. In der Bütt diskutierten und sinnierten die Bärinnen Rita Jonen und Petra Heynen über zwischenmenschliche Probleme. Denn die kann es nur geben, wenn der Mann in Rente geht, die Kinder aus dem Haus sind und noch zu allem Überfluss der Hund stirbt. Das forderte die Lachmuskeln der närrischen Weibermeute. Nicht fehlen durfte die hauseigene und jetzt traditionelle Viaduktwache, die sich selbst auf die Schippe nahm. Hochherrschaftlichen Glanz zum 20-jährigen Bestehen der Hohler Bären brachten die Prinzenpaare vom RKV Ründeroth und KV Bielstein in die bis auf den letzten Platz besetzte Hütte. Die Sitzung mit zahlreichen Höhepunkten moderierte souverän der neue Sprech-Bär Frank Ziegeweidt  mit Tochter Jessica.

Fantasievoll und mit viel Liebe zum Detail waren die 320 Frauen und drei Männer in der Marienheider Jahnhalle verkleidet. Beim traditionellen Heier Lady Karneval, dem Höhepunkt in der Session, sind Männer im Publikum unerwünscht. Einzige Ausnahme bilden die Priester sowie Bürgermeister Stefan Meisenberg, der die Sitzung sichtlich genoss. Die Katholische Frauengemeinschaft hatte wieder ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt und die Möhnen waren mit guter Laune angereist. In der familiären Affäre, bei der nicht selten drei Generationen Heier Mädels gemeinsam an den Tischen saßen, war die Stimmung direkt am Brodeln. Zwischen den einzelnen Auftritten hakte man sich immer wieder beim Tischnachbarn zu den „Schunkel-Runden“ ein.



Gisela Cremer führte wie gewohnt durch das vollgepackte Programm und bereits beim Einzug des Organisationsteams standen die ersten Weiber auf den Stühlen. Die ersten externen Gäste kamen von der Ründerother Karnevalsgesellschaft und nahmen sich viel Zeit. „Die sind schuld, wenn es wieder heißt, dass das Marienheider Programm zu lang war“, scherzte Cremer, als man bereits nach Punkt zwei im Verzug war. Kein Lady-Karneval op d‘r Hei findet ohne Büttenrednerin Petra Wiehe statt, die auf die Ereignisse des abgelaufenen Jahres einging und sich sehr über den Besuch des Bürgermeisters freute, konnte man ihm so noch besser auf die Finger schauen.
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